Im Urserntal läuft weiterhin sehr viel. An der Talgemeinde der Korporation Ursern in Hospental wurde unter anderem eingehend über einige geplante Grossprojekte orientiert.
Lanciert wurde der am Sonntag abgehaltene, wichtigste Event der Korporation Ursern wie gewohnt durch einen feierlichen Einzug. Angeführt durch die Feldmusik Andermatt und Fahnenträger marschierte der Tross, zu dem nebst Vertretern der Korporation auch geladene Ehrengäste gehörten, vom Hotel Gotthard bis zur Kirche. Auf dem für nicht Stimmberechtigte abgesperrten Platz vor dem Gotteshaus ging dann bei zwar bewölkten, aber trockenem Wetter die Versammlung in Form einer Landsgemeinde über die Bühne.
Zunächst kam Talammann Erwin Nager auf einige aktuelle Themen kurz zu sprechen. «Es läuft sehr viel, in unserem Tal, und häufig ist die Korporation Ursern involviert. Der Talrat und auch die Verwaltung sind stark gefordert», betonte er einleitend. Zudem wies er darauf hin, dass zurzeit 583 stimm- und wahlberechtigte Talbürgerinnen und Talbürger im Urserntal wohnen.
Nager ging auch auf die Entwicklungen auf dem Oberalppass ein. Dort wurden im letzten Herbst die Militärunterkünfte zurückgebaut. Eine Arbeitsgruppe entwickelte in einem ersten Schritt eine Vision zur künftigen Nutzung und legte das grobe Vorgehen fest.
Inzwischen ist gemäss Nager eine IG Zukunft Oberalppass aus der Taufe gehoben worden. «Bis Ende dieses Jahres soll ein Nutzungskonzept erarbeitet werden. Falls es eine Einigung gibt, kann die Planung abgeschlossen und frühestens im nächsten Jahr mit den Arbeiten begonnen werden», sagte der Talammann und ergänzte: «Der Verkauf von Grundeigentum kommt aufgrund der rechtlichen Grundlagen der Korporation nicht infrage. Es soll vor allem ein Korporationsnutzen in den Vordergrund gestellt werden. Zudem sollen die Talbürgerinnen und Talbürger miteingebunden werden.»
Im Zentrum der Talgemeinde standen die Rechnungen der Korporation und des Elektrizitätswerks Ursern (EWU), die völlig unterschiedlich abschnitten, jedoch beide grossmehrheitlich genehmigt wurden. Die Korporation Ursern konnte ein gutes Jahresergebnis präsentieren. Abgeschlossen wurde das Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 3233 Franken. Dies nach Abschreibungen und Wertberichtigungen von rund 326’000 Franken.
Das EWU realisierte 2022 einen Verlust von rund 2,55 Millionen Franken. «Dieser ist die indirekte Folge der geopolitischen Krise in Europa, die zu extremen Verwerfungen an den Stromgrosshandelsmärkten und signifikanten Korrekturen an den Finanzmärkten führte», erklärte EWU-Verwaltungsratspräsident Markus Christen. Die Turbulenzen im Stromhandelsmarkt hätten zusammen mit der wetterbedingt tiefen Eigenproduktion zu höheren Beschaffungs- und Materialaufwendungen geführt. Der markante Kostenanstieg habe durch den ebenfalls wesentlich höheren Nettobetriebsertrag nicht kompensiert werden können.
Beim Finanzvermögen führten gemäss Christen primär Buchverluste als Folge der Korrekturen an den Finanzmärkten zu einem Minus im Finanzergebnis von rund 672’000 Franken. «Das vergangene turbulente Jahr hat auch beim EWU sichtlich negative Spuren im Jahresabschluss hinterlassen», so Christen und weiter: «Aber festzuhalten ist, dass das EWU ein äusserst solides Unternehmen mit ausgezeichneter Kapitalisierung ist. Bei einer Bilanzsumme von 54 Millionen verfügt es über ein Eigenkapital von satten 47,8 Millionen Franken.»
Der Verwaltungsratspräsident wies darauf hin, dass das EWU Massnahmen eingeleitet habe, um zukünftigen Verwerfungen am Strommarkt weniger ausgeliefert zu sein. So sei geplant, die Eigenproduktion in den nächsten Jahren massiv auszubauen und parallel dazu die Energiewirtschaft zu professionalisieren. Den geplanten Ausbau des Windparks auf dem Gütsch bezeichnete er «als einmalige Chance für die Talschaft, die Strommarktabhängigkeit zu reduzieren». Vorgesehen ist, drei der vier bestehenden Windenergieanlagen durch leistungsfähigere Produkte zu ersetzen und zudem drei neue Anlage zu bauen. Die voraussichtliche Jahresproduktion von 24,5 Gigawattstunden ermögliche es, 4500 Haushalte mit erneuerbarer, sauberer, einheimischer und hauptsächlich im Winter produzierter Energie zu beliefern.
Das entsprechende Kreditbegehren soll im kommenden Herbst der Talgemeinde vorgelegt werden mit dem Ziel, den Ausbau im Frühjahr 2025 zu starten. «Es gibt noch einige Hürden zu nehmen für eine erfolgreiche Projektrealisierung», betonte Christen und fügte an: «Nach den aktuellen Kostenermittlungen belaufen sich die Investitionskosten auf rund 25 Millionen Franken, wobei ein Förderbeitrag des Bundes von 60 Prozent abgezogen werden kann.»