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Wirtschaft
Das aktuelle Stimmungsbarometer der UBS zeigt überall auf grün. Wie lange kann das gut gehen?
Die Welt steht gerade mitten im Kampf gegen eine Pandemie. Die Wirtschaftsleistung schrumpft, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Schulden von Staaten und Unternehmen auch. Von Pessimismus an den Börsen ist dennoch weit und breit nichts zu sehen. Eine Umfrage der UBS unter 4000 Anlegern und Unternehmern aus 14 Märkten ergibt ein geradezu rosarotes Bild.
60 Prozent der im Januar befragten Personen erwarten in den nächsten zwölf Monaten eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Drei Monate zuvor waren es noch 55 Prozent gewesen. Nirgends ist die Zuversicht grösser als in Europa (65 Prozent). Das ist mit Blick auf die im ganzen Kontinent sehr hohe Zahl an Corona-Fällen doch mindestens erstaunlich. Immerhin zeichnet sich doch mit zunehmender Deutlichkeit ab, dass das Hochfahren der Produktion von Impfstoffen noch Monate dauern wird und dass die hohen Fallzahlen viele Länder noch länger intensiv beschäftigen werden.
Dennoch bleiben die Anleger gut gestimmt, auch was die Aussichten an den Aktienmärkten anbelangt: 61 Prozent geben sich in der UBS-Umfrage «optimistisch», sie scheinen mit weiteren Kursgewinnen zu rechnen, obschon sich die Börsen nach dem Einbruch im März des vergangenen Jahres längst wieder auf Rekordniveau bewegen. Auch in puncto Börseneuphorie sind die Europäer spitze – und wie: 64 Prozent sagen, es gehen bis im Sommer aufwärts, vor drei Monaten waren es «erst» 55 Prozent gewesen.
Ipek Ozkardeskaya, Marktstrategin beim Onlinebroker Swissquote sieht die guten Ergebnisse des UBS-Stimmungsbarometers skeptisch. «Es herrscht derzeit eine grenzenlose Euphorie im Markt» und an der Börse würden Stimmungsindikatoren erfahrungsgemäss genau umgekehrt gelesen wie im normalen Leben, sagt die Analystin: «Bad news is good news» und vice versa.
Sollte sich die Wirtschaft tatsächlich so gut entwickeln, wie die von der UBS befragten Unternehmer erwarten, dann müssten die Staaten und Notenbanken schon bald einmal ihre immensen Hilfsprogramme zurückfahren, die den Märkten zuletzt so viel Auftrieb gegeben haben, sagt Ozkardeskaya. «Darin sehe ich die unmittelbar grösste Gefahr für die Börsen.»
Ganz so sicher scheinen die Anleger ihrer Sache tatsächlich nicht zu sein. Nach einem fulminanten Start ins neue Jahr kamen die Börsen gestern Mittwoch durch eine Mischung aus Angst und Hoffnung weltweit ins Stottern. Die Aussicht auf die am späten Abend anstehende Zinssitzung der US-Notenbank ist für beide Gefühle gut. Wird Notenbankchef Jerome Powell sein Versprechen erneuern, den Märkten unlimitierte Mengen an Gratisgeld zur Verfügung zu stellen?
An der Schweizer Börse ging es gestern übrigens deutlich weniger steil runter als in den anderen Märkten. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass die Anleger hierzulande nur 54 Prozent der Anleger optimistisch sind. So wenige wie nirgendwo sonst in dem Umfrageuniversum der UBS.