Trotz Fernunterricht haben die Studenten der Uni Luzern mehr Zeit. Diese können sie nutzen, um mit Senioren zu telefonieren oder für sie Einkäufe zu tätigen. Bei Professor Walter Fellmann laufen die Fäden zusammen.
Bleiben Sie zu Hause! Der Aufruf der Behörden an alle Schweizerinnen und Schweizer ab 65 ist so deutlich wie einschneidend. Schliesslich müssen sich nun auch Senioren helfen lassen, die fit und gesund sind. Doch die Solidarität der Jüngeren ist riesig, wie die zahlreichen Hilfsaktionen zeigen.
Eine dieser Aktionen wird mit diesem Artikel lanciert. Sie nennt sich «eine*r für alle und alle für eine*n» und stammt von der Universität Luzern. Genauer: von Walter Fellmann, 64-jähriger Rechtsanwalt aus Meggen, Professor für Recht und Privatrecht an der Uni Luzern. Ab Samstag können Seniorinnen und Senioren auf die Nummer 041 229 50 54 anrufen oder an die Adresse nachbarschaftshilfe@unilu.ch ein E-Mail schreiben. Das Telefon wird täglich von 10.30 Uhr bis 15 Uhr bedient. Geografisch wird der Kanton Luzern abgedeckt, geholfen werde bei Bedarf aber allen Senioren.
Fernsehbeitrag und verschärfte Massnahmen gaben Ausschlag
Die Wünsche und Bedürfnisse werden entgegengenommen und an die Studenten weitergegeben. Walter Fellmann sagt:
«Unsere Studierenden sind für Sie da, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, wenn Sie Medikamente benötigen oder Einkäufe getätigt werden müssen.»
Die Idee zur Aktion hat sich laut dem Juristen in mehreren Phasen entwickelt. Zuerst habe im Fernsehen eine ältere Dame aus Nidwalden gesagt, sie fühle sich alleine; immerhin verabrede sie sich jeweils am Montag zu einem Telefon-Kaffeekränzchen. Dann hat der Bundesrat an der Medienkonferenz vom 16. März bekannt gegeben, dass er die Massnahmen verschärft. «Zu diesem Zeitpunkt dachten meine Töchter und ich, dass die Seniorinnen und Senioren noch mehr allein sind und wir etwas tun müssen.»
Fellmann, seine Frau und die vier erwachsenen Töchter tauschen sich fleissig über Whatsapp aus. Ihnen wird immer mehr bewusst, wie unterschiedlich die Welten von Jungen und Senioren sind. Allein die Digitalisierung an der Uni Luzern ist zwar gezwungenermassen rasch, aber auch problemlos erfolgt.
Telefon verbindet Senioren und Studenten
Der Fernunterricht ermöglicht den Studenten mehr Flexibilität. Vorlesungen können von zu Hause aus verfolgt werden, zum Teil stehen sie als Podcast zur Verfügung und können zu einer beliebigen Zeit angeschaut werden. Über eine Plattform seien Dozenten und Studenten miteinander verbunden. Mit den Studenten will Fellmann jetzt auch die Seniorinnen und Senioren verbinden. Nachdem eine telefonische Anfrage hereingekommen ist, wird diese samt Kontaktdaten auf die universitätsinterne Plattform gespiesen, wo sich die Studenten die «Aufträge» aussuchen können.
Diese Vorgehensweise ermöglicht es laut Fellmann auch, dass sich die Studenten untereinander Tipps geben und sich aushelfen können. «Hier zähle ich auch auf die Kreativität der Studentinnen und Studenten.» Darüber hinaus haben Fellmanns Töchter zwei Merkblätter verfasst; eines mit Tipps im Umgang mit älteren Menschen, eines mit den wichtigsten Sicherheitsregeln im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Von Anfang an unterstützt wurde Walter Fellmann von Universitätsrektor Bruno Staffelbach und Generalsekretär Wolfgang Schatz.
Rektor: Den Idealen Taten folgen lassen
Bruno Staffelbach sagt auf Anfrage: «Als humanwissenschaftliche Universität müssen wir unseren Idealen gerade in der jetzigen Situation Taten folgen lassen!» Viele Studenten und Mitarbeiter der Uni Luzern leisten Dienst in Spitälern, bei der Armee, im Zivilschutz und Zivildienst.
«Von besonderer Bedeutung ist aber das freiwillige Engagement von uns allen. Es braucht jede Hand und jedes Wort, die helfen können.»
Die Initiative von Walter Fellmann gehe mit gutem Beispiel voran. «Ich hoffe und wünsche, dass ihr viele folgen – als Zeichen, dass die Uni nicht nur forscht und lehrt, sondern für uns alle da ist. Ich mache auch mit.»
Wie sich Seniorinnen und Senioren fühlen können, weiss Fellmann genau. Seine Mutter ist 95 und erfreue sich bester Gesundheit. Sie halte sich strikt an die Regeln und habe im Gegenzug drei Zettel mit Hilfsangeboten im Briefkasten gehabt. Fellmann: «Die Solidarität ist riesig. Auch darum können sich Seniorinnen und Senioren auf den Aufruf verlassen: Bleiben Sie bitte zu Hause.»