Der einst beliebte Waldslalom ist aus der Wettkampfagenda komplett verschwunden. Vieles ändert sich, auch das Klima.« Ich meinti»-Kolumnistin Ruth Koch ist überzeugt: «Was wir dringend brauchen, sind Trockenübungen.»
Die ideale Linienwahl war entscheidend. Stopper musste man vermeiden. Natürlich brauchte es eine gute Beintechnik, um die variantenreichen Kurven zu kriegen. Ein ausgeprägter Kampfgeist sowie starkes Stehvermögen waren unabdingbar, wenn man in die vorderen Ränge kommen wollte.
Das Material hingegen blieb eher nebensächlich. Die Kleidung brauchte weder aerodynamisch noch windschlüpfrig zu sein. Doch an den Schuhsohlen war ein markantes Profil hilfreich. Das war dringend nötig, denn der Wettkampf fand im Wald statt. Bäume und Felsbrocken dienten als unverrückbare Torstangen. Waldslalom wurde diese Sport genannt.
Der Waldslalom kam in den Siebzigerjahren auf und wurde von einigen Skiclubs jeweils im Herbst durchgeführt, so in Werthenstein, in Hergiswil sowie im Kernwald. Ja, richtige Trockenübungen waren es. Nicht auf Schnee, nicht mit Skiern, nicht mit richtigen Torstangen. Die Jungs und Girls vom Lande, die sich im Alltag in den Steilhängen auskannten, brachten auf dem unebenen Gelände Vorteile mit ins Rennen.
Die harte Konkurrenz für unsere Leute aus Dallenwil kam denn auch von Unterschächen, Bürglen, Heiligkreuz oder Seelisberg. Weniger befürchten mussten wir von den Mitgliedern des SC Hergiswil. Die Wettkämpfe machten mir Spass. Der Erfolg der Dallenwilerinnen und Dallenwiler liess sich sehen. Vielen dienten die Läufe als Motivation, sich konditionell auf die Rennen auf der Skipiste vorzubereiten.
Der Waldslalom konnte sich als Sportart nicht durchsetzen. Bald verschwanden diese Wettkämpfe wieder aus dem Sportkalender. Ob es daran lag, dass bald alle Skiclubs mit ihrem Team schon in den frühen Herbstmonaten zum Training zu den Gletschern reisten und das schneelose Slalomrennen uninteressant machten? Ich weiss es nicht. Vielleicht gab es andere Gründe.
Überhaupt ist vieles nicht mehr, wie es einst war. Man denke zum Beispiel an den fehlenden Schnee. So trocken wie in diesem Winter war es noch selten. Zu warm und zu niederschlagsarm waren die letzten Monate. Vor allem die tiefer gelegenen Skigebiete haben zu kämpfen. Viele konnten erst spät die Lifte starten, obendrein mussten sie mit grünenden Wiesen schon wieder schliessen. Überraschend kommt dies ja nicht. Seit vielen Jahren zeichnet sich ab, dass es bergab geht mit dem winterlichen Spass. Schneekanonen mögen oft nur als «Pflästerli» wirken. Wir alle kennen sie, die Bilder von weissen, künstlichen Schneestreifen auf der grünen Wiese.
Was wir dringend brauchen, sind Trockenübungen. Damit meine ich nicht die oben genannten Trockenübungen, sondern dass wir lernen müssen, mit der Trockenheit umzugehen. Denn Bäche und Flüsse werden zu Rinnsalen, die Landwirtschaft bangt um Erträge, Wasserturbinen stehen still, die Tourismusdestinationen leiden. Doch ich meinti: Noch dringender müssen wir die richtigen Entscheidungen treffen und entsprechend handeln, damit sich diese Wetterextreme nicht noch mehr verschärfen. So finde ich es höchst lobenswert, dass sich junge Menschen ernsthaft Sorgen machen und Entscheidungen fordern.