Die Schweizer Skirennfahrerin Lara Gut-Behrami hat sich offenbar erst jetzt für eine Impfung entschieden – gerade noch rechtzeitig? Sicher ist: Wer Rennen in Nordamerika fahren will, muss geimpft sein. Und wer auf die Rennen verzichtet, verschenkt wichtige Weltcuppunkte.
Wer nach Kanada einreisen will, muss vollständig geimpft sein. Gleiches gilt ab 8. November für die USA. Und das wird für ungeimpfte Skiprofis zum Problem. Denn Ende November und Anfang Dezember finden in Nordamerika wichtige Weltcuprennen statt.
Von «Impfzwang» spricht darum beispielsweise der ungeimpfte Schweizer Abfahrer Urs Kryenbühl – und verzichtet auf die ersten Speedrennen der Saison.
Lange hielt sich das Gerücht, dass die Rennen im kanadischen Lake Louise auch ohne Lara Gut-Behrami stattfinden werden. Dies, weil sich die 30-Jährige angeblich ebenfalls nicht impfen wolle. Nun habe sie sich gemäss «Blick» trotz Angst vor Nebenwirkungen und Langzeitfolgen doch noch kurzfristig dafür entschieden.
Die Spekulationen, dass Lara Gut-Behrami impfskeptisch sei, entstanden vor zwei Wochen in Sölden. Als einzige Athletin von Swiss-Ski trug sie konsequent eine Maske. Was eigentlich dem korrekten Verhalten nach Vorgaben des Internationalen Skiverbandes FIS entsprach, führte zum Gerücht, die Tessinerin sei ungeimpft. Als dann Personen, die es wissen sollten, zumindest nicht aktiv dementierten, war für viele klar: Das Gerücht ist wahr.
Unbewusst hat Gut-Behrami ihren Impfstatus in Sölden vielleicht sogar selbst verraten, als sie davon sprach, wie sehr sie die Reisen im Skiweltcup belasten: «Man fliegt zum Beispiel für nur einen Riesenslalom nach Nordamerika.»
In Killington findet am 27. November ein Rennen in dieser Disziplin statt. Danach ginge es aber eigentlich direkt weiter nach Lake Louise, wo vom 3. bis 5. Dezember zwei Abfahrten und ein Super-G auf dem Programm stehen.
Zum Zeitpunkt ihrer Aussage stand fest, dass nur geimpfte Personen nach Kanada einreisen dürfen. Dass auch die USA dies voraussetzen, wurde erst später klar. In Sölden, so die Vermutung, ging Gut-Behrami noch davon aus, ungeimpft in Killington starten zu dürfen.
Gut-Behrami wollte auf Anfrage nichts zum Thema sagen. Somit auch nichts zum Gerücht, dass sie noch vor zwei Wochen bereit gewesen wäre, auf die Rennen in Lake Louise zu verzichten und damit auf maximal 300 Weltcuppunkte. Was sie im Gesamtweltcup schon vorentscheidend hätte zurückwerfen können.
Spannend wäre auch, ob sie sogar die Olympischen Spiele im Februar in Peking ausgelassen hätte. Zwar hat das Internationale Olympische Komitee IOC erst vor einer Woche das erste «Playbook», das die Regeln definiert, veröffentlicht. Doch war schon zuvor davon auszugehen, dass in China nur vollständig geimpfte Personen ohne eine vorgängige 21-tägige Quarantäne einreisen dürfen.
Es gibt allerdings Athletinnen und Athleten, die hoffen, dass sich daran noch etwas ändern wird, oder dass bis Februar ein neuer, in ihren Augen vertrauenswürdiger Impfstoff auf den Markt kommen wird. So verzichten beispielsweise Urs Kryenbühl und Ralph Weber auf die Rennen in Kanada – und hoffen, für Beaver Creek, wo die Männer Anfang Dezember fahren, einen Weg zu finden.
Beide Athleten waren schon an Corona erkrankt und gelten als genesen. Kryenbühl schreibt auf seinem Instagram-Profil, dass er dem «Impfzwang» nichts abgewinnen könne und er enttäuscht sei, dass die FIS die Rennen nicht in andere Länder verschiebe. In Länder also, wo Genesene auch ohne Impfung einreisen dürfen. Dass im Gegenzug auch die Verschiebung diskriminierend für die Veranstalter in Nordamerika wäre, lässt der 27-Jährige unerwähnt.
Auch Weber äusserte sich in einem ausführlichern Statement auf seiner Website zur Impfung: «Ich möchte meine Kinder und insgeheim mich selbst in einigen Jahren nicht anlügen und behaupten, dass ich mich piksen lassen musste, ohne dahinter stehen zu können, denn das ist schlichtweg falsch. {...} Als Verschwörungstheoretiker oder dergleichen möchte ich nicht abgestempelt werden, aber wir durchleben eine extrem eigenartige Zeit. Frühere Szenarien aus Science-Fiction-Filmen, welche die meisten als unrealistisch und nicht lebenswerte Zukunft betrachtet haben, sind derzeit Realität.»
Man könnte nun entgegnen: Bevor das Flugzeug erfunden wurde, hielten viele die Idee, dass Menschen dereinst fliegen, auch für Fiktion. Heute fliegen die geimpften Athletinnen und Athleten ganz selbstverständlich nach Nordamerika und fahren Rennen. Andere bleiben lieber zu Hause. Zum Glück haben alle selbst die Wahl.