Startseite
Sport
Beat Feuz gewinnt die Abfahrt in Kitzbühel zweimal in drei Tagen und hat nun gleich viele Weltcupsiege in dieser Disziplin errungen wie Didier Cuche. Der Rekordsieger von Kitzbühel freut sich darüber.
Nein, zittern muss Didier Cuche noch nicht. Bis zu seinen fünf Abfahrtssiegen in Kitzbühel ist es noch ein weiter Weg. Doch Beat Feuz hat in nur drei Tagen mächtig aufgeholt und zweimal auf der Streif gewonnen. Gut für Cuche und seinen Rekord ist: In normalen Wintern wird in Kitzbühel nur eine Abfahrt gefahren. Weil aber aufgrund der Coronapandemie derzeit wenig normal ist, fanden an diesem Wochenende zwei Rennen auf der Streif statt.
Feuz konnte beide gewinnen. Am Freitag, in der Ersatzabfahrt für Wengen, schaffte er den ersehnten Premierensieg. Viermal war er in Kitzbühel zuvor schon Zweiter geworden. Endlich hatte es geklappt. Am Sonntag, nicht einmal 48 Stunden später, doppelte der 33-Jährige nach. Irgendwie unbeschreiblich sei das, sagte Feuz zum SRF. Und ergänzte:
«Immer wieder wurde ich gefragt, wann es endlich mit dem Sieg klappe. Und jetzt gewinne ich in drei Tagen zweimal.»
Das Kitzbühel-Double ist zuletzt 1995 dem Franzosen Luc Alphand gelungen. Aber auch zwei weitere Schweizer schafften das Kunststück: 1992 gewann Franz Heinzer zweimal auf der Streif. 1985 Pirmin Zurbriggen.
Mit Heinzer verbindet Feuz noch etwas: Als einzige Schweizer bisher haben sie in ihren Karrieren sowohl in Kitzbühel und Wengen gewonnen, wie auch WM-Gold geholt.
Im Skisport ist manchmal die Rede von fünf grossen Erfolgen, die ein Abfahrer erreichen kann. Dazu zählen neben den Siegen bei den zwei Klassikern und dem Weltmeistertitel der Gewinn der Disziplinenwertung und Gold an Olympischen Spielen. Vier dieser Meilensteine hat Feuz bereits erreicht. Nur der Olympiasieg fehlt.
All dies verblüfft umso mehr, wenn man sich die Karriere von Feuz noch einmal vor Augen führt. Nach der Saison 2011/12, Feuz hatte den Sieg im Gesamtweltcup nur um 15 Punkte gegenüber Marcel Hirscher verpasst, kam es nach einer Operation im linken Knie zu einem Infekt. Es schien zwischenzeitlich wahrscheinlicher, dass Feuz nie mehr normal wird laufen können, als dass er seine Sportlerlaufbahn fortsetzen kann.
Doch Feuz kam zurück und begann, sich auf die wichtigen Rennen der Saison zu konzentrieren. Und er tat es sehr erfolgreich. Gleichzeitig war er aber überzeugt, dass er nie mehr eine Saison lang vorne mitfahren kann. Zu sehr schmerzte das Knie nach den Belastungen. Zu zeitintensiv war vor allem die Regeneration.
Doch Feuz irrte sich. Zwar sind die Schmerzen geblieben, allerdings wurde er zu einem Meister der Anpassung. Er weiss genau, was es wann braucht. Diese Fähigkeit paart sich bei ihm mit einem Fahrstil, der den Körper schont. Bei Feuz sieht es oft selbst dann noch spielerisch leicht aus, wenn die Konkurrenz längst mit den Gesetzen der Physik kämpft.
Nein, zaubern kann Feuz nicht. Etwas Magisches haben seine Auftritte aber schon. In Kitzbühel gelang ihm am Sonntag eine zwar nicht fehlerfreie, dafür schnelle Fahrt. Eben so, als ob ihn selbst Unsauberkeiten nicht bremsen.
Dem Franzosen Johan Clarey, der mit 40 Jahren als ältester Athlet in der Weltcup-Geschichte aufs Podest fuhr, nahm Feuz 17 Hundertstel ab. Dritter wurde der Österreicher Matthias Mayer, dem Feuz sogleich auch die Führung im Abfahrtsweltcup entriss, die dieser am Freitag mit Rang zwei übernahm.
Mit 12 Weltcup-Siegen in der Abfahrt liegt Feuz in der Bestenliste der Männer neu auf Rang neun – gemeinsam mit Kristian Ghedina und Didier Cuche. Den Kitzbühelrekord wird er seinem Landsmann zwar noch nicht so schnell streitig machen. Bei den Anzahl Abfahrtssiegen ist er nun aber gleichauf. Cuche schreibt auf Facebook: «Ich gratuliere Beat Feuz zu diesem beeindruckenden Doppelerfolg. Und herzlich willkommen im Klub der Sieger.»