2. Liga Inter
FC Olten in finanzieller Not: Der Vorstand kämpft mit Altlasten - Trainer Flavio Catricalà wartet noch auf seinen Lohn

Vor einer Woche startete der FC Olten auf der Crowdfunding-Plattform lokalhelden.ch eine Sammelaktion unter dem Titel «FC Olten in Not». Die glorreichen Zeiten in der NLB seien passé, beschreiben die Initiatoren das Projekt.

Raphael Wermelinger
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Isidor Meyer, Präsident FC Olten: «Damit wir unsere Ziele in der Juniorenförderung verwirklichen können und der neu aufgestellte Vorstand die finanziellen Altlasten endlich hinter sich lassen kann, sind wir auf Spenden angewiesen.»

Isidor Meyer, Präsident FC Olten: «Damit wir unsere Ziele in der Juniorenförderung verwirklichen können und der neu aufgestellte Vorstand die finanziellen Altlasten endlich hinter sich lassen kann, sind wir auf Spenden angewiesen.»

Bruno Kissling

Der Stadtklub bittet mögliche Spender: «Damit wir unsere Ziele in der Juniorenförderung verwirklichen können und der neu aufgestellte Vorstand die finanziellen Altlasten endlich hinter sich lassen kann, sind wir auf Ihren Beitrag angewiesen.»

Der Vorstand des FC Olten um Präsident Isidor Meyer hofft, dass bis zum 10. März die Finanzierungsschwelle von 12 000 Franken erreicht ist, das Ziel sind 30 000 Franken. Stand gestern sind Spenden in der Höhe von 6000 Franken zusammengekommen.

Viele Spender und Support

«Wow, so viele Spender und Supporter. Grossartig. Danke», kommentierte Isidor Meyer. Im Werbevideo sagt der Präsident, dass «zuletzt organisatorische Fehlentscheide getroffen wurden beim FC Olten». Ausserdem wurde die Zusammenarbeit mit Partnern vernachlässigt.

«Aus diesen Gründen stehen wir finanziell schlecht da», so Meyer. «Wir wollen keine Schuldzuweisungen machen und zusammen nach vorne schauen.» Thomas Husi, Torhüter und Captain der ersten Mannschaft, unterstreicht: «Sportlich steht der FC Olten im Moment gut da, aber finanziell haben wir Probleme. Wir sind wirklich auf jeden Franken angewiesen.»

Die erste Mannschaft des FC Olten spielt aktuell in der 2. Liga inter, das «Zwöi» in der höchsten Solothurner Regionalliga. Die Verantwortlichen des FC Olten listen auf, wofür das gesammelte Geld eingesetzt würde: Gebühren für Juniorenturniere, Platz- und Garderobenmiete, Schiedsrichter-Kosten, Verbandsrechnungen, Materialaufwand, Ausbau der Juniorenabteilung (Neuanmeldung einer A-Junioren-Equipe ab Saison 2019/20) und Abbau von finanziellen Altlasten.

Ex-Trainer wartet auf Lohn

Wie hoch die Schulden des FC Olten effektiv sind, will der Vorstand nicht offenlegen. Die Crowdfunding-Aktion löst wohl nicht sämtliche finanziellen Probleme des Klubs. Eine gewichtige Altlast betrifft den Trainer der letzten Saison, Flavio Catricalà. Der 41-Jährige, der mittlerweile den Erstligisten Zofingen trainiert, wandte sich Anfang Dezember an den Schweizerischen Fussballverband (SFV).

In der Mail, die dieser Zeitung vorliegt, schrieb er: «Trotz mehrmaligem Versprechen von unterdessen drei Präsidenten warte ich Stand heute immer noch auf 24 642 Franken Lohn und Rechnungsentschädigungen für Vorschüsse meinerseits (2400 Franken wurden mir bisher lediglich überwiesen).»

Diverse Projekte in der Pipeline

Die Kontroll- und Disziplinarkommission des Schweizerischen Fussballverbands verlangte daraufhin von den Verantwortlichen des FC Olten eine schriftliche Stellungnahme. In dieser hebt Präsident Isidor Meyer die schwierige finanzielle Situation hervor und schreibt ausserdem: «Wir sind dran, das Marketing des Vereins wieder zu aktivieren, damit wir auch den hohen Altlasten und den Gläubigern bestmöglich gerecht werden.»

Es seien diverse Projekte in der Pipeline, die wieder Geld in die Kasse des Klubs bringen sollen. Im Dezember organisierte der FC im Oltner Stadtzentrum zum Beispiel erstmals einen «Chlauslauf».

Meyer bestätigt in der Stellungnahme, dass der FC Olten Flavio Catricalà fast 25 000 Franken schuldet. Unterdessen sind es 3000 Franken weniger. Diese «Rate» hat der Klub noch im Dezember überwiesen. Die gesamte Summe könne der FCO nicht einfach so aufbringen, schreibt der Präsident. «Es wird jedoch versucht, jeden Monat den Betrag zu verkleinern.»

Er stellt zudem klar: «Als Verein haben wir verschiedenste Ausgaben zu tätigen. Wir können also nicht alle unsere Einnahmen an Flavio Catricalà überweisen. Wir sind jedoch motiviert und bemüht, allen unseren Gläubigern so gut wie möglich gerecht zu werden.»

Verzicht auf Schlichtungsverfahren

Der Schweizerische Fussballverband bot den beiden Parteien Anfang Januar eine Schlichtungsverhandlung an.

Die Kontroll- und Disziplinarkommission verfüge allerdings «nicht über die Kompetenz, in dieser Angelegenheit einen Entscheid zu fällen. Wir können weder die eine noch die andere Partei zu einer Zahlung oder sonst einer Leistung verurteilen». Flavio Catricalà verzichtete auf das Schlichtungsverfahren. Er habe die Ausreden satt und sei nicht gewillt, weiter vertröstet zu werden. Catricalà zieht in Betracht, den FC Olten zu betreiben.

Licht am Ende des Tunnels

FCO-Präsident Isidor Meyer ist wahrlich nicht zu beneiden. Als er gerade mal einen Monat im Amt war, hat der SFV Ende November den Boykott über den FC Olten verhängt (wir berichteten). Es ging um Verbandsrechnungen im tiefen vierstelligen Bereich, welche die Oltner versäumt hatten zu bezahlen. Diese Schuld ist mittlerweile beglichen und der Boykott wieder aufgehoben, doch der ersten Mannschaft wurden in der 2. Liga inter drei Punkte abgezogen.

Trotz allen Sorgen bereut der 30-Jährige nicht, dass er das Präsidentenamt am 16. Oktober an der ausserordentlichen Generalversammlung übernommen hat. Auch wenn ihm das Ausmass der Altlasten nicht klar war: «Der FC Olten ist ein grosser Klub und dementsprechend viel Geld ist halt auch im Spiel.»

Es sei schwierig gewesen, überhaupt eine Übersicht über die finanzielle Lage zu bekommen. «Es sieht nicht wirklich gut aus, aber wir sehen definitiv Licht am Ende des Tunnels.»