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Zentralschweiz
Kanton Luzern
Zu den vier bestehenden Fakultäten sollen zwei neue hinzukommen. Dafür muss das Universitätsgesetz geändert werden.
Die Universität Luzern soll zwei neue Fakultäten erhalten: eine für Gesundheitswissenschaften und Medizin sowie eine für Verhaltenswissenschaften und Psychologie. Bereits heute existiert an der Uni das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin. Dieses soll zu einer Fakultät aufgewertet werden. Der Kantonsrat wird im Herbst über die Änderung des Universitätsgesetzes entscheiden, die für die Schaffung von neuen Fakultäten notwendig ist.
Am Montagmorgen stellten der parteilose Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann und Uni-Rektor Bruno Staffelbach die Pläne vor. Schwerzmann sagte, die jetzt vorliegende Botschaft sei das Ergebnis einer Gesamtschau, welche der Regierungsrat und die Universitätsleitung vorgenommen hätten.
Die Schaffung der neuen Fakultät Gesundheitswissenschaften und Medizin (GWM) ist relativ unkompliziert, weil das Departement bereits besteht. «Die Fakultät ist aufgebaut und finanziert», sagte Staffelbach. Die Fakultät für GWM will sich auf drei Bereiche fokussieren: Gesundheitswissenschaften, Medizin und Rehabilitation.
Staffelbach sprach von einer «schweizweit einmaligen Integration von Gesundheitswissenschaften und Medizin». Dadurch könne sich die Uni Luzern im Wettbewerb der Universitäten «in klaren Nischen positionieren und profilieren».
Die Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie (VWP) hingegen ist für die Universität Luzern neues Terrain. Sie soll das humanwissenschaftliche Profil der Uni abrunden, wie Marcel Schwerzmann sagte. Staffelbach fügte hinzu: «So wie die ETH spezialisiert ist auf Naturwissenschaften und Technik, so ist die Uni Luzern fokussiert auf Menschen und ihre Institutionen.»
«Wir sind eine humanwissenschaftliche Universität, aber psychologisch blind», so der Uni-Rektor. Darum die Schaffung einer neuen Fakultät. Während die Verhaltenswissenschaften eher forschungsorientiert angelegt sind, soll die Psychologie studienorientierter sein. Auch in diesem Feld strebt Staffelbach nach Exklusivität: «Keine Universität in der Schweiz bietet Rechtspsychologie an, also planen wir eine Vertiefung in Rechtspsychologie.»
2023 soll ein verhaltenswissenschaftliches Forschungslabor aufgebaut und in Betrieb genommen werden. Die ersten Psychologiestudierenden sollen im Herbstsemester 2024 anfangen. «Der Lehrkörper soll in einer ersten Phase sechs Professuren umfassen», so Staffelbach. Insgesamt rechne man mit 100 bis 110 Studierenden pro Jahrgang.
Anders als bei der GWM muss die Universität den Aufbau der VWP noch finanzieren. Die Walter-Haefner-Stiftung unterstützt die Uni mit 7,8 Millionen Franken, wie Staffelbach bekanntgab. Weitere 350'000 Franken kommen von der Krebsforschung Schweiz. Zudem werden 100'000 Franken von einer 95-jährigen Privatperson aus dem Kanton Luzern zur Verfügung gestellt. Für die Finanzierung der Fixkosten will der Regierungsrat zudem jährlich zusätzliche 700'000 Franken beisteuern.
Die Parteien haben sich bereits in der Vernehmlassung zu den Plänen der Uni geäussert. Die SVP lehnt beide Fakultäten ab, die FDP enthält sich, wobei sich die Liberalen besonders skeptisch bei der Psychologie-Fakultät zeigten. Sie zog in Zweifel, ob dort wirklich Fachkräfte ausgebildet werden können.
Bruno Staffelbach wies am Montag auf Zahlen des Bundesamts für Statistik hin, wonach die Erwerbslosenquote bei Personen mit einem Master in Psychologie fünf Jahre nach Abschluss bei nur 0,3 Prozent liegt. Über alle Masterabsolventinnen und -absolventen beträgt die Quote 2,5 Prozent. Das sei nicht überraschend, so Staffelbach. Psychologieabsolventinnen und -absolventen seien «auf dem Arbeitsmarkt sehr flexibel einsetzbar». Marcel Schwerzmann sprach bei beiden Fakultäten von einem «langfristigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel».
Die anderen Parteien unterstützen die Schaffung der neuen Fakultäten grundsätzlich. Kritik gibt es von linker Seite an der Finanzierung des Aufbaus, die von der Universität selber gestemmt werden muss. Das gab schon bei der Schaffung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zu reden. Im Kantonsrat war ein stärkeres Engagement des Kantons bisher aber nicht mehrheitsfähig.