Nach Milliardenverlust
Das Dilemma der Credit Suisse: Eigentlich müsste die Bank aufs Gaspedal drücken, doch sie darf auf keinen Fall einen weiteren Unfall riskieren

Pleiten, Pech und Pannen: So liesse sich das letzte Jahr der Credit Suisse zusammenfassen. Dies hat auch aufs operative Geschäft durchgeschlagen. Die Grossbank erzielte einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken. Und schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Roman Schenkel
Roman Schenkel
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Thomas Gottstein, Chef der Credit Suisse, muss die Bank stabilisieren. Aber wie?

Thomas Gottstein, Chef der Credit Suisse, muss die Bank stabilisieren. Aber wie?

Ennio Leanza / AP

Eigentlich war 2021 ein Superjahr für die Banken. Das zeigte vergangene Woche das Ergebnis der UBS. 7,5 Milliarden Franken Reingewinn, der höchste seit 2006. Für die Credit Suisse hingegen war es ein Annus horribilis: Mehrere Finanzskandale, Abschreiber und der unrühmliche Abgang des als Reformator angetretenen Chefaufsehers António Horta-Osório fordern ihren Tribut: Die Bank schreibt tiefrote Zahlen.

Die Skandale und Querelen haben der Marke Credit Suisse schweren Schaden zugefügt. Im Kerngeschäft Vermögensverwaltung läuft das Geschäft miserabel. Die Reichen und Gutbetuchten wollen nicht mehr so recht mitmachen. Ein Beispiel gefällig? Die Privatbank Pictet etwa hat 5000 Angestellte, die CS zehnmal mehr. Pictet hat 29 Milliarden Franken Neugeld angezogen, die Credit Suisse nur 30 Milliarden Franken. Potenzielle Neukunden haben offensichtlich das Vertrauen in die einst so stolze Bank verloren.

Und während die Konkurrenz 2021 von den guten Bedingungen profitieren und sich Polster für die garstigen Zeiten, die nun kommen dürften, anfressen konnte, muss die Schweizer Nummer zwei an allen Ecken und Enden zurückbauen. Die Credit Suisse kann sich keinen Unfall mehr leisten, sie muss das Tempo stark drosseln, um ja kein Risiko mehr einzugehen. Ein Dilemma für die Bank: Denn das Marktumfeld wird sich normalisieren, die Einnahmen der Banken werden sowieso zurückgehen. Die Credit Suisse müsste deshalb eigentlich Gas geben und sich stabilisieren, um nicht zur Übernahmekandidatin zu werden.