Heute beginnt das neue Hochschulsemester. Wir fragten bei den drei grossen Luzerner Institutionen nach, welche drei Themen sie in diesem Jahr besonders beschäftigen werden.
Ismail Osman
ismail.osman@luzernerzeitung.ch
Die Hochschule Luzern (HSLU) blickt heuer auf ihre Anfänge zurück und macht sich über ihre Zukunft Gedanken.
1997 als Fachhochschule der Zentralschweiz gegründet, reichen die Wurzeln der Institution weit zurück, zum Teil bis auf 140 Jahre. 2007 wurden die Teilschulen der FHZ, Technik & Architektur, Wirtschaft, Soziale Arbeit, Design & Kunst und Musik organisatorisch als Departemente unter dem Dach der «Hochschule Luzern – Fachhochschule der Zentralschweiz» zusammengeführt. «Die Schweizer Fachhochschulen gehen auf eine Bundesinitiative zurück, die 1996 zum eidgenössischen Fachhochschulgesetz führte», sagt HSLU-Rektor Markus Hodel. «Die Fachhochschulen erfüllten das Bedürfnis des Landes nach hoch qualifizierten Fachkräften und anwendungsorientierter Forschung», erklärt Hodel das rasante Wachstum der Hochschule. Startete man vor zwanzig Jahren mit überschaubaren 293 Studentinnen und Studenten, so waren es vergangenes Jahr über 6000 (siehe Grafik).
Die Hochschule Luzern wird keine eigentliche Jubiläumsfeier veranstalten, sie hat jedoch ein «Jubiläumsmagazin» veröffentlicht (siehe Hinweis).
Vergangenen Juli wurde bekannt, dass die Luzerner Regierung vorhat, den Hochschulcampus Horw für 333 Millionen Franken auszubauen. Darin inbegriffen ist neben einem Neubau für die PH Luzern auch die Sanierung und Erweiterung des Departements Technik & Architektur der HSLU. Die Realisierung ist für Mitte der 2020er-Jahre vorgesehen. «Der Kanton ist im Lead – es ist für uns ein zentrales Projekt», sagt Hodel. «Die heutigen Räumlichkeiten werden von doppelt so vielen Studierenden und Mitarbeitenden belegt wie von den Gebäuden her ursprünglich vorgesehen.» Hodel erhofft sich vom Projekt auch eine Wirkung gegen aussen: «Es ist Tatsache, dass ein attraktiver Campus bei der Wahl der Studierenden eine gewichtige Rolle spielt.» Man sei im engen Kontakt mit dem Kanton. «Wir müssen aufzeigen können, was wir benötigen.» Kommt der Ausbau in Horw zu Stande, wäre es der Abschluss einer grossen Infrastrukturentwicklung: Vergangenes Jahr zog das Design & Kunst in die Viscosistadt in Emmenbrücke, das neue Gebäude des Musikdepartements befindet sich in Kriens im Aufbau, und bis 2019 soll das Informatikdepartement in Rotkreuz vom heutigen Provisorium in ein eigens gebautes Gebäude übersiedeln.
Die HSLU wird in den kommenden 20 Jahren verständlicherweise nicht mehr dieselbe Wachstumsexplosion durchleben wie in den ersten 20 Jahren. Zudem bestehen finanzielle Engpässe der öffentlichen Hand, was die Weiterentwicklung erschwert. In kleineren Schritten soll das Wachstum trotzdem weitergehen: «Wir haben erst letztes Jahr das neue Departement Informatik lanciert. Dieses bietet noch viel Potenzial», so Hodel. Ebenfalls grosse Möglichkeiten sieht Hodel in einem Ausbau an interdisziplinären Studiengängen – also solchen, die das Angebot der verschiedenen Departemente der Hochschule verbinden.
Das Jubiläumsmagazin finden Sie hier.
Uni Luzern: Fehlendes Organ
Die Universität Luzern steht seit einem Jahr unter der Leitung des Rektors Bruno Staffelbach. Er hat eine klare Vorstellung von der künftigen Identität der Uni.
