Tennis
Olympiasiegerin Belinda Bencic reist mit Titel auf Sand im Gepäck nach Paris, Jil Teichmann ist der Schweizer Geheimtipp

Mit Belinda Bencic, Jil Teichmann, Stan Wawrinka, Viktorija Golubic udn Henri Laaksonen stehen drei Schweizerinnen und zwei Schweizer im Hauptfeld der French Open. Das sind ihre Erfolgschancen.

Simon Häring, Paris
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Die Schweizer Delegation in Paris ist kleiner als auch schon. Mit Joanne Züger und Alexander Ritschard scheiterten am Freitag die letzten der neun Schweizerinnen und Schweizer, die zur Qualifikation angetreten waren. Deshalb stehen ab Sonntag nur drei Schweizerinnen und zwei Schweizer bei den French Open iim Einsatz: Henri Laaksonen, Belinda Bencic, Jil Teichmann, Viktorija Golubic und Stan Wawrinka, der Sieger von 2015, der sein geschütztes Ranking in Anspruch nimmt. Das sind die Aussichten

Stan Wawrinka: Zurück auf grosser Bühne

Nach zwei Operationen am Fuss und erstmals seit den Australian Open 2021 steht Stan Wawrinka im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. In Paris hatte er 2015 den Titel gewonnen und 2017 den Final erreicht, 2003 siegte er bei den Junioren. Nun nimmt der an Position 257 klassierte Romand sein geschütztes Ranking in Anspruch. In Rom gelang dem 37-Jährigen mit zwei Siegen der Vorstoss in die Achtelfinals (Niederlage gegen Djokovic). In der Startrunde misst sich Wawrinka mit dem Franzosen Corentin Moutet (23, ATP 139). In Runde 2 wartet Rafael Nadal.

Belinda Bencic: Titel auf Sand im Gepäck

Was 2013 mit dem Sieg im Juniorenturnier verheissungsvoll begonnen hatte, entwickelte sich nie zu einer grossen Liebe. Drei Mal verpasste Belinda Bencic die French Open: 2016 wegen einer Verletzung am Steissbein, im Jahr darauf nach einer Operation am Handgelenk und 2020 wegen einer Armverletzung. In fünf Anläufen gewann sie in Roland-Garros nie mehr als zwei Partien in Folge. Und so lautet die magere Bilanz: 5 Siege bei 5 Niederlagen. Bei allen anderen Grand-Slam-Turnieren war Bencic erfolgreicher. Dass aus dem Missverständnis doch noch Liebe werden könnte, deutete Bencic allerdings immer wieder an. 2019 erreichte sie in Madrid die Halbfinals. Und im April gewann sie in Charleston auf Sand ein Turnier. Sie hat nun auf Rasen, Hartplatz und Sand mindestens einen Titel gewonnen. Losglück hatte die Olympiasiegerin hingegen nicht. In der ersten Runde trifft die 25-Jährige auf eine Qualifikantin, in der zweiten wartet mit Bianca Andreescu aber wohl die US-Open-Siegerin von 2020.

Im April gewann Belinda Bencic in Charleston erstmals einen Titel auf Sand.

Im April gewann Belinda Bencic in Charleston erstmals einen Titel auf Sand.

Keystone

Henri Laaksonen: Noch ohne Sieg auf Sand

Für Henri Laaksonen war es bisher eine Saison zum Vergessen: Gerade einmal zwei Partien konnte er im Hauptfeld eines ATP-Turniers gewinnen, in Melbourne und Miami, beide Male gegen den bekanntlich oft lustlosen Franzosen Benoit Paire. Dazu kommen zwei Erfolgserlebnisse im Davis Cup mit Siegen gegen deutlich schlechter klassierte Libanesen. Zuletzt scheiterte Laaksonen der Reihe nach in Monte Carlo, Belgrad, München und Genf in der ersten Runde der Qualifikation. Grund zur Sorge ist das noch nicht. 2021 hatte Laaksonen im Vorfeld der French Open ebenfalls nur zwei Partien gewonnen, ehe er sich dort durch die Qualifikation spielte, und mit einem Sieg gegen die damalige Nummer 11 der Welt, den Spanier Roberto Bautista Agust, erstmals die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers erreichte. Dort musste er allerdings nach mit 5:7 verlorenem Startsatz gegen den Japaner Kei Nishikori mit einer Verletzung an den Adduktoren aufgeben. In Paris trifft Laaksonen in der ersten Runde auf den spanischen Sandplatzspezialisten Pedro Martinez (25, ATP 43).

Seit Monaten ohne Sieg: Henri Laaksonen.

Seit Monaten ohne Sieg: Henri Laaksonen.

Pascal Muller/Freshfocus / freshfocus

Jil Teichmann: Geheimtipp, in Paris aber noch sieglos

Auf Sand besonders wohl fühlt sich Jil Teichmann, die in Barcelona aufgewachsen ist und 2019 auf dieser Unterlage innert weniger Wochen in Palermo und Prag ihre bisher einzigen WTA-Turniere gewinnen konnte. Umso erstaunlicher ist, dass die Linkshänderin in Roland-Garros von 2017 bis 2019 jeweils in der Qualifikation gescheitert war und noch auf ihren ersten Sieg im Hauptfeld wartet. Im Vorjahr wäre sie in Form gewesen, verletzte sich aber in der Woche vor Roland Garros am Fuss und musste pausieren. Auch in diesem Jahr ist Teichmann nicht frei von Beschwerden, in Rom musste sie ihren Viertelfinal wegen einer Adduktorenverletzung aufgeben. In guter Verfassung präsentierte sie sich in der Woche davor in Madrid, wo sie die Halbfinals erreicht hatte. Nun ist Teichmann als Nummer 24 der Welt erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier gesetzt. In Paris trifft sie auf die Amerikanerin Bernarda Pera (27, WTA 122).

Auf Sand fühlt sich Jil Teichmann besonders wohl.

Auf Sand fühlt sich Jil Teichmann besonders wohl.

Ettore Ferrari / EPA

Viktorija Golubic: Endlich die Form gefunden

Zwar gewann Viktorija Golubic 2016 in Paris erstmals eine Partie im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers, seither scheiterte sie aber gleich drei Mal in der Startrunde. 2020 hatte sie die Qualifikation verpasst. Immerhin scheint Golubic ihre Form gefunden zu haben. Nach drei Startniederlagen auf Sand erreichte sie in Strassburg die Viertelfinals. Ihre Gegnerin in Paris ist die Amerikanerin Katie Volinets (20, WTA 136).

Nach schlechtem Start hat Viktorija Golubic auf Sand den Tritt gefunden.

Nach schlechtem Start hat Viktorija Golubic auf Sand den Tritt gefunden.

Chryslene Caillaud / Panoramic