Personenverkehr
Onlinebuchung zu kompliziert: Konsumentenschutz setzte SBB unter Druck

Die SBB wollen mit ihrer erweiterten Ticketplattform Kunden zurückgewinnen. Der Grund laut SBB: Mit der Erweiterung des Angebots reagiere man auf die Konkurrenz der Billigbusse und Airlines. Offensichtlich hat der Konsumentenschutz aber schon länger interveniert.

Philipp Felber
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Ab 2018 soll es einfacher sein, Zugbillette ins Ausland zu kaufen. Keystone

Ab 2018 soll es einfacher sein, Zugbillette ins Ausland zu kaufen. Keystone

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Haben Sie schon mal versucht, ein Zugbillett ins angrenzende Ausland über die SBB-App zu kaufen? Funktioniert momentan nicht. Oder auf der Website? Funktioniert nur begrenzt. Also gibts nur eines: der Gang an den Ticketschalter der SBB. Und dann zahlt man dort eine sogenannte Auftragspauschale von 10 Franken obendrauf. Ab 2018 soll es nun endlich möglich sein, online und per App einfacher oder überhaupt zu den Tickets zu kommen, wie die «Nordwestschweiz» berichtete. Der Grund für den Wechsel laut SBB: Mit der Erweiterung des Angebots reagiere man auf die Konkurrenz der Billigbusse und Airlines.

Ein Passus im offiziellen Ausschreibungstext zur neuen Plattform macht jedoch stutzig. Dort wird darauf hingewiesen, dass Konsumentenschutzorganisationen schon länger das Manko der Onlineplattformen kritisieren. «Die Änderung ist auf Druck von uns passiert», sagt Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung Konsumentenschutz. Die Stiftung wies 2015 in einer Medienmitteilung auf mehrere Punkte hin. So zum Beispiel, dass auf der SBB-App internationale Tickets nicht verfügbar sind. Das ist auch zwei Jahre später noch so. Online funktioniert die Bestellung von internationalen Tickets nur zum Teil. So ist es etwa schwierig, Sparbilletts zu finden. Auch darauf wies der Konsumentenschutz hin. Die Lösung der SBB: Sie bewarb in der Folge die Spartickets nicht mehr. Was nichts daran änderte, dass die Tickets schwierig oder gar nicht zu finden sind.

Froh, auch wenns lange dauerte

Bei der Stiftung Konsumentenschutz ist man froh, dass dies nun geändert wird. «Auch wenn es nun über zwei Jahre gedauert hat», so Sara Stalder. Pro Bahn, die Interessenvertretung der Kunden des öffentlichen Verkehrs, begrüsst die geplante Änderung ebenfalls. «Auch wenn das Bedürfnis schon lange bekannt ist», ergänzt die Präsidentin von Pro Bahn, Karin Blätter. Zudem fordert sie, dass die SBB bei der Entwicklung der Plattformen die Kunden mit einbezieht. «Die Plattform muss einfach gestaltet werden», sagt Blättler. Für Kunden sei es jedoch ärgerlich, dass nur das angrenzende Ausland mit einbezogen wurde. «Für eine Firma wie die SBB muss es möglich sein, zum Beispiel Tickets für Zugverbindungen nach Spanien anzubieten. Das bleibt weiterhin ein Schwachpunkt», so Blättler. Die Neuerungen gelten nur für den Verkehr mit Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien.

Die Befürchtung, dass das neue System die SBB-Ticketschalter kannibalisiert und Personal abgebaut werden muss, ist bei der Eisenbahnergewerkschaft SEV nicht vorhanden. «In diesem Segment werden Reisende weiterhin auf Beratung der Schalterangestellten setzen», glaubt der SEV.