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Viktorija Golubic schafft an den French Open die Qualifikation für das Hauptturnier. Sie gewinnt gegen die Rumänin Andreea Mitu in drei Sätzen und bestätigt somit ihre herausragende Form.
Die erste Gratulantin war schnell da: Timea Bacsinszky liess es sich nicht nehmen, Viktorija Golubic höchstpersönlich zu deren Einzug ins Hauptfeld der French Open zu beglückwünschen. Die Lausannerin freute sich von ganzem Herzen über den Erfolg ihrer Fed-Cup-Teamkollegin, die sich in den vergangenen drei Tagen auf den Nebenplätzen in Rolland-Garros das Ticket für die Teilnahme an der grossen Show gesichert hatte. Nach dem entscheidenden Sieg in der dritten Quali-Runde gegen die Rumänin Andreea Mitu (6:4, 4:6, 6:1) wurde Golubic ausserhalb des Platzes von Autogrammjägern umringt. So schnell geht das, wenn man in einem Grand-Slam-Turnier die Vorausscheidung erfolgreich übersteht. Aus bisweilen schon fast anonymen Tennisspielern werden plötzlich kleine Stars.
Die Bilder vom Fed-Cup-Halbfinal zwischen der Schweiz und Tschechien:
Dabei sah es zunächst alles andere als gut aus für Viktorija Golubic. Sie handelte sich schnell einen 0:4-Rückstand ein gegen die kraftvoll agierende Rumänin. «Da geriet ich etwas in Panik, weil mir die Partie zu entgleiten drohte. Doch dann kam ich besser ins Spiel und konnte die langen Ballwechsel je länger, je mehr zu meinen Gunsten entscheiden», erzählt die Zürcherin. Und wie sie besser ins Spiel kam: Die 23-Jährige nahm ihrer Gegnerin sechs Games in Serie ab und gewann den ersten Satz noch 6:4. Nach einer Schwächephase am Ende des zweiten Durchgangs, fand Golubic im dritten und entscheidenden zurück zu ihrem variablen Spiel, mit welchem ihre Kontrahentin zunehmend Mühe bekundete und gewann deutlich mit 6:1. «Auf Sand bringe ich viele Bälle zurück und kann auch gut kontern. Das ist sehr mühsam für die Gegnerinnen», umschreibt Golubic ihre Stärken auf der «Terre battue» treffend.
Die Vorbereitung auf die Sandsaison begann für die Tochter eines kroatischen Vaters und einer serbischen Mutter mit etwas Verspätung. Und zwar aus gutem Grund. Beim Fed-Cup-Halbfinal gegen Tschechien in Luzern spielte sie sich Mitte April mit zwei sensationellen Auftritten im Einzel in die Herzen des Publikums und erlangte in der Schweiz plötzlich einen noch nie da gewesenen Bekanntheitsgrad. Und noch viel wichtiger: Sie tankte das Selbstbewusstsein, mit welchem sie nun auch durch die Qualifikation in Rolland-Garros marschiert ist.
Viktorija Golubic rettete die Schweiz mit ihrem Sieg gegen Karolina Pliskova in das entscheidende Doppel:
Vom Grand-Slam-Turnier im Bois de Boulogne ist Viktorija Golubic schon seit ihrer Kindheit angetan. «Ich habe das Turnier hier in Paris schon als Kind verehrt und bewundert. Deshalb bedeutet mir die Teilnahme am Hauptturnier extrem viel.» In Ehrfurcht erstarrt ist sie deswegen vor der Qualifikation nicht. Einerseits geht sie seit ihren beiden Siegen am Fed-Cup noch selbstbewusster ans Werk. Auf der anderen Seite hat sie sich bereits im Januar an den Australian Open via Qualifikation in das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers gespielt. «Von daher wusste ich, was mich erwartet und was ich kann.»
In der ersten Runde trifft die Zürcherin nun auf die US-Amerikanerin Alison Riske. Gegen die Nummer 92 der WTA-Rangliste darf sie sich durchaus Chancen auf ein Weiterkommen ausrechnen. Theoretisch hätte es auch zu einem Schweizer Duell kommen können. Timea Bacsinszky muss nun gegen die Spanier Silvia Soler-Espinosa antreten – eine Lucky Loserin.
Stan Wawrinka wollte nach seiner bisher so verpatzten Sandsaison beim ATP-Turnier in Genf nur eines: Siege und damit Selbstvertrauen im Hinblick auf seine Mission «Titelverteidigung» in Paris sammeln. Dieses Unterfangen ist ihm geglückt. Mit einem Dreisatzsieg gegen Lukas Rosol (6:2, 4:6, 6:3) schaffte er den Einzug in das Endspiel, in welchem er heute Nachmittag auf den Kroaten Marin Clic treffen wird. Der Sieg gegen Lukas Rosol war für Wawrinka umso wichtiger, als dass er in Paris in der ersten Runde bereits wieder – der Zufall wollte es so – auf das tschechische «Enfant terrible» treffen wird. Der Waadtländer verlor im Genfer Halbfinal zwar einen Satz gegen Rosol, machte ansonsten aber einen guten Eindruck. Wawrinka scheint seine Baisse und damit die Phase der Verunsicherung erfolgreich überwunden zu haben und rechtzeitig vor Roland Garros wieder in Form zu kommen. Die Pariser Auslosung meinte es generell gut mit der Weltnummer vier, welche dank Roger Federers Forfait nun an Nummer drei gesetzt ist. Erst im Viertelfinal dürfte ihm mit Milos Raonic ein ernsthafter Prüfstein im Weg stehen. Im Halbfinal würde – wenn alles der Papierform nach läuft – Andy Murray warten. (ku)