Für die Abstimmung betreffend Fensterfabrik Hagendorn gilt: Nur zweimal Ja bedeutet Ja

Die Allianz der Befürworter der Erweiterungspläne ist breit. Das zeigt auch eine Pressekonferenz.

Raphael Biermayr
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Der Gemeinderat Cham steht hinter dem Projekt der Firma Baumgartner in Hagendorn. Die Behörden sprachen den Firmenverantwortlichen wiederholt Lob für deren Bereitschaft zur Mitarbeit und zur Erfüllung der Vorgaben von Kanton und Gemeinde aus. Zudem würde die Fensterfabrik nach der Annahme unter anderem auf eigene Kosten den Allmendbach über ihr Land leiten lassen und dort im Rahmen einer Renaturierung offenlegen, ausserdem den bestehenden Wanderweg dem Firmengrundstück entlang ausbauen und der Gemeinde Land für die Erweiterung des Spielplatzes Lorzenparadies abtreten.

Die Produktionshalle (rechts) soll künftig bis zur Frauentalstrasse reichen.

Die Produktionshalle (rechts) soll künftig bis zur Frauentalstrasse reichen.

Bild: Patrick Hürlimann (Hagendorn, 27. Oktober 2020)

Die Firma Baumgartner Fenster in Hagendorn hat sich mit ihren Holzmetall-Fenster und -Hebeschiebetüren einen Namen gemacht und setzt eigenen Angaben zufolge 100 Millionen Franken um. Mit rund 300Mitarbeitern ist sie der grösste Produktionsbetrieb in Cham. Um, wie die Verantwortlichen sagen, mit der Marktentwicklung Schritt halten zu können, ist nach 2004 erneut ein Ausbau geplant. Die Produktionshalle soll nach Norden zur Frauentalstrasse hin sowie in den Boden vergrössert werden. Ausserdem sollen die Bürogebäude entlang der Flurstrasse neu gebaut und ebenfalls nach Norden hin vergrössert werden. Der Bau kostet nach Angaben der Firma einen dreistelligen Millionenbetrag und wird durch die höhere Belehnung von Immobilien ermöglicht.

Am 29.November werden die Stimmenden Chams über die dafür nötigen Änderungen des bestehenden Bebauungsplans sowie des Zonenplans befinden. Nur wenn beiden Änderungen zugestimmt wird, kann Baumgartner Fenster diese Ausbaupläne weiterverfolgen.

Bürgerliche und Gewerbe stehen dahinter

Auch der Gewerbeverein Cham sowie die Parteien CVP, FDP, GLP und SVP sind für den Ausbau. Der GLP-Präsident Claus Soltermann sagte an der gestrigen Pressekonferenz beim Unternehmen (siehe Box am Ende des Texts): «Wir sind überzeugt, dass es sich hier um eine vorbildliche Verbindung von Wirtschaft und Umwelt handelt.» Überdies hat sich ein Ja-Komitee gebildet. In diesem Komitee finden sich mehrere lokale Fachleute und bekannte Persönlichkeiten, die für die Pro-Argumente – die Bedeutung der Arbeitsplätze für die Gemeinde, die Eingliederung des Bauvorhabens in die Natur sowie dessen grosse Innovationskraft – mit ihrem Namen einstehen. Zum Beispiel der gestern anwesende alt Gemeindepräsident Bruno Werder.

Information und Offenheit im Vorfeld

Trotz der breiten Unterstützung sehen die Baumgartners die Abstimmung offensichtlich nicht als Selbstläufer an. In den vergangenen Jahren führten sie zahlreiche Informationsveranstaltungen und Mitwirkungsanlässe dazu durch. Kürzlich warben zudem Vertreter der beiden Komitees öffentlich für ein Ja. Darüber hinaus sind in diesem Jahr mehrere Artikel zur Fensterfabrik erschienen, naheliegenderweise vor allem im – in alle Haushalte verteilten – Magazin «Chomer Bär», kürzlich jedoch sogar in der NZZ.

Stefan Baumgartner, der exekutive Verwaltungsratspräsident des Fensterbauers, ist der Ansicht, dass «die positiven Stimmen überwiegen». Er nimmt die Kritiker aber wahr und begegnet ihren Argumenten offen und ist durchaus bemüht, Abhilfe zu schaffen. Dafür steht das freiwillige Tempolimit von 20 Stundenkilometern der Lastwagen auf der Flurstrasse.

Was eine Ablehnung der Abstimmung für Folgen bezüglich Marktposition und Arbeitsplätzen hätte, kann Baumgartner nicht sagen. Einen Plan B für den Fall einer Ablehnung der Abstimmungsvorlagen existiere jedenfalls nicht. Man habe sich ganz und gar auf das vorliegende Projekt konzentriert. Läuft alles nach Plan der Firma, sollen von Sommer 2021 bis Sommer 2024 die Bauarbeiten erfolgen. 2025 soll der Innenausbau abgeschlossen sein – pünktlich zum 200-Jahr-Jubiläum.