Das überrascht: Die Abbaurunden in der Aviatik sind noch nicht lange her. Doch nun sucht die Swiss-Partnerairline Helvetic von Milliardär Martin Ebner bereits wieder neues Personal.
Ende Juni kam der Knall: Die Swiss kündigte die Entlassung von 550 Angestellten an. Die Lufthansa-Tochter reihte sich damit ein in die lange Liste von Airlines, die im Zuge der Corona-Krise drastisch Kosten sparen mussten.
Noch heute liegen die Buchungszahlen deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie - aber sie steigen. Die Herbstferien brachten bei vielen Airlines Optimismus zurück. Und per 8. November sind die USA, eines der wichtigsten Reiseländer überhaupt, auch für geimpfte und getestete Nicht-Amerikaner wieder offen, genauso wie Singapur.
Die Markterholung zeigt sich nun auch in der Planung der Schweizer Regionalfluggesellschaft Helvetic Airways von Investor Martin Ebner. Auf der Social-Media-Plattform Linkedin hat Geschäftsführer Tobias Pogorevc diese Woche ein Inserat publiziert, in dem er neue Angestellte für das Kabinenteam sucht.
Auf Anfrage sagt Helvetic-Sprecher Simon Benz, dass die Airline im Hinblick auf den Sommer 2022 rund 50 bis 60 Flight Attendants suche. Aufgrund der unterschiedlichen Pensen entspreche dies etwa 40 Vollzeitstellen. Als Grund für den Ausbau nennt er die Zuversicht, dass der Flugbetrieb wie schon im Herbst auch im kommenden Sommer zunehmen dürfte. «Wir erwarten dann wieder eine Zunahme bei klassischen Badeferiendestinationen wie Griechenland, Spanien und Italien.»
Gut möglich, dass nun einige Swiss-Angestellte zur kleineren Helvetic wechseln - insbesondere jene, die sich nicht impfen lassen möchten. Denn während die Swiss ein Impfobligatorium angekündigt hat, verzichtet Helvetic bisher darauf. «Wir haben uns grundsätzlich schon immer für die Impfung ausgesprochen», sagt Sprecher Benz. «Die Einführung einer Impfpflicht beim Personal ist Stand heute aber kein Thema.» Sollte die Lage dies aber erfordern, würde man umgehend reagieren.
Doch weshalb sucht Helvetic neue Angestellte, während ihre wichtigste Partnerin, die Swiss, und andere Airlines Stellen abbauen? Sprecher Simon Benz will sich dazu nicht äussern. Doch laut Branchenkennern haben viele Mitglieder des Kabinenpersonals die Airline verlassen. Denn während die Swiss die Kurzarbeitsausfälle für einen Teil der Angestellten kompensierte, musste das Helvetic-Personal eine Einkommenseinbusse von 20 Prozent verkraften. Bei einem Flight-Attendant-Lohn - gemäss Insidern liegt er bei rund 3600 Franken inklusive Zulagen - ein schwieriges Unterfangen.
So ist zu hören, dass sich viele Flight Attendants während der Corona-Krise ein zweites Standbein zugelegt, dort teilweise mehr verdient und die Airline in der Folge verlassen haben. Tatsächlich hat Helvetic zwar zu Beginn der Krise zehn Piloten entlassen, beim Kabinenpersonal wurden aber keine Kündigungen ausgesprochen - offensichtlich weil die Zahl der natürlichen Abgänge gross genug war.
Im Gegensatz zur Swiss und ihrer Schwesterairline Edelweiss, die vom Bund gedeckte Bankdarlehen in der Höhe von 1,3 Milliarden Franken erhielten, flog Helvetic bisher ohne Staatshilfe durch die Krise. Dem grossen Portemonnaie von Inhaber und Milliardär Martin Ebner sei dank.