Rektor Bruno Staffelbach kommt nach einem Jahr im Amt zum Schluss: «Wir sind eine kultur- und sozialwissenschaftliche Universität.» In diese Richtung müsse man sich künftig weiterentwickeln. «Unter den heutigen finanziellen Gegebenheiten müssen wir jedoch auf eigene Ressourcen zurückgreifen, das erlaubt uns keine grossen Sprünge», sagt er. Was wäre ein Sprung in die richtige Richtung? «Ein fehlender Teil ist ganz klar die spezialisierte Psychologie», so Staffelbach. «Idealerweise könnten wir unser jetziges Angebot mit Religions-, Organisations-, Rechts-, Wirtschafts- und Gesundheitspsychologie im Sinne einer kultur- und sozialwissenschaftlichen Universität abrunden.» Das sei für Praxis und Wissenschaft wichtig.
Ganz konkret laufen hingegen die Aufbauarbeiten für zwei Masterstudiengänge: der Joint-Master Medizin und das Masterstudium Wirtschaft. Ersteres entsteht in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und wird schon im Frühjahr 2018 Realität an der Uni Luzern. «Ab 2018 werden die 40 Studierenden, die heute in Zürich immatrikuliert sind, zunehmend häufiger in Luzern sein», sagt Staffelbach. «Ab 2020 werden sie dann auch in Luzern immatrikuliert sein.» Dies, weil die Studenten dann auch ihre Praktika an fünf Standorten im Kanton Luzern absolvieren werden (Kantonsspital, Paraplegikerzentrum Nottwil, Luzerner Psychiatrie, Hirslanden St. Anna und bei Hausärzten).
Bruno Staffelbach sieht in der fortschreitenden Digitalisierung des Wissens die Möglichkeit einer «Renaissance der persönlichen Universität». Die Art und Weise, wie die Unis Wissen vermitteln, werde zwar zunehmend digital. «Es braucht jedoch gerade in dieser Zeit Orientierungswissen – ein Youtube-Video kann keine medizinische Diagnose lehren», sagt Staffelbach. «In diesem Sinne wird das personalisierte Lernen wieder mehr Gewicht erhalten.» (io)
Pädagogische Hochschule: 100 Prozent Lehrplan 21
Der Lehrplan 21 beschäftigt die Pädagogische Hochschule (PH) – aber auch künftige Möglichkeiten geben zu reden.
Im Kanton Luzern gilt im Kindergarten bis zur 5. Klasse seit diesem Schuljahr der Lehrplan 21. Schrittweise wird er nun bis zur 9. Klasse weiter eingeführt. Für die PH hat sich die Sache aber noch längst nicht erledigt. «Im Gegenteil – wir sind sehr aktiv», sagt Rektor Hans-Rudolf Schärer. Es gilt, über die Kantonsgrenze hinweg Lehrpersonen mit dem neuen Lehrplan vertraut zu machen. «Bis 2021 werden wir rund 8000 Lehrpersonen in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden sowie Zug (Oberstufe) auf den Lehrplan 21 vorbereitet haben.»
Besonders die Fremdspracheninitiative, über die am nächsten Sonntag abgestimmt wird, ist von Bedeutung. Würde diese angenommen, würde voraussichtlich der Englischunterricht nur noch auf der Oberstufe stattfinden. Die PH hätte dann zwei Optionen: Entweder würde sie weiterhin Englisch in der Primarlehrerausbildung anbieten, aber ohne dass die Studierenden später im Kanton Luzern das Fach unterrichten können; oder Englisch würde in der Primarlehrerausbildung gestrichen, wodurch die PH Luzern nicht mehr alle Fächer im Angebot hätte, die in den Primarschulen der übrigen Schweiz unterrichtet werden. «In beiden Fällen wäre mit einem erheblichen Rückgang der Studierendenzahl zu rechnen», warnt Schärer. «Als Institution sind wir deshalb gegen diese Initiative.»
Auf dem geplanten Campus Horw (siehe Haupttext) soll dereinst auch die PH an einem zentralen Ort beheimatet sein. Damit würde ein lange gehegter Wunsch der Schule in Erfüllung gehen. «Wir sind heute auf über zehn Gebäude verstreut», sagt Schärer. «Das ist weder identitätsstiftend, noch ist es der Qualität und einem möglichst sparsamen Betrieb zuträglich.» Schärer sieht zudem auch inhaltliche Synergien zum Departement Technik & Architektur der HSLU – etwa im Bereich Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften. Man sei derzeit daran, im Auftrag der Regierung eine entsprechende Botschaft auszuarbeiten. (io)