Nüssli baut fürs Eidgenössische Schwingfest: Die grösste temporäre Arena der Welt kommt aus dem Thurgau

Die Thurgauer Firma Nüssli hat zum 21. Mal das Herzstück des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes errichtet. Die Arena bietet Platz für 56'500 Zuschauer.

Stefan Borkert
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In neun Wochen ist die Arena von Zug aufgebaut worden. Einen Monat braucht Nüssli für den Abbau. (Bild: Alexandra Wey/Keystone)

In neun Wochen ist die Arena von Zug aufgebaut worden. Einen Monat braucht Nüssli für den Abbau. (Bild: Alexandra Wey/Keystone)

Die letzten Keile sind gesetzt und alle Verbindungen gesichert. Heute wird das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (Esaf) 2019 in Zug eröffnet. Zuschauer schauen den Bösen bei ihren Kämpfen in der grössten Arena der Welt zu, die je auf Zeit gebaut wurde. Mit einem Team von rund 100 Mitarbeitern hat Nüssli, die Hüttwiler Spezialistin für temporäre Bauten, die Arena in neun Wochen erstellt. Es ist bereits die 21. Arena, die Nüssli für ein Esaf errichtet hat. In Zug war das bereits 1961 der Fall.

Der Projektverantwortliche Peter Tanner sagt, dass an der neuen Arena im Vergleich zur Veranstaltungsstätte vor 58 Jahren alles anders sei.

«Die ganze Infrastruktur war anders, als sie es heute ist. Damals wurde auch noch mehr mit Holz gearbeitet.»
1961 ist die Arena nicht einmal halb so gross gewesen. (Bild: PD)

1961 ist die Arena nicht einmal halb so gross gewesen. (Bild: PD)

Dennoch ist der Erfahrungsschatz bei Nüssli, was Bauten auf Zeit angeht, inzwischen ziemlich umfangreich. «Ja, von der Routine profitiert man», sagt Tanner. «Dennoch ist die Situation immer wieder eine andere», fährt er fort. Technisch gesehen gleicht die Arena jenen von Estavayer 2016 und Burgdorf 2013. Aber ein Projekt in dieser Dimension sei auch immer eine Herausforderung. Insbesondere die Materiallogistik sei an diesem Schwingfest anspruchsvoll.

Durch die Fête des Vignerons, welche bis zum 11. August gedauert hatte, war ein Teil des Materials gar nicht oder erst sehr spät verfügbar. Tanner: «Daher haben wir bereits letztes Jahr entschieden, gewisse kritische Komponenten aus unseren Auslandsniederlassungen in die Schweiz zu holen und unter anderem am Schwingfest in Zug einzusetzen.»

Standort spielt keine Rolle

Apropos Ausland. Nüssli ist an Weltausstellungen und sportlichen Grossereignissen mit Tribünen und Pavillons präsent. Bereits konnten für die Weltausstellung in Dubai 2020 Aufträge, wie der deutsche Pavillon, gesichert werden. Auf die Frage, ob Nüssli eine solche Arena auch im Ausland aufstellen könnte, etwa als temporäres WM-Stadion, oder eine Schwingerarena in Dubai an der Weltausstellung 2020, sagt Tanner entschieden: «Ja. Für uns spielt der Standort keine Rolle.»

Zurück nach Zug. Tanner fährt fort, dass insgesamt 3000 Tonnen Tribünenmaterial von Nüssli-Niederlassungen beispielsweise in Deutschland oder Spanien angeliefert werden mussten.

«Nach und nach trafen in 150 exakt koordinierten Transporten über Wochen hinweg die 300'000 einzelnen Bauteile ein, bis schliesslich auch die mehr als 50'000 Sitze in Zug ankamen und montiert wurden.»

In der Arena finden nun 56'500 Zuschauer Platz. 51'120 davon sind Sitzplätze. Diese werden ergänzt durch 5380 Stehplätze. Einmal die Arena umrundet, hat man 850 Meter unter die Schuhsohlen genommen. Fast 18 Meter ragt die Arena in die Höhe. Ein Blick in das Jahrbuch von 1961 zeigt, dass die Arena damals wesentlich kleiner dimensioniert, aber durchaus beeindruckend für ihre Zeit war.

Armee hilft mit 4000 Mannstunden

Sitz- und Stehplätze waren damals fast gleichmässig verteilt. 13'000 Personen konnten sitzen, 11'000 mussten stehen. Der Umfang betrug 536 und die Höhe der Arena 12 Meter. Der Projektverantwortliche legt die historischen Aufzeichnungen wieder zur Seite. Unterstützung habe man auch in diesem Jahr von der Schweizer Armee ­bekommen, sagt er. Sie habe dem OK unbürokratisch 4000 Mannstunden zur Verfügung gestellt. «Diesmal waren es Durchdiener», erklärt er. Das sei gut gewesen.

«In der Vergangenheit hatten wir auch mal WK-­Soldaten, die wechselten aber ständig. Das bedeutete, dass wir immer wieder alles neu erklären mussten.»

Ist die Arena in der aktuellen Grösse schon am Limit? «Nein», betont Tanner. Es ginge schon noch grösser. Auch 70000 Plätze seien möglich. «Aber die Frage ist natürlich, ob das überhaupt noch sinnvoll ist», gibt er zu bedenken.

Noch etwas ist ihm wichtig. Nachhaltigkeit sei für Nüssli schon immer Teil der Firmenphilosophie. «Genau wie damals vor 58 Jahren wird auch heute nach dem Fest alles komplett zurückgebaut. Alle Bauteile werden bei unterschiedlichsten Projekten wiederholt zum Einsatz kommen.»