Falsche Freunde haben sich bei Hans Fehr, Baschi Dürr und Christian Wasserfallen eingeschlichen.
Namhafte Politiker machen auf Facebook Werbung für Sneakers. Das zumindest ist der Eindruck beim Besuch der Homepages etwa von SVP-Nationalrat Hans Fehr oder FDP-Regierungsrat Baschi Dürr. Mitten unter den privaten Fotos und verlinkten Texten prangen bei Dürr Anzeigen für Schuhe wie Nikes «Air Max», und bei Fehr wurde noch vor kurzem 10 Prozent «safe off» auf verschiedene Marken angekündigt. Die Einträge verweisen alle auf den gleichen US-Onlinehändler.
Bei den Schuh-Inseraten handelt es nicht etwa um die üblichen kleinen Annoncen am Bildrand. Sie sind gross und ins Profil eingebunden, so wie wenn es sich um Fotos vom letzten Familienausflug handeln würde, und sie sind auch nicht als Werbung gekennzeichnet. Die Schuh-Annoncen werden beachtet, denn die Politiker haben Tausende Facebook-Freunde, die ihnen folgen.
Doch die Werbung ist unfreiwillig. «Ich habe das schon länger», sagt Fehr verärgert. «In letzter Zeit haben die Werbebilder auf meiner Seite zugenommen.» Er habe inzwischen bereits alle diese Schuhe gekauft, witzelt der SVPler, wird dann aber wieder ernst: «Es stört mich.» Er blende die Inserate jeweils aus. Doch kurz darauf tauchen wieder neue auf.
Auch Dürr sagt, ihm sei das Problem bekannt. «Ich habe diese Werbung, seit ich auf Facebook bin.» Sein Profil ist offen, die Sicherheitseinstellungen wenig restriktiv. Das resultierende Risiko sei er wissend eingegangen. «Auf Facebook muss man immer mit einem gewissen Missbrauch rechnen.» Dürr kennt sich mit Ganoven aus: Seit Februar ist er Polizeidirektor des Kantons Basel-Stadt.
Die beiden Politiker wurden Opfer eines Sozial-Hacks: Die Schuhwerbung erschien auf Fehrs Facebook-Seite, weil er auf dem Werbebild markiert wurde. Oder mit den Schuhverkäufern «unterwegs war», wie das im Facebook-Jargon auch heissen kann. Möglich waren diese Verknüpfungen, weil sich die Händler zuvor bei ihm eingeschlichen haben. Fehr ist offiziell mit ihnen befreundet.
Baschi Dürr und Hans Fehr teilen sich etwa die Freundin Olivia Emma, welche vorgibt, in Basel zu leben. Selbstverständlich ziert ein attraktives Foto das Profil der 21-Jährigen. Sie war es, die Dürr und Fehr auf der Werbung markierte. Oder er, denn wer hinter der falschen Freundin steckt, ist unklar.
Sichtbar ist, wer sich sonst noch mit der süssen Brünette angefreundet hat: Etwa Gewerkschafterin Rita Schiavi, Ex-Mister-Schweiz Adel Abdel Latif, Werber Frank Bodin oder die Nationalräte Andreas Gross (SP), Bastien Girod (Grüne) und Christian Wasserfallen (FDP).
Auch Wasserfallen schlug sich schon mit der Schuhwerbung herum. Er habe den Missbrauch bei Facebook gemeldet und den Werbern mehrmals geschrieben, erzählt er. «Ich habe die Rechte eingeschränkt und die Werbung als Spam markiert, aber es brachte wenig.»
Dabei gäbe es eine einfache Lösung: Die Promis müssten sich von ihren falschen Freundinnen trennen. Und keine neuen mehr annehmen. Alle drei Politiker erklärten nämlich, sie hinterfragten neue Freundschaftsanfragen nicht allzu gross. «Wenn jemand bereits mit einem Bekannten von mir befreundet war, habe ich ihn meist auch angenommen», erzählt Fehr. Und so werben bekannte Politiker miteinander denn auch nicht selten für dieselben Schuhe.
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