60 Lebensjahre, 60 Eigenkompositionen: zwei Gründe für eine aussergewöhnliche CD-Produktion. Komponist und Dirigent André von Moos findet es «ein besonderes Erlebnis», Melodien zu hören, die er selber zu Papier gebracht hat.
Primus Camenzind
Am Samstag feiert der erfolgreiche Jodelkomponist und -dirigent André von Moos seinen 60. Geburtstag mit einem Konzert und einer CD-Präsentation mit 60 Werken aus seiner Feder – darunter auch ein paar bisher unveröffentlichte. Interpreten und Gäste aus der ganzen Schweiz sind zur Vorstellung dieses Gesamtwerks eingeladen. Wir sprachen mit ihm über sein grosses Schaffen und seine Freude am Komponieren.
André von Moos, könnte die Tatsache, dass Sie auf Ihr Gesamtwerk zurückblicken, bedeuten, dass Sie mit dem Komponieren aufhören?
Ich mache natürlich weiter, es sind inzwischen schon wieder neue Jodellieder entstanden, es haben sich Skizzen angesammelt, und daran arbeite ich je nach Zeit, Lust und Laune.
Welche Tatsache setzte in Ihrem Inneren das aktuelle CD-Projekt in Gang – Ihr 60. Geburtstag oder Ihr kompositorisches Gesamtwerk?
Gesang zu hören oder gar selber zu pflegen, tut der Seele gut. Ein besonderes Erlebnis ist es für mich, Melodien zu hören, die ich selber zu Papier gebracht habe.
Sie machen sich also Ihr eigenes Geburtstagsgeschenk?
Es ist natürlich mehr als das! Eine Auslegeordnung meiner Lieder zusammen mit Walter Fölmli, dem Tonmeister von Phonoplay in Adligenswil, ergab vor ungefähr zwei Jahren, dass ich 60 Eigenkompositionen geschrieben habe. Und zu meinem Sechzigsten wollte ich eh ein Fest machen. Die Idee, mein Gesamtwerk in Form von vier CDs zu veröffentlichen, war somit geboren.
Die auf Tonträgern verewigten Melodien betiteln Sie mit «Seeläspiägel». Weshalb?
Ich habe den Eindruck, dass man Melodien gar nicht erfinden kann. Sie ergeben sich je nach Stimmung und Gemütsverfassung, in der man sich befindet. Es spiegelt sich also die Seele. Mit den Themen «Mänschä», «Heimat», «Andacht» und «Bärgwält» erzielte ich eine möglichst passende Aufteilung auf die vier CDs. Natürlich kann man das Emotionelle in den Liedern nicht exakt kategorisieren.
Der «Steinmanndli-Juiz», Ihr wohl bekanntester Juiz, kommt auf allen CDs vor, in unterschiedlichen Versionen. Verträgt dieser Juiz so etwas überhaupt?
Die Version des Jodlerklubs Fruttklänge aus Kerns ist für mich das eigentliche Original. Nicht zuletzt, weil ich den Klub damals dirigiert habe. Die restlichen drei Versionen zeigen nur, dass dieser Juiz landauf, landab vielseitig interpretiert wird: als Blaskapelle, als Duett mit Panflöte und sogar von der Obwaldner Huismuisig mit Geige und dem australischen Didgeridoo. Ich will übrigens zeigen, dass ich auch beim Jodel Neuigkeiten gegenüber sehr offen bin.
Rund 30 Stücke Ihrer Kollektion wurden schon früher aufgenommen, die andere Hälfte ist neu eingespielt. Gibt es des beträchtlichen Zeitrahmens wegen nicht merkliche Qualitätsunterschiede?
Solche sind akustisch nur bei wenigen Liedern wahrnehmbar. Technische Anpassungen waren kaum nötig und wenn, dann nur beschränkt möglich. Ältere Aufnahmen schätze ich persönlich als Zeitdokumente. Ein Beispiel: «Abschied vo der Alp» wurde vom Jodelklub Sarnen 1992 eingespielt.
Sie bezeichnen sich als zeitgenössischen Jodelkomponisten. Was ist darunter zu verstehen?
Wie bereits gesagt, bin ich stilistisch recht offen. Musikalisch ausgedrückt, liebe ich die Modulation, wechselnde Harmonien und Akkorde in Dur- und Moll-Klängen. Es darf auch einmal ein synkopischer, im Jodelgesang kaum üblicher Rhythmus dazukommen. Tradition ist mir aber ebenso wichtig, beispielsweise die saubere Tracht bei einem Auftritt.
Offen, zeitgenössisch ... Sorgt das für Nachwuchs in der Jodelszene?
Es sind weniger die musikalischen Strömungen, welche junge Menschen fürs Jodeln begeistern. Wenn es die Führung eines Jodelklubs schafft, im Verein eine von echter Freude geprägte Stimmung zu erzeugen, ist das viel wichtiger.
Ihr Aufwand für das Projekt «Seeläspiägel» ist riesengross. Wie schaffen Sie das?
Hätte ich vor zwei Jahren, als ich mich an das Projekt wagte, gewusst, was alles auf mich zukommt ... Ich weiss nicht, ob ich den Mut dazu aufgebracht hätte. Heute habe ich mein Ziel mit Zuversicht vor Augen.
Sie erhalten auch viel fremde Hilfe. Woher kommt die?
Von der öffentlichen Hand und von Sponsoren und Gönnern werde ich finanziell beachtlich unterstützt. Ich ging aber schon immer davon aus, dass mich mein 60. Geburtstag unter dem Strich auch persönlich etwas kosten darf!
Wie hoch ist die Auflage der Vierfach-CD «Seeläspiägel»?
Termingerecht sind 1500 Stück bei mir zu Hause eingetroffen. Allen Mitwirkenden an den Neuaufnahmen und am Konzert, es sind gegen 300 Personen, will ich ein Exemplar schenken. Ausserdem hoffe ich natürlich auf lebhaften CD-Verkauf, sowohl an der Präsentation vom Samstag wie auch in der Zukunft.
Hinweis
Samstag, 11. Februar, 17 Uhr: Jodlerkonzert mit CD-Präsentation in der Kollegikirche, Sarnen. Rund 15 Jodlerklubs, Kleinformationen und Instrumentalgruppen. CD-Verkauf vor Ort. Türkollekte.