Der FC St.Margrethen sorgt für gehörig Wirbel: Weil der Trainer abgesetzt worden ist, will die Mannschaft nicht mehr zu Spielen antreten. Es ist nicht das erste Mal, dass der Club für Negativschlagzeilen sorgt.
Weihnachten ist die Zeit der Besinnung, heisst es doch. Der FC St.Margrethen hat sich das zu Herzen genommen, und: sich besonnen. Aber so richtig.
So könnte man die jüngste Posse um den Rheintaler Fussballklub erklären. Gar ist es ein komödiantisches Theaterstück mit Laiendarstellern, die wie in «Tschugger» voll aufblühen in ihrer Rolle. Nur wächst sie ihnen in der TV-Serie nicht über den Kopf, im FC St.Margrethen aber schon. Gut, sportlich schlechter kann es kaum werden, als in der 2. Liga abgeschlagen zu sein mit vier Zählern aus elf Spielen (Torverhältnis 10:35). Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz.
Aber es gibt halt ebenfalls eine persönliche Ebene, auch im FC St.Margrethen, bei dem es gerade so ziemlich «menschelet». Und vielleicht geht es zudem um Macht, Einfluss und Einflüsterer, in jedem Fall um Sympathien.
Derzeit präsentiert sich die Lage wie folgt: Der Dorfklub hat in der 2. Liga ein Team, aber ohne Inhalt, weil es keine Spieler mehr hat. Was ist passiert? Dem aktuellen Präsidenten, nennen wir ihn Fredi Britt, ein Könner im Juniorenbereich, waren die erste Mannschaft sowie der Spielertrainer, seit über 20 Jahren im Verein, längst ein Dorn im Auge.
Im Chat einer Whatsapp-Gruppe wurde also die Absetzung des Trainers beschlossen, und Anfang dieser Woche galt es alle Beteiligten darüber zu informieren. Der neue Sportchef, der eigentlich bloss bei den Junioren mithelfen wollte, aber von Britt auf die Schnelle «befördert» worden war, wurde mit der Aufgabe betraut. Kurz vor Sitzungsbeginn teilte er dem Coach, nennen wir ihn Besart Soshi, die Nichtverlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags mit. Und stellte ihn gleich per sofort frei.
Danach unterrichtete der neue Sportchef die versammelte erste Mannschaft im Beisein Soshis über die neuen Gegebenheiten. Dumm nur, dass der ebenfalls anwesende alte Sportchef davon nichts wusste. Nichts davon, dass auch er längst im Chat der Whatsapp-Gruppe von seinen Pflichten entbunden worden war. Nichts davon, dass Soshi gehen sollte.
Aber gut, konnte der neue Sportchef sofort den neuen Trainer präsentieren, der sich gleich selbst samt seinem Vater angeboten und von Britt vorab die Zusage erhalten hatte. Ein hoffnungsvoller junger Fussballer soll ob all den Neuigkeiten in Tränen ausgebrochen sein, und die Mannschaft verliess samt gefeuertem Trainer den Sitzungsraum. Wobei die Spieler verlauten liessen: «Bis Freitag ist Zeit, das alles rückgängig zu machen. Soshi bleibt unser Mann. Oder wir alle spielen nicht mehr für St.Margrethen.»
Seither sind ein paar Tage ins Land gezogen, «silenzio stampa» lautet die Devise. Bis dato hat sich nichts geändert, ausser dass der neue Trainer heftig auf Spielersuche ist. Und sich beim Nachbarn bedienen will, dem FC Rheineck, der im Mittelfeld der 4.Liga spielt.
Durchgeschüttelt hat es den FC St.Margrethen ja schon oft. Früher wurde er als FC Fruchtexport etikettiert, weil der Präsident mit Früchten handelte und auch ein bisschen mit Trainern und Spielern sowie für den Amateurbereich hohe Löhne zahlte. Ehe ein Verleger das Präsidenten-Ruder übernahm und im Pool mit der zypriotischen Sonne und Tom-Ford-Brille im Gesicht gegen den «Rheintaler» zum Rundumschlag ausholte.
Die Zeitung hatte eine miserable Saison prognostiziert. Später verhaftete die Polizei während eines Trainings fünf ausländische Fussballer mit Touristenvisum, die ohne Arbeitsbewilligung Geld und andere Gegenleistungen erhalten hatten. Jüngst musste Britt Corona-Hilfsgelder zurückzahlen. Der Verein hatte den Pandemieschaden überhöht angegeben.
Auf der Klubhomepage steht als letzter Eintrag: Bereit für den FCZ. Der Meister war für ein Testspiel zu Gast. Im Juni. Oh du fröhliche, FC St.Margrethen! Es ist eine besinnliche Zeit.