Stadt Luzern
«Friede, Friede, Friede»: Junge Menschen aus Russland und der Ukraine musizieren gemeinsam in der St.-Karli-Kirche

Musikstudierende zeigen mit farbenreichem Spiel ihre Solidarität mit der Ukraine in der dicht besuchten St.-Karli-Kirche.

Gerda Neunhoeffer Jetzt kommentieren
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«Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.» (Victor Hugo)

Mariia Perekrestenko aus Kiew singt in der St.-Karli-Kirche.

Mariia Perekrestenko aus Kiew singt in der St.-Karli-Kirche.

Bilder: Nadia Schärli (Luzern, 6. März 2022)

Musik verbindet Menschen, reicht über alle Unterschiede und Sprachen hinaus. Im Solidaritäts-Konzert für die Ukraine am Sonntagabend in der St.-Karli-Kirche Luzern zeigt sich das unglaublich eindrucksvoll. Spontan haben sich 20 Musikerinnen und Musiker aus neun Ländern zusammengetan, um miteinander für den Frieden zu spielen. Sie haben sich kurzfristig zu einem Konzert mit anspruchsvoller Musik in verschiedensten Besetzungen entschlossen.

Die Bänke der St.-Karli-Kirche waren voll.

Die Bänke der St.-Karli-Kirche waren voll.

Junge Menschen aus der Ukraine, Russland und Weissrussland verbinden sich zum Trio. Jede Kombination von Musizierenden aus diesen drei Ländern miteinander und mit Armenien, Kasachstan, Polen, Bulgarien, Ungarn und Tschechien ist möglich. In der Musik, im Verständnis füreinander, miteinander. Und die vielen Besucherinnen und Besucher werden unmittelbar und tief berührt von diesen friedlichen Botschaften.

Anna Zaychenko und Artem Markaryan am Klavier.

Anna Zaychenko und Artem Markaryan am Klavier.

Urban Frye, der unter anderem das Klanghotel initiierte, hat dieses aussergewöhnliche Konzert ins Leben gerufen. Für die Studierenden ist es wichtig, in all den Gedanken an das schreckliche Geschehen in ihrer Heimat und die Angst um ihre Angehörigen ein Zeichen zu setzen. Das gelingt ihnen an diesem Abend mit jeder Note. Innig, aus ganzer Seele heraus spielen sie. Wie ein roter Faden zieht sich Musik von Rachmaninow durch das Programm. Sein 1. Trio mit elegischer Melodik, der dritte Satz aus seiner Sonate für Cello und Klavier, hier auf dem Kontrabass gespielt, und die berühmte Vokalise tauchen tief in das Wechselspiel zwischen Dur und Moll, zwischen Licht und Schatten. Man wird in die Weite einer klingenden Landschaft entführt, die keine Grenzen kennt. Über alle Grenzen hinweg wird zusammen musiziert, ausdrucksvoll, leidenschaftlich, mit farbigen Klängen, die sich zu einer Botschaft finden: Frieden.

Zehn Geflüchtete betreten Kirche während des Konzertes

Der Theologe Herbert Gut von der St. Johanneskirche Luzern sagt in seiner kurzen Ansprache, man finde keine Worte für den Krieg in der Ukraine, aber in der Musik klinge die Sprache des Herzens: «Wir alle haben Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit». Dass kurz nach Beginn des Konzertes zehn aus der Ukraine geflüchtete Künstlerinnen in das Solidaritätskonzert kommen, zeigt allen ganz nah die unfassbare Wirklichkeit.

Ergriffen lauscht das Publikum lauscht den Klängen der Musizierenden.

Ergriffen lauscht das Publikum lauscht den Klängen der Musizierenden.

Alt-Stadtpräsident Urs W. Studer spricht über die dringende Notwendigkeit, zu helfen; die Kollekte des Konzertes geht direkt an die Glückskette. Und die Musik verbindet Ausführende und Hörende. Es erklingen ukrainische Volkslieder, rumänische Volkstänze von Bartok, und das Prelude op. 48 des ukrainischen Komponisten Reinhold M. Glière zu vier Händen endet nach impressionistisch anmutenden Klangkaskaden in hoffnungsvollem Dur. Am Ende des langen Konzertes spielen alle zusammen «Song oft the birds, Peace» von Pablo Casals, das dieser 1971 vor den Vereinten Nationen spielte, als er die Friedensmedaille bekam. Er sagte dazu: «Die Vögel am Himmel singen Friede, Friede, Friede». Ein bewegender Abschluss eines bewegenden Konzertes.

Mariia Perekrestenko (Gesang) und Lilija Mitronina (Klavier) bei ihrem Auftritt.

Mariia Perekrestenko (Gesang) und Lilija Mitronina (Klavier) bei ihrem Auftritt.

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