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Der 30-Jährige Feuz spricht über seine Gold-Fahrt, Berufswünsche und Rennen gegen sich selbst.
Beat Feuz: Ich war schon immer stark im Kopf. Das hat sich auch bei all meinen Verletzungen gezeigt. Vieles auf dem Weg zurück an die Spitze war Kopfsache. Mein Kopf ist eines der stärksten Körperteile von mir.
Das glaube ich nicht (lacht). Mein Umgang mit Druck würde vermutlich bei vielen nicht funktionieren.
Das Ziel muss sein, so wenig wie möglich zu denken. Das ist nicht immer leicht. Wenn es mir nicht läuft, wenn ich Rückschläge einstecken muss, dann überlege auch ich. Aber es ist meine Stärke, dass ich Dinge nach einer gewissen Zeit vergessen kann. Ich drücke symbolisch die Neustart-Taste und von diesem Moment an glaube ich an das Positive.
Nein. In dieser Phase war ich immer mal wieder gefühlsmässig tief unten. Weil ich so tief gefallen war, fehlte mir manchmal die Motivation. Ich habe es nicht immer geschafft, alles dafür zu tun, um zurückzukommen. In dieser Zeit brauchte ich Hilfe. Ich brauchte Menschen, die mich motivierten. Sie sagten zu mir: Probier das. Finde heraus, was geht und was nicht. So habe ich meinen Weg gefunden. Es ist zwar nicht mehr alles möglich, aber vereinzelt immer noch sehr viel. Darauf habe ich hingearbeitet.
Das ist eine schwierige Frage. Es könnte sein, dass ich mich ohne mein Umfeld anders entschieden hätte. Dass ich gesagt hätte, es macht keinen Sinn mehr. Sicher ist, ohne mein Umfeld wäre es mir viel schwerer gefallen.
Genau. Sie hat aber nie gesagt, dass ich es probieren muss, weil das Skifahren das Wichtigste ist, was es gibt. Sie hat mir gesagt: «Ich unterstütze dich, egal, was kommt.» Ich wusste immer, dass die Frage, ob ich weiter Ski fahren kann, nichts an unserer Beziehung ändert.
Ja, es haben mir sehr viele Menschen geschrieben. Einige wollten mir Ratschläge geben, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind oder was ihnen als Therapie geholfen hat. Andere wollten einfach nur erzählen, dass es ihnen auch so geht, dass sie auch unter gesundheitlichen Problemenleiden. Als es mir besser ging, wollten viele wissen, wie ich es gemacht habe, dass es mir besser geht?
Leider habe ich nicht die Zeit, um allen zu antworten.
Da müsste ich ja jetzt zurücktreten, um mich zu bewerben (lacht). Aber auf einen Rücktritt habe ich im Moment noch keine Lust. Mein Ziel ist sicher, noch ein, zwei Jahre zu fahren. Und danach? Ich spreche gerne, ich kenne mich gut aus im Skisport. Das wär sicher etwas, das ich nicht ungern täte.
Ich glaube, es fiebern viele Menschen mit mir mit, weil sie wissen, dass ich so tief unten war. Viele Fans haben mitbekommen, dass es mir nicht immer gut gegangen ist. Darum haben mir wohl viele die Daumen gedrückt, dass ich eine WM-Medaille vor Heimpublikum holen kann. Das hat mich angespornt. Ich habe schon gemerkt, dass sehr viele Menschen hinter mir gestanden sind.
Das wusste ich nicht.
Das ist gut (lacht). Das mache ich manchmal auch so. Ich wette dann extra auf das Team, das ich nicht gewinnen sehen will. Dann ist es eine Win-win-Situation. Entweder gewinnt mein Team und ich bin glücklich oder ich habe als Trost die Wette gewonnen.
Nein. Kitzbühel ist vorbei. Natürlich hat es auch in St. Moritz auf der Abfahrt genug Stellen, wo man im Netz landen kann. Aber wenn man gewinnen will, muss man das Risiko eingehen. Ich hab es zweimal probiert. Einmal ist es aufgegangen und einmal nicht.
Es gibt eine Geschichte dazu: Ich stand am Start und dann sagt einer aus meinem Skiteam, Bostjan Kline sei viel direkter gefahren als der Rest und das sei super gewesen. Dann bin ich im Rennen zu dieser Kurve gekommen und hatte nicht den Plan, so frech zu fahren. Aber dann hat es mich leicht versetzt und ich habe mir gedacht: Jetzt fahre ich auch ganz direkt. Entweder es kommt gut, oder ich lande halt wieder im Netz. Die Selbstüberzeugung muss aber vorhanden sein, damit man es überhaupt probiert.
#Feuz fa impazzire i tifosi svizzeri: 🇨🇭 è lui davanti a tutti ora! 1:38.91! #StMoritz2017 #EurosportSCI pic.twitter.com/vhA5xAPwvn
— Eurosport IT (@Eurosport_IT) 12. Februar 2017
Die Träume gehen mir nie aus. Aber es ist einer der grösseren in Erfüllung gegangen. 2018 kommen die Olympischen Spiele. Aber damit befasse ich mich noch nicht jetzt.
Ja. Es steht aber jetzt noch nicht auf dem Programm.
Es wäre schön, wenn das so ist. Das kann ich aber selbst nicht beurteilen. Es wäre toll, wenn durch die ganzen Erfolge hier in St. Moritz die Kinder Lust bekämen, Ski zu fahren.
Ich war ganz viele (lacht). Ich bin fast täglich Rennen gegen mich selbst gefahren. Ich habe Startlisten erstellt mit den Skifahrern von dazumal. Dann bin ich mit jedem Namen einen Lauf gefahren und habe die Zeit gestoppt. Auch im Sommer auf den Inline-Skates. Komischerweise war ich mit denen, die ich mochte, schneller (lacht). Bei den anderen hab ich wohl gebremst (lacht).
Die Norweger Kjetil André Aamodt und Lasse Kjus haben bei mir oft gewonnen (lacht).