WEF 2013
Mehr Wirtschaftswachstum: Lieber Transport verbessern statt Zölle abbauen

Das sagt eine am WEF vorgestellte Studie: Die Infrastruktur verbessern und den Transport und die Kommunikation leistungsfähiger machen bringe mehr für das weltweite Wirtschaftswachstum statt die vollständige Abschaffung der Importzölle.

Marc Fischer, Davos
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Zoll- und Handelauflagen kommen Logistik- und andere Unternehmen teuer zu stehen. GAETAN BALLY/key

Zoll- und Handelauflagen kommen Logistik- und andere Unternehmen teuer zu stehen. GAETAN BALLY/key

Zur letzten Frage hat das WEF zusammen mit dem Beratungsunternehmen Bain & Company und der Weltbank am Mittwoch eine Studie vorgestellt, die sich auf die Handelsbarrieren fokussiert. «Der Handel ist sehr wichtig, wenn es um das Wirtschaftswachstum geht», so Børge Brende, Managing Director beim WEF, anlässlich einer Pressekonferenz.

Die Studie «Enabling Trade: Valuing Growth Opportunities» kommt zum Schluss, dass Verbesserungen an Infrastruktur und Leistungsfähigkeit bei Zollverwaltungen sowie bei Transport und Telekommunikation das weltweite Bruttoinlandprodukt (BIP) um 4,7 Prozent steigern und somit deutlich mehr zum Wachstum beitragen könnten als die vollständige Abschaffung von Importzöllen. Die Hindernisse in den Lieferketten (Supply Chain) seien gleichsam «tief hängende Früchte», die eine schnelle Verbesserung der Welt bringen könnten.

Die Studie hat erstmals die Kosten auf Stufe der einzelnen Unternehmen untersucht. 21 Firmen, die im Welthandel tätig sind, dienten als Fallbeispiele. Weil heute die regulatorischen Zoll- und Handelsauflagen meist in Papierform erfüllt werden müssen, würden Unsummen an Verwaltungskosten anfallen. Überdurchschnittlich treffe das kleine und mittlere Unternehmen. «Es wäre viel effizienter und günstiger, wenn man ein internationales elektronisches Dokumentationssystem schaffen würde», so Bernard Hoekman, Direktor des International Trade Department bei der Weltbank.

Der Dialog fehlt

Es wäre viel erreicht, wenn die regulatorischen Auflagen vereinfacht und international koordiniert würden. So müssen Pharmaunternehmen heute für die Zulassung von neuen Medikamenten den Wirkungs- und Risikonachweis in mehreren Ländern mit separaten klinischen Tests erbringen. Doch das Problem liege teilweise auch in einzelnen Ländern. In den USA etwa müssen Chemieunternehmen die Auflagen von fünf verschiedenen Behörden erfüllen, die oft nicht miteinander kommunizieren.

Regierungen sei das zu wenig bewusst, weil sie den Dialog mit den Unternehmen zu wenig pflegten. «Es braucht eine Partnerschaft von öffentlichen und privaten Stellen, um auf Regierungsebene das Sensorium für die Supply-Chain-Problematik zu verbessern», so Hoekman. So könnten die offensichtlichsten Hindernisse schnell aus dem Weg geräumt werden, denn die Regierungen wüssten heute gar nicht, dass diese existierten. Die Folgen: Bei den Verhandlungen von Handelsabkommen zwischen Staaten und bei Infrastrukturinvestments würden oft die falschen Prioritäten gesetzt.

Von tieferen Handelsbarrieren würde nicht zuletzt auch der Arbeitsmarkt profitieren. «Es würden weltweit Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen werden, wenn die globale Weltwirtschaft um rund 5 Prozent wachsen würde», so Mark Gottfredson, Partner von Bain & Company. Umso effizienter wären solche Initiativen, weil damit Verbesserungen kostengünstig zu realisieren wären. «Das ist der beste Weg, die Wirtschaft wieder anzukurbeln», sagte Gottfredson.