Kolumne «Landauf, landab»
Theater oder doch eher Talstation?

Ist das neue Theater eher eine Talstation oder doch Kunst? Die Meinungen gehen auseinander – trotzdem sollte man alle akzeptieren, findet alt Nationalrat Ruedi Lustenberger.

Ruedi Lustenberger
Ruedi Lustenberger
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Ein Mix aus Hochregallager und Talstation einer Gondelbahn, so sehe das neue Theater in Luzern aus, heisst es in einem Leserbrief am 21. Dezember 2022 in dieser Zeitung.

Wir Entlebucher haben Erfahrung mit Talstationen. Bei uns in Romoos stand eine für das kürzlich zurückgebaute «Blaue Bähnli» zwischen Schwändi und Ober Länggrat; ein Zweckbau, schnörkellos und kostengünstig. Weitere Beispiele finden sich in Sörenberg oder in Marbach. Alle sind gleich konzipiert, die grosse Öffnung gegen den Berg ähnelt dem gefrässigen Maul eines hungrigen Löwen.

Die Leserbriefschreiberin hat mit ihrem Vergleich den Nagel auf den Kopf getroffen. Eine zweite doppelt nach; mit gesundem Menschenverstand könne sie beurteilen, ob der Neubau passe oder nicht. Fazit, er passt nicht. Schliesslich hält ein dritter dagegen, die Kommentare seien zum «Fremdschämen». Er kann nicht akzeptieren, dass es auch andere Meinungen gibt als die der weisen, unfehlbaren Jury, der er selber angehört.

Nirgends gehen die Meinungen weiter auseinander als bei der Kunst. «L’art pour l’art», so das Sprichwort über selbstgefällige Kunst und ihre «Künstler». Ob beim vorliegenden Fall wirklich Künstler am Werk sind, wird kontrovers beurteilt. Denn ein «Kunstwerk» kann per se nicht allen gleich gut gefallen.

Der Leserbriefschreiber schämt sich fremd für Leute, die nicht seiner Meinung sind. Ich erlaube mir, es ihm gleich zu tun. Aus der Vogelperspektive des Napfs schäme ich mich fremd für den «Fremdschämer» in Luzern.

Hinweis

Ruedi Lustenberger ist alt Nationalrat der Mitte aus Romoos. Am Freitag schreiben Gast­kolumnistinnen sowie Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.