Der 22-jährige Flügelstürmer Edon Zhegrova wird den FC Basel in Richtung Frankreich verlassen und Rotblau damit einen seiner spektakulärsten und den zuletzt wichtigsten Spieler verlieren.
Ein Foto des Eiffelturms auf dem Snapchat-Account von Edon Zhegrova heizt die Gerüchte um seinen Abgang beim FC Basel am Freitag weiter an. Nachdem verschiedene Medien bereits am Donnerstagabend über das Interesse des französischen Meisters OSC Lille berichtet hatten, meldete die «L’Equipe» dann tags darauf, dass Zhegrova am Freitagvormittag den Medizincheck absolviert hat und am Nachmittag einen Fünfjahresvertrag beim aktuellen Zehnten der Ligue 1 unterschrieben wird.
Zhegrova soll beim Achtelfinalisten der Champions League den nach Florenz abgewanderten Jonathan Ikoné auf dem Flügel ersetzen. Rund sieben Millionen Euro Ablöse sollen für den 22-jährigen Kosovaren aus dem Norden Frankreichs in den Nordwesten der Schweiz wandern. Eine Summe, die durch Boni sogar noch höher werden kann.
Um 20.30 Uhr bestätigten dann auch die beiden Vereine den Transfer. Zwar hatte Zhegrova nach dem Auswärtsspiel in Luzern Ende November 2021 noch erklärt, dass er sich aktuell sehr wohl in Basel fühle, Meister werden wolle und alles dafür geben werde. Doch wie so oft geht es im Fussball offenbar schnell.
Finanziell ein guter Deal, sportlich droht Gefahr
Der FC Basel macht durch den Wechsel seines Flügeldribblers, der noch anderthalb Jahre Vertrag gehabt hätte, einen guten Deal. Der Kaufpreis von kolportierten drei Millionen Franken, den der FCB 2020 für den zuvor ausgeliehenen Linksfuss hinblätterte, hat sich unterdessen mehr als verdoppelt. Und dieses Geschäft ist zusammen mit der Lohneinsparung für den klammen Klub, dessen Reserven nahezu restlos aufgebraucht sind, wohl auch der Hauptgrund, warum der FCB dem Wechsel zustimmt.
Denn sportlich wird Zhegrova fehlen. Aufgrund der Personalsituation könnte man zwar meinen, dass der FCB mit Valentin Stocker, Liam Millar, Darian Males, Dan Ndoye und Joelson Fernandes auf den Aussenpositionen auch ohne ihn gut besetzt ist. Doch Achtung: Mit Zhegrova hat Basel in dieser Saison in 16 Spielen 2,73 Punkte pro Spiel geholt. Ohne ihn lag der Schnitt bei nur 1,5. In Almaty oder in Sion sorgte er mit seinen Traumtoren aus der Distanz quasi im Alleingang für den Sieg.
Nicht zu vernachlässigen ist, dass spektakuläre Spieler wie Zhegrova auch mit ein Grund sind, warum viele Fans ins Stadion kommen. Denn trotz seiner Sturköpfigkeit und den gelegentlichen Eskapaden (Trainingsstreik vor dem Wechsel, Visumstheater in Russland, Wochenendtrip in die Heimat trotz Reiseverbot, Unwohlsein beim letzten Testspiel in Lugano) hat Zhegrova bei der rotblauen Fangemeinde viele Sympathiepunkte, zumal er in dieser Saison auch weniger oft kopflos durch die Wand dribbeln will als in den Jahren zuvor.
«Ich versuche, den Zuschauern etwas zu bieten», sagte Zhegrova ein halbes Jahr nach seiner Ankunft (per Leihe aus Genk) im Spätherbst 2019, als er gerade YB mit einem Traumtor und Assist abgeschossen hatte. Und genau diese Spielweise wird man in Basel vermissen. «Er ist ein Lausbub», sagte Zhegrovas liebster Teamkollege Taulant Xhaka über ihn. Und es scheint fast so, als sei der mittlerweile verschwundene Post des Eiffelturms aus Paris der letzte Streich von Edon Zhegrova in Diensten des FCB gewesen.
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— 1893rotblau (@1893rotblau1) January 14, 2022
Trotz ein paar schönen Toren und spektakulären Einzelaktionen hat er dem Team mit seinen häufigen Ballverlusten im Spiel nach vorne, weil er oftmals den Zeitpunkt für das Abspiel verpasste, weniger geholfen als geschadet. Manche mögen ihm nachtrauern, ich bin froh, dass er nicht mehr für den FCB spielt.