Sie stammen aus dem gleichen Dorf im Appenzellerland, sind zwischen 45 und 48, treffen sich einmal pro Woche und jassen oder spielen Boule. Pius, Qualitätsmanager, Appenzell. David, Lehrer, Speicher AR. Tobias, Consultant, Zürich. Flavio, Sozialarbeiter, Kirchberg SG. François, Journalist, Windisch.
Pius: Einmal mehr haben wir kleinen Schweizer es der grossen Welt gezeigt.
David: Wovon sprichst du?
Pius: Die Doping-Geschichte, den Olympia-Ausschluss von Russland. Das wäre ohne uns Schweizer nicht möglich gewesen.
David: Du sprichst von Alt-Bundesrat Samuel Schmid und Denis Oswald vom Olympischen Komitee?
Pius: Ja klar. Wie Terrier haben sie sich dem russischen Bären in den Weg gestellt.
Flavio: Aber den Ball ins rollen gebracht haben ein russischer Whistleblower und Richard McLaren, ein kanadischer Professor für Sportrecht. Nicht die Schweizer.
Pius: Schon, aber wir haben vollendet.
François: Also nach gut schweizerischer Manier wie es Haris Seferovic im Nati-Trikot auch macht?
Tobias: Der kommt schon noch. Er hat sich die Tore für die WM aufgehoben. Speziell für das Spiel gegen Serbien.
Pius: Das wird eine Schlacht.
David: Das muss man leider befürchten. Ich frage mich, ob es clever war, diese Partie auszulosen.
Pius: Die Auslosung basiert doch auf Zufall.
David: Schon. Aber man kann gewisse Partien ausschliessen.
Flavio: Wieso soll Schweiz gegen Serbien derart heikel sein.
François: Weil wir etliche Spieler mit bosnischen, aber vor allem mit kosovarischen Wurzeln haben. Die Geschichte ist noch längst nicht aufgearbeitet. Da herrscht immer noch mehr als nur Rivalität zwischen den Völkern. Insbesondere zwischen Serben und Kosovaren. Da keimt bisweilen Hass auf. Serbien anerkennt den Kosovo noch immer nicht. Und es gibt Landstriche im Kosovo, welche die Serben noch immer für sich reklamieren. Oder Valon Behrami: Er stammt aus Mitrovica, einer geteilten Stadt, mit bewaffneten Wachtposten auf beiden Seiten des Flusses.
Tobias: Ausserdem werden die Serben sich bestimmt wieder daran erinnern, dass die Schweiz als eines der ersten Länder den Kosovo anerkannt hat und somit aus serbischer Optik ein Volk von Verrätern ist.
David: Und Serbien geniesst den Schutz der Russen, des Bruders im Geiste, dem WM-Gastgeber.
Pius: Ihr denkt, die Russen haben im Wissen um den Olympia-Ausschluss die WM-Auslosung manipuliert, um uns eins auszuwischen.
David: Diese Verschwörungstheorie geht zu weit.
Tobias: Aber ich glaube schon, dass wir Putins Zorn noch zu spüren bekommen. Wir müssen damit rechnen, in Russland auf die Schwarze Liste gesetzt zu werden.
Pius: Was bedeutet das?
Tobias: Vielleicht entpuppt sich der von Schmid und Oswald orchestrierte Olympia-Ausschluss als Eigentor. Touristen und Investoren aus Russland, die der Schweiz fernbleiben.
Flavio: Ja, und Schiedsrichter, die an der WM gegen die Schweiz pfeifen.
Tobias: Die Nati und ihre Fans, die in Russland schikaniert werden.
Flavio: Und ein russischer Boykott, sollte Olympia 2026 in Sion stattfinden.
François: Da bleibt nur ein Ausweg. Wenn es dem halben Bundesrat Schmid gelingt, die Russen vorerst in die Schranken zu weisen, müssen wir die ganzen Bundesräte von der Leine lassen, wenn die Situation eskaliert.