Verein Thaler Landschaft ohne Windräder
Windräder - Sondermüll im Naturpark

Sara Liechti
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Edgar Schmieder

Edgar Schmieder

Anlässlich der 4. Generalversammlung des Vereins Thaler Landschaft ohne Windräder begrüsste der Vereinspräsident, Marcel Allemann die rund 30 Anwesenden. Das letztjährige Protokoll, der Jahresbericht, die Rechnung sowie das Budget wurden diskussionslos genehmigt und die Décharge erteilt. Die Mitgliederbeiträge bleiben gleich. Der Präsident wurde unter Applaus wiedergewählt und auch dem Vorstand wurde einstimmig zugestimmt. Der Vizepräsident, Kurt Bader dankte Allemann für seinen grossartigen Einsatz. Als neue Funktion wurde «Marketing/Kommunikation» in den Vorstand aufgenommen. Auch dem Antrag der Gründung eines Regionalverbandes «Freie Landschaft Deutschschweizer Jura» mit Hauptsitz in Balsthal wurde stattgegeben. Federführend hierfür ist der Verein «Freie Landschaft Schweiz».

Marcel Allemann stellte bei seinen Ausführungen fest, dass dem Verein «Thaler Landschaft ohne Windräder» eine proaktive Vorgehensweise wichtig ist, um den Investoren, wie auch der Bevölkerung zu zeigen, wie sinnlos das Schelten-Projekt ist. Dabei erläuterte er die Wichtigkeit der 1942 durch den Regierungsrat beschlossenen Juraschutzzone, die weite Teile unserer Landschaft vor der Beeinträchtigung durch Bauten und Anlagen bewahrt. Er sprach von der Raumplanung, dem Naturpark, dem Waldgesetz, wie auch von den Trockenwiesen und -weiden, welche grundsätzlich als Ausschlussgebiet für Windkraftanlagen gemäss dem Konzept Windenergie des Bundes vom Juni 2017 zu betrachten sind. Der Präsident betonte, dass der Aberglaube Windparks könnten Atomkraftwerke ersetzen, bei der Bevölkerung stark verankert sei. Berechnungen zeigen jedoch, dass dies in der Schweiz aufgrund der schwachen Windleistung gar nicht möglich ist. Für ein bisschen Strom werden schönste Landschaften, unsere Naherholungsgebiete, irreparabel verschandelt. Einzige Profiteure davon wären die Promotoren, welche dabei dicke Subventionen kassieren würden.

Was jedoch die Bevölkerung erbt, veranschaulichte Herr Edgar Schmieder, 1. Vorsitzender der Bürgerinitiative zum Schutze des Hochschwarzwaldes, Villingen-Schwenningen, bei seinem an die Generalversammlung anschliessenden Referat. Schmieder gilt als Pionier der regenerativen Energieszene insbesondre auch in Bereichen von Effizienztechnologien. In Deutschland stehen 30'000 Windkraftanlagen. Während des Referats erwies sich Schmieder als Glücksgriff, denn von seiner Erfahrung konnte so mancher an diesem Abend profitieren.

So kam der deutsche Referent auf den Infraschall zu sprechen, der gesundheitliche Schäden verursachen kann. Nicht zuletzt ist Frauen während der Schwangerschaft die Arbeit mit infraschallerzeugenden Geräten verboten. Doch wenn es ums Wohnen geht, scheint dies keine Rolle zu spielen. Man nehme bewusst mögliche Verschmutzungen der Quellen/Karstwasser in Kauf, denn Windräder können Öl verlieren, das für Getriebe oder Hydraulik genutzt wird. Ebenso die Arbeitsfahrzeuge -und Maschinen, welche während dem Bau im Einsatz stehen. Windkraftanlagen sind aufgrund ihrer Bauhöhe und der exponierten Standorte besonders durch Blitzeinschlag gefährdet (in Deutschland 25 Stück pro Jahr). Aufgrund ihrer Höhe sind die Windturbinen per se nicht löschbar und müssen kontrolliert abbrennen. Die rund 20 t schweren Rotorblätter bestehen aus Carbonfaser verstärktem Kunststoff (CFK). Bei einem Abbrand aufgrund Blitzeinschlag werden jedoch zu niedrige Temperaturen erreicht, um Toxine zu eliminieren. Den mit der Asche freigesetzten Fasern wird eine ähnlich schädliche Wirkung wie Asbest nachgesagt. Daher muss nach einem Windradbrand die Erde abgegraben und als Sondermüll entsorgt werden. Damit nicht genug, denn das Fundament mit einem Volumen von rund 4'000 t verbautem Beton und Stahl bleibt bis 6 m tief in der Erde zurück, denn der Rückbau schliesst das Fundament nicht mit ein, sondern nur den oberen, sichtbaren Teil. Zurück bleibt ein gerodeter, kontaminierter, verschandelter Wald. Den Schall, welcher die Rotorblätter verursachen – man kann ihn auch Psycho-Akustik nennen, vermiest so manchem Naturliebhaber den Aufenthalt im Freien, denn die gesuchte Stille wird es erfahrungsgemäss nicht mehr geben.

Schmieder stellte fest, dass in Deutschland wie auch hier bei der Mehrheit der Bevölkerung das Wissen fehlt. Gegner von Windkraftanlagen zu sein bedeutet nicht, Atomstrom zu befürworten. Seine Berechnungen aus der Praxis zeigen, dass Windkraftanlagen viel zu wenig Leistung erbringen, um überhaupt rentabel zu sein. Es sei wichtig Strom und Wärme zu unterscheiden, denn die Zahlen würden sich immer nur auf den Strom beziehen. D. h. würde man die Wärme miteinbeziehen, dann würde das Resultat die Windenergie noch schlechter dastehen lassen.

Edgar Schmieder machte Mut, denn er ist der Überzeugung, dass die Windkraftanlagen technologisch bald überholt und dann ein teurer Stromlieferant sein werden. Schmieder spricht von Sonnenenergie als Energielieferant und Wasserstoff als speicherbarer Energieträger. Eine solche Wasserstoffwirtschaft könnte sogar emissionsfrei sein. «Blockchain», ein Verbund von Erzeugern und Verbrauchern mit gegenseitigem Energieaustausch sei die Zukunft, dadurch werde man zum «Prosumer» (Wordspiel: Produzent und Konsument).

Edgar Schmieder gab zu bedenken, dass die Energienachfrage so hoch wie noch nie zuvor ist. Man müsse lernen, die Verhältnismässigkeit anzupassen. Es müsse zu einer Lebensstilwende kommen. Heute werde mehr Benzin im Stau verbraucht, als zum Fahren, war eines seiner exemplarischen Beispiele aus Deutschland.

Der Verein Thaler Landschaft ohne Windräder wird auch in Zukunft alles daransetzen, die schöne und einmalige Juralandschaft zu schützen, denn in ein paar Jahren wird es Möglichkeiten zur Stromgewinnung geben, die aus erneuerbaren Energien stammen, preisgünstig und vereinbar mit unserer Natur sind.