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Als der EHC Olten 1993 in die Nationalliga A aufstieg, blieb man nur ein Jahr. Die Sehnsucht der Fans, wieder im Oberhaus zu spielen, ist nach wie vor gross. Der 2016 ins Leben gerufene «Dreijahresplan» soll die Erlösung bringen.
«Im Gsicht lo Wachse, ufem Iis rasiere», steht in schwarzer Schrift auf dem grünen Spruchband. Darüber thront ein grosses, weisses Plakat, auf dem ein grüner Bart aufgezeichnet ist. Die Fans des EHC Olten begrüssen die Mannschaft vor dem ersten Playoff-Spiel gegen den EHC Visp mit einer schönen Choreographie.
Es ist angerichtet im mit 4082 Zuschauern gut besuchten Kleinholz-Stadion. Unten neben dem Eis sorgt das Maskottchen der Oltner, die «Powermouse», für Stimmung.
Die Powermouse. An ihr scheiden sich seit Jahren die Geister. Diese frech grinsende Maus, die 1993 das Licht der Welt erblickte. Damals war der EHCO gerade mal wieder in die Nationalliga A aufgestiegen – und stieg Ende Saison wieder ab. Es war, vor mittlerweile fast 25 Jahren, die letzte Stippvisite der «Dreitannenstädter» in der Bel-Etage des Schweizer Eishockeys.
Der Klub versuchte damals, sich mit dem neuen «Wappentier» ein frecheres Profil zu verpassen. Eine Mischung zwischen der grauen Maus, als welche der EHC Olten in der Eishockey-Schweiz wahrgenommen wurde und dem aufmüpfigen, kleinen Tierchen, welches durchaus imstande ist, auch mal die Grossen in Angst und Schrecken zu versetzen.
Eine Maus und Eishockey? Das passt irgendwie nicht zusammen. Die Powermouse ist deshalb auch so etwas wie die Verkörperung der Identitätskrise, in welcher sich der bedeutendste Sportklub des Kantons Solothurn befindet – damals wie heute.
Die Sehnsucht, im Konzert der Grossen mitzuspielen, brennt nach wie vor in der Seele der treuen Anhängerschaft. Aber man ist immer noch gefangen in der Nationalliga B, jetzt Swiss League genannt. In dieser Liga, welche durch die Integration der Farmteams viel von ihrer Attraktivität verloren hat.
Auch aus dieser unbefriedigenden Situation heraus wurde im Sommer 2016 der ambitionierte «Dreijahresplan» geboren, nach welchem dem EHC Olten innerhalb dieser Zeitspanne der Wiederaufstieg ins Oberhaus gelingen sollte.
In den ersten beiden Anläufen ging man leer aus. Im Frühjahr 2017 scheiterten die Powermäuse nach einer verkorksten Meisterschaft schon im Viertelfinal an Rapperswil. In der vergangenen Saison schaffte man immerhin den Finaleinzug, wo der spätere Aufsteiger Rapperswil dann aber eine Nummer zu gross war.
Gestern Abend begann für den EHC Olten im ersten Viertelfinal-Duell gegen den EHC Visp also der dritte Versuch, den angestrebten Schritt nach oben zu tun. Der Start in die Playoff-Kampagne 2019 gelang den Powermäusen nach Wunsch. Der EHC Visp wurde mit einer 1:4-Niederlage nach Hause geschickt. Die Zuschauer wurden gut unterhalten und belohnten die eigene Mannschaft mit warmem Applaus.
Das ist nicht immer so: Olten ist ein spezielles Pflaster. Die Menschen am Zugverkehrsknotenpunkt der Schweiz sind grossen Plänen und Ankündigungen gegenüber grundsätzlich mal misstrauisch eingestellt. Deshalb muss sich auch der EHC Olten immer wieder an seinen ambitionierten Zielen messen lassen.
Dabei wird er mit einer Mischung aus Neugierde und Skepsis beobachtet. Und der Dreijahresplan besonders gerne dann erwähnt, wenn die Mannschaft auf dem Eis mal wieder nicht das bringt, was man sich erhofft.
Dann, wenn Anspruch und Realität besonders weit auseinanderklaffen, ist die Ungeduld oft mit Händen greifbar. Dass er EHCO während des Dreijahresplans vier Trainer «verbrannt» hat, zeigt, wie schwierig es ist, in diesem mitunter kritischen Umfeld die Ruhe zu bewahren.
Mit dieser bisweilen speziellen Mentalität hat auch Verwaltungsratspräsident Marc Thommen zu kämpfen. Er übernahm im Sommer 2017 das Amt von seinem Vorgänger Benvenuto Savoldelli. Der Jurist hatte den Klub gemeinsam mit Geschäftsführer Peter Rötheli wieder auf Vordermann gebracht und erst die Basis dazu gelegt, dass man in Olten von Grösserem träumen darf.
Thommen, dessen Firma in der Bau- und Immobilienbranche tätig ist, will den EHC Olten nun weiter bringen. Er orchestrierte den Bau einer VIP-Tribüne im Kleinholz-Stadion. Doch statt Lob erntete er aus Fankreisen auch viel Kritik, da er gleichzeitig das Stadionrestaurant während der Spiele schliessen liess.
Es ist nur noch den VIP zugänglich. Das Fussvolk muss draussen bleiben. Das gleichzeitig an anderer Stelle neu eröffnete Restaurant vermochte die Gemüter nur bedingt zu besänftigen.
Genau dieses Dilemma zeigt die Zerrissenheit innerhalb dieses Klubs schön auf. Man träumt von einer Rückkehr in die NLA. Vergisst aber dabei bisweilen, dass dazu erst einmal die Rahmenbedingungen passen müssen.
Nicht nur sportlich, sondern vor allem auch wirtschaftlich. Auch darum trat im vergangenen Herbst Peter Rötheli nach 13 Jahren als Geschäftsführer ab. Mit Patrick Reber installierte Thommen einen Mann mit reichlich Erfahrung im Eishockey-Business.
Und vor allem einen Mann, der – im Gegensatz zu Rötheli, der quasi aus der Fankurve in die Geschäftsstelle geholt wurde – eine Aussenperspektive sowie frische Ideen mitbringt.
Ob die Powermouse, diese Verkörperung der ewigen Oltner Sehnsucht, den Wandel mitmacht?