Erstligist Kriens knöpft Favorit Altdorf einen Punkt ab. Trainer Armani Mayabanza möchte seine Handballer zu schlauen Füchsen formen.
Auf diese Wendung hatte nichts mehr hingedeutet. Altdorf führte in der 55. Minute gegen Kriens mit 28:23, schien seiner Favoritenrolle gerecht zu werden und einem sicheren Sieg entgegenzustreben. Dann aber griff die Manndeckung auf Florian Henrich, die Urner gerieten aus dem Tritt. Kriens holte auf, hatte mit dem letzten Angriff in doppelter Überzahl sogar die Chance auf den Ausgleich – und prompt traf Dominik Schnetzler mit der Schlusssirene vom rechten Flügel zum viel umjubelten 28:28.
«Erstmals haben wir gegen ein Team aus der Spitzengruppe gepunktet, das ist ein grosser Schritt für uns»,
freute sich HCK-Trainer Armani Mayabanza.
Die Krienser sind in der Gruppe 3 der 1. Liga zwar noch immer das am schlechtesten klassierte Zentralschweizer Team, mit Platz fünf stehen sie für ihre Verhältnisse allerdings gut da. In den letzten beiden abgebrochenen Saisons zählten sie jeweils zu den Abstiegskandidaten, damit will man sich nun aber nicht mehr zufriedengeben. «Wenn ich nach dem Spiel höre, dass wir gut mitgespielt hätten und der Gegner sein bestes Handball abrufen musste, um uns zu schlagen, nervt mich das sehr. Denn das reicht uns nicht», betont Mayabanza. «Wir wollen noch mehr überraschen.»
Als Überraschung zu werten war auch sein Engagement im Sommer, Mayabanza war davor noch nie Cheftrainer gewesen. Im Jahr 2017 stieg er mit dem BSV Stans in die NLB auf und beendete danach aus privaten Gründen seine Aktivlaufbahn. Der in Luzern geborene und in Horw aufgewachsene Sohn angolanischer Eltern zog sich zurück, erlebte Handball vor allem als Zuschauer, bis ihn der Krienser Sportchef Christian Wipf kontaktierte.
«Ich dachte, ich würde als Juniorentrainer einsteigen. Dass ich nun gleich eine Chance in der 1. Liga erhalte, dafür ich bin ich sehr dankbar»,
erklärt der 37-Jährige.
In Kriens folgte er auf Ralf Stojan, der die NLB-Männer des BSV Stans übernommen hat. Speziell: Die beiden haben im Nidwaldner Kantonshauptort eine gemeinsame Trainervergangenheit, parallel zu seiner Aktivrolle bei den Männern fungierte Mayabanza in der Saison 2015/16 als Assistent von Stojan bei den Stanser SPL-1-Frauen. «Er war der Erste, der mir zur Trainerstelle in Kriens gratulierte und mir ein paar Tipps gab. Ich habe aber meinen eigenen Spielstil, meinen eigenen Kopf», sagt Mayabanza schmunzelnd. «Handball ist wie Schach. Ich will ein intelligentes Spiel sehen.»
Priorität hat bei ihm die Defensivarbeit. Mayabanza war Rückraumspieler, seine Spezialität war aber das Verteidigen. «Ich war und bin ein Fuchs», und genau diese schlaue Art möchte er nun seinem Team in Kriens vermitteln.
«Wir haben junge, gut ausgebildete Spieler, aber noch keine Leader. Uns mangelt es an Cleverness, Reife und Routine. Ich möchte den Spielern helfen, sich zu verbessern»,
sagt er.
Seine eigenen Erfahrungen sind ihm dabei eine Lehre. «Ich war ein Spätzünder», so Mayabanza, der neben einem NLB-Jahr mit Stans (2013/14) vor allem in der 1. Liga gespielt hat (Stans, Borba Luzern, Kriens, Malters). «Ich traf einige falsche Entscheidungen, weil ich es besser zu wissen glaubte. Ich hätte aus meiner Karriere mehr herausholen können.» Der Start in seine Laufbahn als Trainer verlief nun jedenfalls vielversprechend. Wobei das Unentschieden in Altdorf nicht die letzte Krienser Überraschung gewesen sein soll.
Altdorf – Kriens 28:28 (18:13)
Feldli. – 150 Zuschauer. – Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Altdorf, 1-mal 2 Minuten gegen Kriens. – Altdorf: Arnold (6 Paraden)/Amrein (5); Aschwanden (1 Tor), Gisler, Schleich, Müller (1), Baumann (1), Wyss (10), Ledermann (1), Auf der Maur (4), Kovacevic, Henrich (7/4), Bubalo (2), Adamcik (1). – Kriens: Iten (2 Paraden/1 Tor)/Rast (8 Paraden); Schnetzler (2 Tore), Thomann (1), Petkovic (5), Sigrist (1), Heller (4), Baumann (5/3), Felber, Wolf (6), Doudin, Buholzer, Augugliaro (3). – Bemerkung: Arnold pariert Penalty von Wolf (3./2:0).