Das Angebot an der Universität Luzern soll erweitert werden. Geplant sind eine Fakultät für Psychologie und eine für Gesundheitswissenschaften. Dafür braucht es eine Gesetzesänderung.
3155 Studierende sind bei der Universität Luzern im Herbstsemester letzten Jahres ein- und ausgegangen. Im Jahr 2028 sollen es rund 800 Studierende mehr sein, wenn es nach dem Plan der Universität und der Luzerner Regierung geht. Denn es sind zwei weitere Fakultäten vorgesehen. «Es geht um eine Abrundung des humanwissenschaftlichen Profils der Universität», sagte Bildungs- und Kulturdirektor Marcel Schwerzmann am Freitag vor den Medien. Zudem möchte man den Bildungsstandort Luzern weiterentwickeln und für die Zukunft fit machen.
Der Luzerner Regierungsrat hat strategische Grundsätze für die Weiterentwicklung der tertiären Bildung im Kanton Luzern erarbeitet. Als nächster Schritt wird der Kantonsrat den Planungsbericht beraten. Hier die wichtigsten Grundsätze daraus:
· Tertiär B: Die Politik des Kantons Luzern gegenüber den fast ausschliesslich privat organisierten Bildungsinstitutionen der höheren Berufsbildung bleibt liberal. Die Aufsichtsprozesse sind schlank. Der Kanton steuert das Bildungsangebot nicht, sondern unterstützt die Institutionen in ihrem Bildungsauftrag und bei der weiteren Stärkung der Positionierung der höheren Berufsbildung.
· Tertiär A: Die Luzerner Hochschulen sollen massvoll und bedürfnisgerecht wachsen. Es sollen jene Studienbereiche gestärkt, weiterentwickelt oder neu geschaffen werden, für die eine grosse Nachfrage besteht. Aus diesem Grund sind die beiden neuen Fakultäten an der Universität geplant. Für einen funktionierenden Betrieb will der Kanton den drei Luzerner Hochschulen eine geeignete Infrastruktur zur Verfügung stellen und ihre Grundfinanzierung sichern.
Neu soll es eine Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie in Luzern geben. «Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sind Psychologinnen und Psychologen in verschiedenen Branchen sehr begehrt. An dieser Fakultät dürften im Vollausbau 2028 rund 600 Studierende und Doktorierende eingeschrieben sein», so Schwerzmann, der auch Präsident des Universitätsrates ist.
Im Bereich der Psychologie sind Studiengänge geplant, die in der Schweiz einmalig sind, schreibt die Universität Luzern in einer Mitteilung. Bisher gebe es beispielsweise keine Möglichkeit, Rechtspsychologie zu studieren. Deshalb sei eine Vertiefung in diesem Fachgebiet vorgesehen. Eine weitere – nämlich in Kinder- und Jugendpsychologie – solle dem Umstand Rechnung tragen, dass jungen Menschen zwar die Zukunft gehöre, es in der Schweiz aber nur eine einzige Assistenzprofessur dazu gäbe.
Die Vertiefung in Gesundheits- und Rehabilitationspsychologie soll schliesslich das bereits bestehende Netzwerk zwischen der Universität und dem Luzerner Kantonsspital, dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil sowie der Suva für die Schaffung eines Bildungsschwerpunkts innerhalb der neuen Fakultät nutzen.
Die zweite Neuerung betrifft das bestehende Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin mit aktuell 250 Studierenden. Dieses soll im Frühlingssemester 2023 zu einer Fakultät mit rund 450 Studierenden werden. «Hier geht es vor allem um eine formelle Änderung im Universitätsgesetz», erklärte Schwerzmann. Zum Studiengang gehören wie bisher zum einen die Gesundheitswissenschaften. Zum anderen gehört das Masterstudium Humanmedizin dazu, das mit der Universität Zürich angeboten wird und besonders im Bereich Hausarztmedizin für mehr Fachkräfte in der Region sorgen soll.
