Ums Erwachsenwerden, um Geschwisterbeziehungen und den Umgang mit Teenies geht es in «Die zertanzten Schuhe». Regisseur Ueli Blum stellte das Konzept der Märli-Biini vor – Bühnenbildner Adrian Hossli platzierte dabei einen speziellen Aufruf.
Marion Wannemacher
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Frauen werden beim neuen Stück der Märli-Biini auf ihre Kosten kommen. Es geht um jede Menge Schuhe. Bühnenbildner Adrian Hossli hat ganz konkrete Vorstellungen. «Wir brauchen über 1000 Schuhe, und zwar Damenschuhe mit einer gewissen Eleganz. Es soll eine richtige Schuhorgie werden. Schon beim Rathausplatz soll es Schuhe geben, im Foyer des Theaters, im Treppenhaus, überall.» Per Aufruf wolle man die Schuhe sammeln und gemeinsam verzieren, kündigt Hossli an der Konzeptvorstellung der Märli-Biini an.
Denn um einen Haufen verschlissener Schuhe geht es in der diesjährigen Produktion. Dieses Jahr soll das Grimm-Märli «Die zertanzten Schuhe» auf die Bühne gebracht werden. Regisseur Ueli Blum, der zum ersten Mal für die Märli-Biini arbeitet, hatte mehrere Gründe, sich für dieses Märli zu entscheiden: «Es ist ein sehr poetisches Stück, es ist ein weibliches Stück, und es ist die Geschichte von drei Frauen, die erwachsen werden.»
Ueli Blum, der sich bereits durch verschiedene Produktionen bei der Theatergesellschaft Stans einen Namen gemacht hat («Anne Bäbi im Säli», «Molière», Dürrenmatts «Frank der Fünfte»), möchte mit dem Märli die Zuschaucher auf verschiedenen Ebenen ansprechen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Als Vater von zwei Jugendlichen wisse er um die Frage: «Wie gehe ich mit meinen jugendlichen Kindern um?» Blum hat den Text neu verfasst und in Reimform gebracht.
Im Stück gibt es den Hof des Sonnenkönigs (Ueli Jurt) und das Reich der Königin der Nacht (Maria Minutella). Die Frau des Sonnenkönigs ist gestorben, und der Witwer muss sich mit seinen drei pubertierenden Töchtern Iphigenie (Sarah Sophia Wiedemar), Isabella (Lena Spichtig) und Isolde (Michèle Odermatt) herumschlagen. Weil er leidet, verbietet der König im ganzen Reich die Musik und das Tanzen.
Das Grimm-Märli «Die zertanzten Schuhe» beginnt mit einem Rätsel: Warum sind die Prinzessinnen jeden Morgen so müde und verbrauchen Unmengen von Schuhen? Ein vom Leben gezeichneter Soldat (Marcello Gariglio) entscheidet sich, die Herausforderung anzunehmen und das Rätsel zu lösen. Falls es ihm gelingt, soll er reich belohnt werden mit der Hand der Königstochter und dem Königreich, falls nicht, droht ihm der Henker. Durch die zwielichtigen Gestalten Fuchs (Karin Petter) und Bär (Alicia Odermatt) gelangt der Soldat an Zauberattribute, die ihm bei seiner Aufgabe helfen werden. Dass auch die Liebe noch ein gewaltiges Wort mitspielen wird, kann sich jeder eingefleischte Märchenfan vorstellen.
Das Ensemble ist eine Mischung aus bewährten Spielern und Neubesetzungen.
Wieder dabei ist Roman Glaser, der bereits für die Musik im «Froschkönig» vor zwei Jahren verantwortlich war. Er hat sich einiges vorgenommen: «Ich werde aus dem Vollen schöpfen und Leitmotive einführen, die immer wieder auftauchen.» An der Konzeptvorstellung am Samstag gab er überzeugende Kostproben. Ist das Märli ein Musical? «Das nicht, aber ein Theaterstück mit Songs, mit recht viel Musik», sagt Glaser.
Bühnenbildner und Künstler Adrian Hossli überzeugt bereits an der Konzeptvorstellung mit dem durchdachten Bühnenbild, das er als Modell präsentiert. Hossli, der am Kollegitheater Sarnen lange Jahre Regie geführt hat, legt vor allem Wert auf die Wechsel: «Die müssen fliessend sein.» Die Bühne ist ein grosser offener Raum. Drei fahrbare baumähnliche Elemente sollen durch das Lichtkonzept von Ueli Binggeli zu verschiedenen Wäldern, also Spielorten, werden. Die Bühnenelemente sind transparent und wirken durch die Beleuchtung. «Es sollen Lichträume entstehen», erklärt Adrian Hossli.
Bereits seit sechs Wochen ist man am Proben, am 23. September ist Premiere, erklärt Regisseur Ueli Blum. Sarah Sophia Wiedemar als älteste Prinzessin ist dieses Jahr neu mit dabei: «Von klein auf gehe ich jedes Jahr in die Märli-Biini. Eigentlich wollte ich schon früher mitmachen, dieses Jahr hat es sich ergeben», freut sich die 23-jährige Stanserin. Ihre «Schwester» im Märli, Michèle Odermatt, die die kleine Seejungfrau gespielt hat im «Froschkönig», beim «Zauberer von Oz» und im «Blauen Licht» dabei war, ist einfach gern in der Märli-Biini: «Wir sind wie eine Familie, jeder hilft jedem. Wir haben eine megaschöne Gemeinschaft und eine tolle Zusammenarbeit.»