Gold-Initiative
Gold, Gott und die Ewigkeit: Weshalb Gold immer wertvoll bleibt

Am 30. November kommt die Volksinitiative «Rettet unser Schweizer Gold» zur Abstimmung. Heute Donnerstag eröffnen die Initianten in Bern den Abstimmungskampf. Zeit, ans Gold zu denken?

Christoph Bopp
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Der Goldpreis ab dem Jahr 1792

Der Goldpreis ab dem Jahr 1792

Nordwestschweiz

Der ewige Wert des Goldes Gold schreiben wir einen absoluten Wert zu. Was auch geschieht – Gold bleibt wertvoll. Gold ist faszinierend, aber dass sein Besitz alles sei, dieser Glaube steckt in der DNA des Westens. Andere Kulturen dekorierten mit Gold ihre Gottheiten. Wir machten Gold zum Gott. Banknoten ohne Gold sind wie Menschen ohne Gott. So ist das.

Zeit, ans Gold zu denken!

Die Notenbanken der USA, der EU und Japans haben in letzter Zeit offenbar beschlossen, das bestehende Papiergeld-System abzuschaffen. Sie haben die Schleusen geöffnet, neues Geld soll strömen. Die Absicht ist edel. Und – wie viele meinen – auch alternativlos. Das Schwungrad der Wirtschaft muss um jeden Preis in Bewegung gehalten werden. Und weil dieses Schwungrad eine ziemlich grosse Schwungmasse hat, sind die Massnahmen dafür entsprechend drastisch. Der Markt muss mit Geld überschwemmt werden, damit die Banken weiter Kredite geben, damit der Konsum nicht einbricht und die Produktion weiterlaufen kann und die Arbeitsplätze erhalten bleiben, damit die Nachfrage nicht einbricht und der Konsum ...

Die Schwungmasse sind die Schulden, die am Ganzen hängen. Nicht nur Staatsschulden. Und auf der anderen Seite die Geldvermögen – grösser als je.

Die Folgen der Geldschwemme sind Zinsen auf Tiefstniveau: Sie lassen das Papiergeldsystem aussehen wie eine Karikatur seiner selbst. Denn Geld ist genug da. Mehr als genug. Wir sparen ja wie die Deppen, fürs Alter, für den Notfall und einfach so – aber offenbar will unser Spar-Geld niemand.

Und die Frage ist berechtigt: Warum sollte immer mehr Geld den Wert desjenigen Geldes, das es schon gibt (auf unseren AHV- und Sparkonten), stützen? Es gibt nur einen vernünftigen Rat: Finger weg vom Papiergeld, zurück zum Gold. Das kann nicht verrotten.

Zeit, ans Gold zu denken?

Haben wir es denn je vergessen? Es scheint eine, wenn nicht die Grundkonstante des Westens zu sein und immer gewesen zu sein: diese Gold-Besessenheit. Rationale Ökonomen wie der grosse John Maynard Keynes konnten nicht genug betonen, wie irrational dieser Glaube ans Gold doch sei. Die Frage lautet eher: Leben wir nicht vielmehr in einer irrationalen Welt.

Gold ist schön. Es glänzt, es rostet nicht, es hat eine angenehm gelbe Farbe. Gold sei «die Tränen der Sonne»: Gold gehört zum Numinosen: Nur die Gottheit (und die Klasse, die ihr besonders nahe steht) darf Gold haben. Das ist die Haltung, die am verbreitetsten ist (oder war – weil heute die ganze Welt so denkt wie wir).

Gold ziert die Gottheit – oder wenn es denn sein muss: den Gottkönig. Und das war es, was den unglücklichen König Midas zu seinem Wunsch trieb: Alles, was er berührte, sollte zu Gold werden.

Nur im Westen herrscht diese unheilvolle Faszination, dass der Besitz von Gold reich und schliesslich glücklich macht. «Bringt Gold», sagte Spaniens König Ferdinand zu den Schiffen, die nach Amerika aufbrachen, «wenn es irgendwie geht mit humanen Mitteln, aber bringt auf jeden Fall Gold!»

Die Eroberung der Neuen Welt war in einem Mass goldgetrieben, die wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Was bringt 150 Söldner-Haudegen, die alles gesehen haben, dazu, mit einer Figur wie Francisco Pizzarro das Inkareich anzugreifen?

«El Dorado» – der sagenhafte Goldene Mann. Die Eingeborenen realisierten zu spät, wie verrückt diese Weissen waren. Als sie begannen, den Conquistadoren der zweiten und dritten Generation die Bären von den sagenhaften Schätzen in den Hochländern und Urwäldern aufzubinden, wo die Goldvernebelten dann elend zugrunde gingen, war es zu spät.

Die Fabel vom Goldstandard

An die Banknote kann man nicht glauben. Das klappt nur, wenn die Banknote «gedeckt» ist – mit Gold. Das englische Königreich kam zum Goldstandard, weil sich der grosse Isaac Newton verhauen hatte, als er das Verhältnis von Silber zu Gold falsch ansetzte. Mit dem Aufstieg des Empire kam der Goldstandard. Im Rückblick wird er verklärt.

Die Zeit des Goldstandards war vielleicht eine Zeit der Stabilität, fragt sich nur, wem das nützte. Der Glaube ans Gold blieb wach – im Besitzbürgertum des 19. Jahrhunderts.

Der Goldstandard gewährleistet den Laissez-faire-Kapitalismus. Die Regierung kann nichts machen. Nur: Als die Goldrushes vorüber waren, wurde Gold knapp – Deflation war die Folge. Der Erste Weltkrieg blähte dann die Geldmenge derart auf, dass Grossbritanniens Rückkehr zum Goldstandard 1925 (Churchill: «Mein grösster Fehler») im Desaster endete. Und in der Grossen Depression der 30er-Jahre war der Goldstandard nichts Heiliges mehr, sondern schlicht des Teufels.