Die beiden Fakultäten seien vorerst die letzten, die neu geschaffen würden. Über die Notwendigkeit des breiteren Angebots sagte Schwerzmann: «Das sind nicht zufällig entstandene Fakultäten. Sie funktionieren innerhalb der bestehenden Angebote der Universität. Eine Studentin könnte neu im Hauptfach Recht studieren und im Nebenfach Psychologie und Verhaltenswissenschaft.» Klar sei: Die neuen Angebote würden die Universität attraktiver machen.
Für den laufenden Betrieb erhalten die Hochschulen einen Beitrag vom Kanton pro Luzerner Studierenden. Diesen Beitrag muss der Kanton so oder so bezahlen, egal wo studiert wird. «Diese Beiträge bleiben uns im Kanton erhalten, wenn Studierende hier bleiben. Momentan gibt es noch mehr Ab- als Zuwanderung von Studierenden in Luzern. Diese Tendenz möchten wir umkehren», sagte Schwerzmann.
Für die Gründung der zwei neuen Fakultäten ist eine Änderung des Universitätsgesetzes erforderlich. Die Vernehmlassung startet am 14. Dezember und dauert bis 15. März 2022. Im Herbst 2022 gibt es dann zwei Beratungen im Kantonsrat dazu. «Falls es kein Referendum gibt, tritt das neue Gesetz am 1. Februar 2023 in Kraft», so Schwerzmann.
In der Vernehmlassung werden weitere Änderungen am Universitätsgesetz vorgeschlagen. So soll die Limite steigen, bis zu welcher die Universität Luzern Eigenkapital bilden darf: Sie soll neu 20 statt 10 Prozent des jährlichen Gesamtaufwandes betragen. Das erlaube es der Universität, Schwankungen der Studierendenzahlen und somit der Einnahmen besser aufzufangen und negative Jahresabschlüsse über eine längere Zeit selbst auszugleichen. Dies habe keine finanziellen Folgen für den Kanton Luzern.
Was hingegen finanzielle Folgen hat, ist eine geplante Erhöhung der Trägerbeiträge. Diese belaufen sich für Gemeinkosten der Fakultät der Verhaltenswissenschaften und Psychologie auf rund 700’000 Franken pro Jahr und müssen noch vom Parlament bejaht werden. Bereits im Oktober wurde vom Kantonsrat zusätzlich eine Million Franken pro Jahr für die Jahre 2022 bis 2025 zur Minderung der Unterfinanzierung der Universität bewilligt. Im Planungsbericht des Regierungsrats steht: «Würden keine Massnahmen ergriffen, sind für die Folgejahre steigende Defizite zu erwarten, sodass das Eigenkapital bis etwa im Jahr 2025 aufgebraucht wäre.»
Am Aufbau der neuen Fakultät ist der Kanton jedoch finanziell nicht beteiligt. Dies muss die Universität durch Drittmittel selbst finanzieren, wie sie das bereits bei der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät getan hat. «Das ist eine gewaltige Leistung», sagte Karin Pauleweit, Leiterin Dienststelle Hochschulbildung und Kultur. Auch Schwerzmann gibt sich optimistisch: «Die Universität hat bereits einige Gespräche geführt und die Finanzierung vorbereitet.» Man sei auf gutem Wege.
Seitens Universität heisst es dazu: «Zusagen von Philanthropinnen und Philanthropen liegen bereits vor, um den Aufbau des Bachelors of Science in Psychologie zu finanzieren, ebenso die Master-Vertiefung in Kinder- und Jugendpsychologie, drei verhaltenswissenschaftliche Forschungsthemen sowie ein psychologisches Forschungslabor. Auch ist ein Team für den Aufbau bestimmt.»
Neben den finanziellen Hürden, die zu bewältigen sind, gab es in den letzten Jahren auch immer wieder Platzprobleme am Unistandort neben dem Bahnhof. «Auch jetzt müssen wahrscheinlich einige Büros ausgelagert werden», sagte Karin Pauleweit. Ein Drittel des Platzes im Gebäude wird jedoch mit dem Wegzug der PH an den neuen Campus Horw im Jahr 2029 frei werden.