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Isabella Bellotti nimmt zum ersten Mal an den Universitätseuropameisterschaften teil.
Isabella Bellotti ist an diesem Dienstagabend als Erste auf der Anlage des Tennisclubs Weihermatt. Es ist ihr Heimplatz: Bellotti wohnt selber in Urdorf. Ihre Kollegin Pascale Prêtre folgt wenig später. Dann beginnen die beiden ihr Training, zwei Sparringpartnerinnen stehen mit ihnen auf dem Platz. Die Studentinnen wirken sehr locker, sie lachen immer wieder. Von Anspannung keine Spur. Doch der Eindruck täuscht. «Ich bin total nervös», gibt Bellotti zu. Das sei sie zwar immer vor einem Turnier, aber diesmal sei die Anspannung noch grösser als sonst. Prêtre geht es ähnlich, wie sie sagt: «Im Flugzeug wird meine Nervosität ihren Höhepunkt erreichen.»
Bellotti fliegt zusammen mit Prêtre und Mirjam Gämperli, die an diesem Dienstag nicht zum Training erscheinen konnte, am Sonntag Richtung Madrid ab. Dort werden sie nächste Woche an den Universitätseuropameisterschaften teilnehmen. Auf das Grossturnier in Madrid bereiten sie sich seit rund drei Monaten vor – mit jeweils einer Trainingseinheit pro Woche. Dabei üben sie sich vor allem im Doppel, um sich einzuspielen. Das hat einen guten Grund: Die drei Frauen haben zuvor nie zusammen gespielt, sondern nur gegeneinander, da sie in unterschiedlichen Vereinen aktiv sind: Bellotti beim TC Weihermatt, Gämperli beim TC Entfelden, und Prêtre ist derzeit vereinslos. Sie trainieren meistens auf einem der Sandplätze auf der Weihermatt, obwohl in Madrid auf Hartplätzen gespielt wird. «Wir mögen Hartplätze», sagt Grundlinienspezialistin Bellotti und versichert: «Die Umstellung von Sand- auf Hartplatz ist nicht so gross.»
Bellotti wie auch Prêtre und Gämperli nehmen zum ersten Mal an der EM der Universitäten teil, die alle zwei Jahre stattfindet. Möglich gemacht hat das die Universität Zürich, an der die drei studieren. Die Uni Zürich hat im Tennis die Schweizer Hochschulmeisterschaft gewonnen und sich damit für die EM qualifiziert. Dass mit Bellotti auch eine Urdorferin dabei ist, ist reiner Zufall. «Ich habe mich wegen der Universiade erkundigt, ob ich dort teilnehmen könne», sagt die 22-Jährige.
«Doch das ging nicht, weil dort die Besten des jeweiligen Landes mitmachen, die mindestens eine N2-Klassierung haben». Bellotti ist derzeit als N4 klassiert. «Aber man hat mir gesagt, ich solle mich doch für die EM anmelden, für die sich meine Uni qualifiziert hat.» Sowohl für Bellotti als auch für Prêtre ist die Teilnahme in Madrid etwas ganz Besonderes. Denn beide haben noch nie ein Turnier im Ausland bestritten.
Neben der Schweiz und ihren drei Vertreterinnen werden in Madrid 15 weitere Länder starten. Jedes Land bestreitet ab Montag an den ersten drei Tagen jeweils zwei Einzel und ein Doppel. Dann folgen für diejenigen Länder, die in ihrer Gruppe unter den besten zwei Teams sind, die Viertelfinals, für die anderen beginnen die Platzierungsspiele. Am sechsten Tag, also am 29. Juli, der Final. Diese Intensität ist für Bellotti und Prêtre eine neue Erfahrung. «Ich habe noch nie so viele Tage am Stück Matches gespielt», sagt Bellotti. «Aber ich fühle mich fit, ich denke, das wird schon gehen.»
Zuversichtlich ist sie auch, was die Temperaturen angeht. Diese seien nicht mehr so hoch wie auch schon, so Bellotti. «So bis 35 Grad – das ist es bei uns auch», sagt sie. Und Prêtre ergänzt: «Es haben ja sowieso alle dieselben Bedingungen.»
Man spürt: Die Vorfreude überwiegt bei den beiden. Sie freuen sich aber nicht nur aufs Turnier, sondern auch auf die Rahmenbedingungen, die schon fast an diejenigen eines professionellen WTA-Turniers erinnern. «Wir werden zum Beispiel vom Flughafen abgeholt», sagt Bellotti. «Und vor Ort gibt es Physiotherapie und Massage», fügt Prêtre hinzu, «ähnlich wie bei den Profis.»
Natürlich wollen sie an der EM so weit wie möglich kommen. Doch ihr Ziel ist es erst einmal, das Viertelfinale erreichen. Wie realistisch sehen sie die Chancen dafür? Die beiden zucken mit den Schultern. «Wir wissen nicht, wer in Madrid spielen wird», sagt Bellotti, die von allen drei Spielerinnen im Schweizer Damenteam am besten klassiert ist. «Wir gehen davon aus, dass es in unserer Gruppe bessere und schlechtere Spielerinnen geben wird, aber mal sehen.» Bei einigen Nationen erwarten Bellotti und Prêtre aber schon, dass sie vorne dabei sein werden. «Die Russinnen werden wohl sehr gut sein», prophezeit Prêtre.
Doch sowohl die 27-Jährige als auch Bellotti machen sich (noch) keine Gedanken über ihre Gegnerinnen. Sie wollen in erster Linie ihr Spiel durchziehen. «Wir sind ready», sagt Bellotti.