«La Hunziker» kommt heim: Grosses Interview mit Michelle

Die Italiener lieben «La Hunziker», wie sie die gebürtige Schweizerin respektvoll nennen. In Monza sind ihre Shows restlos ausverkauft. Nun will die Entertainerin die Schweizer Bühnen erobern.

SaW Redaktion
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Auf der Bühne fühlt sie sich zu Hause: Michelle Hunziker im Theater Manzoni.

Auf der Bühne fühlt sie sich zu Hause: Michelle Hunziker im Theater Manzoni.

Schweiz am Wochenende

Frau Hunziker, Sie touren im März erstmals mit einer eigenen Bühnenshow durch die Schweiz. Warum hat es fast 20 Jahre gedauert, bis Sie in Ihre Heimat zurückkommen?
Michelle Hunziker: Zeitlich hat es nie gepasst. Der Plan wäre ja eigentlich, dass ich irgendwann mit einer eigens für die Schweiz und Deutschland inszenierten Bühnenshow auftreten werde. Weil ich aber so oft Anfragen aus italienischen Kreisen in der Schweiz erhalte, habe ich mich jetzt überzeugen lassen, mein aktuelles italienisches Programm in meiner alten Heimat zu spielen. Aber ich habe mir ausgesucht, es nur dort zu zeigen, wo auch viele italienischstämmige Menschen leben. In Amriswil, Zürich, Biel und natürlich Lugano.
Nicht nur in Italien, auch in Deutschland und der Schweiz sind Sie ein grosser Star. Das ist einzigartig. Kann das nur eine Schweizerin?
Das ist doch alles nur Glück (lacht). Nein, ich bin in der Schweiz aufgewachsen und habe dadurch auch eine sehr gute Bildung genossen. Die Schweiz hat mich Disziplin gelehrt, was mir im Leben immer sehr geholfen hat.
Gehen Sie als Schweizer Bürgerin eigentlich wählen und abstimmen?
Nein, gar nicht. Ich lebe, wähle und zahle meine Steuern in Italien. Wenn man in einem anderen Land wohnt und sich nicht ausreichend informieren kann, möchte ich nicht abstimmen. Aber falls ich einmal zurück in die Schweiz ziehe, dann wähle ich auch wieder.
Was vermissen Sie am meisten?
Die Schweiz ist so schön sauber. Auch die Organisation ist beispielhaft, alles funktioniert. Es ist ein echtes kleines Paradies. Hingegen fehlt mir das Essen überhaupt nicht, da ist die italienische Küche eben doch die beste.
Trotzdem sind Sie so schlank wie eh und je. Was ist Ihr Geheimnis?
Mein jetziges Theaterstück ist ein echtes Fitnessstudio. Besonders das Tanzen hält mich fit.
Sie singen mehrere Stücke in Ihrer Show. Wollen Sie Ihre Musikkarriere neu lancieren?
Unterhaltung ist für mich ein Gesamtpaket. Moderieren, singen, tanzen und auch schauspielern gehören für mich zusammen. Auch die Rolle der Erzählerin, wie ich das in meiner Show jetzt mache, gehört zu diesem Multipack. So haben es auch Humphrey Bogart und die alten Filmstars gemacht. Sie waren mehr als nur Schauspieler.
Auch Sie haben schon in italienischen Kinoproduktionen mitgespielt. Nun plant ihr Kollege und Freund Thomas Gottschalk einen neuen Film. Da hat er Ihnen doch bestimmt schon eine Rolle angeboten.
Thomas weiss, dass ich momentan so viel zu tun habe, dass mir fast die Zeit zum Atmen fehlt. Nein, nein, den Film kann er auch ohne mich drehen.
Gottschalk traut ihnen auch eine Hollywood-Karriere zu.
Das reizt mich nicht. Ich bin ein Kind Europas. Die europäische Kultur ist viel spannender und vielfältiger als die US-amerikanische. Aber klar, wenn mir Steven Spielberg einen Film anbieten würde, sage ich bestimmt nicht Nein.
Was wäre Ihre Traumrolle?
Ich bin ein grosser Fan von Jim Carrey, deshalb sicher eine Komödie. Ich würde momentan keine Dramen drehen. Italien steckt in einer schweren Krise, da brauchen die Leute Leichtigkeit und Humor, damit sie lachen können. Viele Menschen sind verarmt, die Mittelklasse verschwindet zunehmend.
Hingegen sind Sie laut der Zeitschrift «Bilanz» sogar die bestverdienende Schweizerin – mit 10 Millionen Franken pro Jahr.
Da hat die «Bilanz» sehr übertrieben.
Aber privilegiert sind Sie und Ihre Familie schon.
Meine Tochter Aurora ist kein verwöhntes Kind, sondern erlebt eine ganz gewöhnliche Kindheit. Sie ist kein Mode-Opfer, das immer die neuesten Kleider und die teuersten Marken braucht. Wir haben auch nie ein Jetsetter-Leben geführt und immer versucht, ihr familiäre Werte und Bescheidenheit zu vermitteln. Ich gehe heute mit meinem Freund Tomaso und Aurora lieber ins Berner Oberland als auf die Malediven. Wir besuchten zuletzt St. Moritz nur, weil Tomasos Familie dort war.
