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Sport (SZ, GT, OT)
Die Integration der SC Derendingen Frauen in den FC Solothurn ist nötig, um die Professionalisierung weiter voranzutreiben. Es wird mehr Juniorinnenteams geben. Das mittelfristige Ziel des Fanionteams ist der Aufstieg in die Women’s Super League.
2005 nimmt erstmals ein Frauenteam des SC Derendingen am Meisterschaftsbetrieb teil. Von da an geht es für den Klub in jeder dritten Saison eine Liga weiter rauf. 2008 in die 2. Liga, 2011 in die 1. Liga, 2014 in die NLB. Nur zwei Anläufe brauchen die Derendingerinnen danach, um den grössten Erfolg der Klubgeschichte zu realisieren: 2015 verpasst der SCD als NLB-Meister den Aufstieg noch hauchdünn. Im Jahr darauf ist der Traum von der NLA Realität.
In der höchsten Spielklasse stossen die Derendingerinnen 2016/17 an ihre Grenzen – nur ein Punkt aus 18 Spielen und der direkte Wiederabstieg. In der NLB schauen danach zwei siebte Plätze in Folge, ein sechster und dieses Jahr erneut ein siebter Platz heraus. Die 2:5-Niederlage in Yverdon zum Abschluss der Kampagne 20/21 am 29. Mai ist für den Klub ein historisches Spiel. Es ist nach 16 Jahren das letzte unter dem Namen SC Derendingen Frauen. Es leben die FC Solothurn Frauen.
«Vor zehn Jahren wäre diese Integration – es ist keine Fusion – noch unvorstellbar gewesen», sagt Michael Bünger, Vorstandsmitglied des SC Derendingen. Zu verschieden waren die Ausrichtungen der beiden Vereine. «Jetzt spürten wir eine grosse Bereitschaft von Seiten des FC Solothurn», blickt er auf den April 2020 zurück, als es zu ersten Treffen und Annäherungsversuche zwischen den Klubverantwortlichen kam.
Der FC Solothurn freut sich über den Zuwachs. «Die Frauen werden unser Vereinsleben bereichern», sagt Co-Präsident Samuel Scheidegger. «Beide Vereine werden von der neuen Ausgangslage profitieren. Es ist im Sinne der ganzen Region, dass wir den Spitzenfussball im Kanton weiter vorwärtsbringen, professionalisieren und alle Parteien von den Synergien profitieren können.»
Strengere Auflagen des Schweizerischen Fussballverbands sind der Hauptgrund für die Integration der SC Derendingen Frauen in den FC Solothurn. Wer in die Women’s Super League will, muss zum Beispiel einen Kunstrasen als rasche Ausweichmöglichkeit haben. Das ist in Solothurn gegeben. Zudem fordert der Verband von den Klubs eine nachhaltige Juniorinnenförderung. «Deshalb wird bereits in der nächsten Saison ein neues U14-Team, zusätzlich zur U16, am Meisterschaftsbetrieb teilnehmen», sagt Urs Bachmann.
Er war viele Jahre Trainer des Derendinger Fanionteams und ist als Technischer Leiter der Frauenabteilung für den Aufschwung des Klubs verantwortlich. Bachmann installierte 2017 in Solothurn das Leistungszentrum mit Tagesstruktur für die talentierten Juniorinnen. Auf der Derendinger Heidenegg sei dieser Trainingsaufwand gar nicht mehr zu stemmen, merkt er an. Das NLB-Team trainiert viermal pro Woche, die U16 drei- bis viermal und die neu gegründete U14-Equipe wird ebenfalls dreimal pro Woche trainieren. Dafür reicht der Platz in Derendingen schlicht nicht aus.
Urs Bachmann wird die FC Solothurn Frauen als Trainer in die erste Saison führen. «Der Staff wird deutlich professioneller», freut er sich. Er wird unterstützt von Co-Trainer Patrick Anderegg, den Assistenztrainerinnen Denise Marti und Maria Lo Giudice, Goalietrainer Marcel Haucke und Stürmerinnentrainer Daniel Fastnacht. Im Athletik-Bereich profitiert das Team von den Synergien des FC Solothurn und auch Mentaltraining wird ab der neuen Saison ein Thema sein. «Für die NLB sind wir jetzt schon sehr gut aufgestellt. Das Team freut sich, nun den nächsten Schritt zu machen», sagt Bachmann.
Die sportlichen Ziele der FC Solothurn Frauen sind klar definiert. Das Fanionteam soll mittelfristig in die Women’s Super League aufsteigen. Die Reserve-Equipe, die in der 2. Liga spielt, soll innert zwei bis drei Jahren rauf in die 1. Liga. Für den Nachwuchs soll es bis in spätestens fünf Jahren weitere Equipen geben wie U13, U15 und U17. «Die Bedingungen werden sich durch die Integration massiv verbessern», blickt Bachmann voraus. «Wir profitieren von der Infrastruktur, haben gemeinsam mehr Kraft im Marketing, Vorteile bei der Trainerrekrutierung und wir können im operativen Bereich Ressourcen bündeln.»
Trotz der ersichtlichen Vorteile habe es natürlich auch skeptische Stimmen gegeben. «Mit Gelb-Blau sind viele Emotionen verbunden», begründet Michael Bünger. «Am wichtigsten war für uns, dass wir alle Leute abholen und für die Idee begeistern können: Spielerinnen, Trainerinnen und Trainer, Vorstand, Geschäftsleitung, Sponsoren – ein langer Prozess mit vielen Gesprächen. Richtig quergestellt hat sich eigentlich niemand.»
Bünger bedankt sich in diesem Zusammenhang auch für die von Anfang an guten Gespräche mit den Gemeinden Derendingen und Solothurn. Und er betont: «Wir werden in Derendingen nicht den Stecker ziehen – ganz im Gegenteil.» Die Juniorinnen und auch das Reserveteam werden teilweise weiter in Derendingen trainieren. Zudem hat der Klub mehrere Juniorenequipen und stellt ab der kommenden Spielzeit endlich wieder ein Aktivteam in der 5. Liga. Der SC Derendingen wird also definitiv nicht von der Fussballlandkarte verschwinden, auch wenn die Frauen neu in Solothurn daheim sind.