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Grosse Sportler sind der Zeit immer einen Schritt voraus. Sie betreten die grösste Bühne dann, wenn es noch niemand erwartet. Und sie verlassen die Bühne, wenn alle ehrfürchtig fragen: «Warum denn schon jetzt?»
Diego Benaglio ist ein grosser Sportler. Vielleicht der prägendste Nationaltorhüter, den die Schweiz je hatte. Er übernahm vor der Heim-EM 2008 den Platz im Tor von Pascal Zuberbühler und zeigte seither kaum je Schwächen. Benaglio bestritt drei grosse Turniere mit der Schweiz, war stets gut bis herausragend. Im WM-Achtelfinal gegen Argentinien bewies er das zum letzten Mal.
Nun tritt Benaglio zurück. Es ist ein Verlust, der die Fussball-Schweiz schmerzt. Benaglio wird als Torhüter, vor allem aber auch als Mensch fehlen. Obwohl er die Captain-Binde nicht trug, war allen klar: Der natürliche Anführer dieses Teams heisst Benaglio. Er war es, der den jungen Teamkollegen oder der überschwänglichen Öffentlichkeit manchmal klarmachte: «Freunde, haltet den Ball flach, die Schweiz ist noch nicht so gut, wie sie eigentlich sein sollte gemäss Fifa-Rangliste.» Und er war auch stets erster Ansprechpartner aus dem Team für die Verbandsbosse.
Doch Benaglios Rücktritt hat auch gute Seiten. Erstens: Um sein Erbe muss sich die Schweiz nicht sorgen. Mit Yann Sommer steht ein Nachfolger bereit, der in vielen Ländern längst die Nummer 1 wäre. Zudem stehen hinter ihm viele weitere Torhüter-Talente bereit. Die Schweiz wird auf Jahre hinaus nie ein Torhüter-Problem haben. Zweitens: Mit dem Entscheid, sich auf die Klub-Karriere zu konzentrieren, erspart Benaglio sich, dem Team und dem neuen Nationaltrainer Vladimir Petkovic einen Konkurrenzkampf mit Sommer, der Unruhe hätte auslösen können.