In einem Interview sagten Sie vor einigen Jahren, dass Sie noch drei weitere Kinder haben möchten. Das erste sollte spätestens bis zu Ihrem 38. Geburtstag kommen. Steht dieser Plan noch?
Klar das steht noch, aber das muss der liebe Gott entscheiden.
Was kommt denn zuerst: Hochzeit oder noch ein Baby?
Das wiederum liegt in den Händen von Tomaso und von ihm (schaut nach oben).
Obwohl Sie vergeben sind, bleiben Sie der Traum vieler Männer. Auf der Wunschliste des deutschen Playboys stehen Sie ganz oben. Interessiert?
Seit ich 22 bin, ruft mich der Playboy einmal im Jahr an und fragt: «Und, kommst du dieses Jahr endlich?» Aber das ist nichts für mich. Wenn man ein Playboy-Shooting macht, dann muss man entweder 20 sein – oder 70 (lacht). Ich habe nichts gegen Playboy, viele Bilder wurden später Kult, gerade in den 80er-Jahren. Aber ich denke, wir stehen heute an einem Wendepunkt. Wir leben in einer Zeit, in der Frauen zurückkehren sollten zur Eleganz. Sexy ist gut, aber bitte nicht übertreiben.
Eine Frage zur Geschlechterrolle. Mann oder Frau, welches ist das starke Geschlecht?
Ich hoffe, in Zukunft braucht es kein starkes Geschlecht mehr, weil beide auf der gleichen Stufe stehen. In Italien ist das noch immer ein Tabu. Das Machotum ist hier weiterhin stark ausgeprägt, deshalb muss man als Frau in Italien sehr kämpfen. Tomaso ist aber glücklicherweise ein echter Gentleman und charmant. Ich fühle mich bei ihm sehr gut aufgehoben.
Wie haben seine Eltern auf den Star Michelle Hunziker reagiert?
Das erste Mal habe ich Tomasos Eltern an Weihnachten 2011 kennen gelernt. Sie waren sehr nett, doch ich sass nur da und habe mich nicht getraut, etwas zu sagen. Nur zwei, drei Worte sind mir an diesem Abend über meine Lippen gekommen (lacht). Ansonsten blieb ich stumm, weil ich so nervös war.
Das passt so gar nicht zu Ihnen. Sie sind bekannt für Ihre Lebensfreude und Ihr strahlendes Lächeln.
Lachen ist der rote Faden in meinem Leben. Schon als Baby habe ich nie geweint. Kurz nach meiner Geburt stellte sich heraus, dass meine Tränenkanäle verschlossen sind. Meine Mutter machte sich schon Sorgen, warum das Kind nie weine. Ärzte mussten die Kanäle erst wieder öffnen. Na, wenn das kein Signal war! Deshalb ist das Lachen bei mir so ausgeprägt. Es überkommt mich einfach. Das war schon immer so. Mein Vater hat wie Charlie Chaplin immer gesagt: «Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.»
Das Jahr ist noch jung. Worauf freuen Sie sich 2013 am meisten?
Ich hoffe, das Jahr wird ähnlich wie 2012. Das war einfach toll.
Beruflich läuft es für Sie weiterhin wie geschmiert. ARD, ZDF und Sat. 1 sollen an einer Zusammenarbeit interessiert sein. Auch das SRF lobt Sie oft.
Ich würde sehr gerne ein ganzes Jahr in der Schweiz oder Deutschland arbeiten. Zurzeit geht das aber nicht, weil ich wegen meiner TV-Show mindestens fünf Monate in Italien sein muss. Fernseh-Staffeln wie das «Supertalent» von RTL passen da gut. Am liebsten wäre ich aber länger in nur einem Land und damit auch präsenter.
Ein ganzes Jahr in der Schweiz würde doch auch bedeuten, dass Sie für das SRF zu haben wären?
Ja, wieso nicht? Ich bin offen für interessante Projekte und froh, dass ich auch die Leute in der Schweiz mit meiner Art überzeugen konnte.
Wie nahe geht Ihnen Kritik?
Mir hat Thomas Gottschalk vor meiner ersten «Wetten, dass ...?»-Sendung einen guten Rat gegeben. Ihn hat die Kritik zu Beginn stark getroffen. Doch er sagte: «Sei stark und achte darauf, wie das Publikum auf dich reagiert. Das ist viel wichtiger als das, was die Medien schreiben.» Das war sehr hilfreich.
Das SRF verzichtet seit Gottschalks und Ihres Rücktritts auf die Sendung. Denken Sie, die Schweiz hat genug von Wetten, dass ...?
Ich kenne Markus Lanz sehr gut. Er ist ein Freund von mir, aber ich muss ehrlich sein: Für mich ist «Wetten, dass ...?» gleich Thomas Gottschalk. Er hat die Sendung gross gemacht und mit seiner Spontanität echten «Rock» in die Show gebracht. Das ist nicht mehr zu toppen.
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