Fussball
Diego Benaglio geht: Der Rücktritt schmerzt, ist aber kein Unglück

Grosse Sportler sind der Zeit immer einen Schritt voraus. Sie betreten die grösste Bühne dann, wenn es noch niemand erwartet. Und sie verlassen die Bühne, wenn alle ehrfürchtig fragen: «Warum denn schon jetzt?»

Etienne Wuillemin
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Benaglio packt die Nati-Koffer Überraschend gab Diego Benaglio den Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft bekannt.
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Nati-Debüt Seinen Einstand im Nationalteam feierte Benaglio 2006 gegen China.
EM 2008 Zur Heim-Europameisterschaft 2008 machte ihn der damalige Nationaltrainer Köbi Kuhn zur Nummer 1. Am Turnier selber liessen ihn seine Vorderleute mehr als einmal im Regen stehen.
Zuberbühler Als Nummer 1 in der Schweizer Nati beerbte Benaglio den langjährigen Stammkeeper Pascal Zuberbühler.
Förderer Hitzfeld Ottmar Hitzfeld hielt in guten wie in schlechten Zeiten stets an Diego Benaglio fest.
Diego Benaglios Nati-Karriere
WM-Enttäuschung 2010 Die WM in Südafrika begann mit dem Sieg gegen Spanien perfekt und endete mit dem Vorrunden-Aus gegen Honduras brutal. Diego Benaglio als Tröster.
Olympia Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London. Nur musste Benaglio mit dem Schweizer Team ziemlich unten durch.
Spieler des Jahres Zweimal (2009 und 2013) wurde Diego Benaglio zum Schweizer Spieler des Jahres gewählt.
Parade An der WM in Brasilien zeigte sich Diego Benaglio noch ein letztes Mal als grosser Rückhalt der Nationalmannschaft.
Zum letzten Mal bezwungen Das letzte Gegentor in der Nati erhielt Benaglio in der Verlängerung des WM-Achtelfinals gegen Argentinien.
WM-Held Trotz des enttäuschenden Endes wurde Diego Benaglio bei der Rückkehr in die Schweiz von den Fans wie ein Popstar empfangen.
Nachfolger Nun übergibt Benaglio den Platz als Nummer 1 voraussichtlich an Yan Sommer.
Konzentration auf Wolfsburg Das Bild täuscht: Bei Wolfsburg packt Diego Benaglio noch nicht zusammen. Sein Rücktritt betrifft nur die Schweizer Nati.
Deutscher Meister 2009 feierte Diego Benaglio mit dem Gewinn des deutschen Meistertitels als Stammkeeper von Wolfsburg seinen grössten Verein auf Vereinsebene.

Benaglio packt die Nati-Koffer Überraschend gab Diego Benaglio den Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft bekannt.

Keystone

Diego Benaglio ist ein grosser Sportler. Vielleicht der prägendste Nationaltorhüter, den die Schweiz je hatte. Er übernahm vor der Heim-EM 2008 den Platz im Tor von Pascal Zuberbühler und zeigte seither kaum je Schwächen. Benaglio bestritt drei grosse Turniere mit der Schweiz, war stets gut bis herausragend. Im WM-Achtelfinal gegen Argentinien bewies er das zum letzten Mal.

Nun tritt Benaglio zurück. Es ist ein Verlust, der die Fussball-Schweiz schmerzt. Benaglio wird als Torhüter, vor allem aber auch als Mensch fehlen. Obwohl er die Captain-Binde nicht trug, war allen klar: Der natürliche Anführer dieses Teams heisst Benaglio. Er war es, der den jungen Teamkollegen oder der überschwänglichen Öffentlichkeit manchmal klarmachte: «Freunde, haltet den Ball flach, die Schweiz ist noch nicht so gut, wie sie eigentlich sein sollte gemäss Fifa-Rangliste.» Und er war auch stets erster Ansprechpartner aus dem Team für die Verbandsbosse.

Doch Benaglios Rücktritt hat auch gute Seiten. Erstens: Um sein Erbe muss sich die Schweiz nicht sorgen. Mit Yann Sommer steht ein Nachfolger bereit, der in vielen Ländern längst die Nummer 1 wäre. Zudem stehen hinter ihm viele weitere Torhüter-Talente bereit. Die Schweiz wird auf Jahre hinaus nie ein Torhüter-Problem haben. Zweitens: Mit dem Entscheid, sich auf die Klub-Karriere zu konzentrieren, erspart Benaglio sich, dem Team und dem neuen Nationaltrainer Vladimir Petkovic einen Konkurrenzkampf mit Sommer, der Unruhe hätte auslösen können.