Surprise-Streetsoccer-Turnier
Ex-Goalie-Star Zuberbühler kassierte gleich vier Goals

Fussballfest auf dem Helvetiaplatz mit den Teams des Surprise-Streetsoccer-Turniers: Gekämpft wurde um jeden Ball, und der Goalie-Star Pascal Zuberbühler musste gleich viermal hinter sich den Ball aus dem Netz fischen.

Alfred Borter
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Am Surprise-Streetsoccer-Turnier auf dem Helvetiaplatz kämpften sechs Feldspieler um jeden Ball.

Am Surprise-Streetsoccer-Turnier auf dem Helvetiaplatz kämpften sechs Feldspieler um jeden Ball.

Alfred Borter

Gekämpft wurde um jeden Ball, und der Goalie-Star Pascal Zuberbühler, der das Tor der All-Stars hütete, musste gleich viermal hinter sich den Ball aus dem Netz fischen. Doch beim Streetsoccer-Turnier am Samstag auf dem Helvetiaplatz hatte die Surprise Nationalmannschaft gegen das mit mehreren ehemaligen Nationalspielern verstärkte Team trotzdem keine Chance: Sie kassierte nämlich gleich 8 Tore. Aber dem grossen Nationaltorwart einen Ball in den Kasten gejagt zu haben, war dann für die glücklichen Torschützen doch eine Genugtuung.

Zuberbühler meinte beim Auseinandergehen überaus freundlich, die Surprise-Mannschaft habe sehr gut gespielt: «Die beiden Mannschaften waren sich ebenbürtig.» Olivier Joliat, der Speaker auf dem Platz und zugleich einer der Projektleiter von Surprise Strassensport, merkte an, die Strassenfussball-Nationalmannschaft habe glücklicherweise noch etwas Zeit, um sich auf die Weltmeisterschaft in Mexiko, an der sie teilnimmt, vorzubereiten.

Sieben Mannschaften massen sich

Auf dem Helvetiaplatz massen sich sieben Mannschaften; eine war unentschuldigt gar nicht erschienen. «Mit Überraschungen muss man leben», meinte Joliat abgeklärt: Die Spieler haben oftmals eine schwierige Karriere in Leben und Beruf hinter sich oder sie stecken noch mittendrin. Es hat Obdachlose unter ihnen oder Asylbewerber, mehrere sind geistig leicht behindert, andere waren Drogenkonsumenten. Ziel ist es, ihnen eine neue Perspektive zu geben, der Mannschaftssport ist ein gutes Mittel dazu.

Das Team von Surprise Zürich etwa besteht aus Verkäufern der Zeitschrift «Surprise»: Für sechs Franken je Stück verkaufen sie das Strassenmagazin an Passanten, beispielsweise Hanspeter, der früher jeweils am Bellevue stand und jetzt seinen Platz in Oerlikon hat, wie er erklärt. Im Tag verkaufe er etwa zehn bis zwanzig Stück. Einen Teil des eingenommenen Geldes darf er behalten.
Trainiert wird übrigens unter der Ägide von Coach Reto Bommerhart, jede Woche. Es geht ja schliesslich nicht nur um die Kameradschaft, das natürlich auch, aber die Mannschaft möchte gewinnen. Und Ende Oktober nehmen mehrere Mitglieder gar an einem Marathon-Sponsorenlauf teil. Auch die Spieler von Glattwägs United trainieren einmal wöchentlich. Die acht Spieler stammen aus fünf Nationen: Somalia, Spanien, Brasilien und der Schweiz, wie Coach Erich Kräienbühl sagt. Dass sie gut auskämen miteinander, sei sehr erfreulich. Glattwägs vermittelt Arbeitseinsätze an Jugendliche und junge Erwachsene und unterstützt sie beim Einstieg in die Arbeitswelt.

Auch Frauenteams dabei

Schon zum zehnten Mal, also seit Beginn der Turniere, ist der Torhüter des Teams der Gassechuchi Luzern mit dabei. Er schwärmt vor allem von Paris, wo letztes Jahr die Weltmeisterschaft ausgetragen wurde und wo er mit dabei war. 64 Nationen seien am Start gewesen, sogar auch Frauenteams. Er ist in der Gassenküche als Mitarbeiter angestellt, seine Mannschaftskollegen sind Benutzer. Das Zusammenspiel klappe gut, meint er.

Die Kollegialität verhindert freilich nicht, dass sich in der einen oder anderen Mannschaft besonders auf Sieg erpichte Spieler fürchterlich darüber aufhalten, wenn die Spieler auf dem Feld - es dürfen zusätzlich zum Goalie jeweils nur drei sein - wieder einmal eine «hundertprozentige» Chance nicht gepackt haben. Und bei den All-Stars ärgerte sich Franco Di Jorio, der gleich zu Beginn des Spiels einen Penalty verschuldet hatte, weil er in den abgegrenzten Bereich des Torwarts geraten war: «Als ich die hier im Streetsoccer geltenden Regeln endlich verinnerlicht hatte, waren die zweimal sieben Minuten schon um.»