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EM-Quali: Die unangenehme Wahrheit, das Signal und eine grosse Ehre

Eine Rundschau durchs Schweizer Team vor den Partien in der EM-Qualifikation gegen Dänemark und Irland.

Etienne Wuillemin
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Wenn er fehlt, dann fehlt der Schweiz auch weiterhin ihr grössert Kreativposten: Xherdan Shaqiri (AP Photo/Gregorio Borgia)

Wenn er fehlt, dann fehlt der Schweiz auch weiterhin ihr grössert Kreativposten: Xherdan Shaqiri (AP Photo/Gregorio Borgia)

CH Media

Xherdan Shaqiri

Wie wollen die Schweizer sein Fehlen kompensieren?

Im September war die Absage von Xherdan Shaqiri fürs Nationalteam das dominierende Thema. Weil er sich ausgelaugt fühlte, verzichtete er auf die Nati-Spiele gegen Irland und Gibraltar. Jetzt ist Shaqiri zwar an der Wade verletzt, hat sich aber mit Trainer Vladimir Petkovic ausgesprochen. Die Frage bleibt trotzdem: Wie gelingt es den Schweizern gegen Dänemark, ihren grössten Kreativposten zu ersetzen? Die unangenehme Wahrheit ist noch immer: Shaqiri ist nicht zu ersetzen. Seine Spielgestaltung an guten Tagen ist – für Schweizer Verhältnisse jedenfalls – einzigartig. Vielleicht bekommt Breel Embolo etwas grössere Freiheiten auf dem Platz, kann vermehrt hinter der Spitze Tempo aufnehmen. In Gladbach weiss er in ebendieser Rolle immer besser zu gefallen. Nun zeichnet sich aber ab, dass Petkovic in Dänemark auf Admir Mehmedi setzt in der Rolle hinter den Spitzen. Der Wolfsburger war zuletzt im Aufwärtstrend. In Kopenhagen kann er diesen bestätigen.

Stephan Lichtsteiner

Spielt der Captain von Anfang an?

Eines ist gewiss: Auf der Tribüne wird Stephan Lichtsteiner nicht Platz nehmen müssen. Dies hat Petkovic bereits vor acht Tagen kundgetan, aber das war mehr symbolisch gemeint, denn alle zwölf Ersatzspieler dürfen auf die Bank. Aber ob der Captain auch auf dem Platz stehen wird? Darüber kann man nur spekulieren. «Ich habe das Team zu 99 Prozent im Kopf – aber dort bleibt es auch, schön verschlossen», sagt Petkovic. Wichtiger ist das Signal, das der Trainer aussandte: Er will Lichtsteiner, der mit 105 absolvierten Länderspielen einen riesigen Erfahrungsschatz mit sich trägt, wieder rund um das Team haben. Diese Erkenntnis ist im Nationaltrainer auch darum gereift, weil die Schweiz im Jahr 2019 schon mehrfach die Erfahrung später Gegentore machen musste. Der Spieler selbst sagt: «Ich hoffe, ich kann einen Input geben.»

Granit Xhaka

Wo liegt die Wahrheit beim Schweizer Anführer?

Es waren aufregende Wochen, die Granit Xhaka zuletzt erlebte. Bei Arsenal wurde er definitiv zum Captain ernannt. Es ist eine grosse Ehre und eine bemerkenswerte Leistung. Hinzu kommt für den 27-Jährigen das private Glück. In der Nacht auf den vergangenen Montag wurde er Vater einer Tochter. Alles gut also? So einfach ist es nicht. Denn es mehren sich rund um Arsenal wieder einmal die Stimmen, die Xhaka vorwerfen, eher Teil des Problems denn einer vielversprechenden Zukunft zu sein. Wie wichtig der künftige Captain für die Nati ist, weiss in der Schweiz dagegen längst jeder. In bester Erinnerung: Als er im ersten Vergleich beim Stand von 3:0 für die Schweiz mit Adduktorenproblemen ausgewechselt wurde, glichen die Dänen innert kürzester Zeit noch aus.

Remo Freuler

Und sonst: Wer ist in Form?
Wer steckt in der Krise?

In Form sind einige Schweizer, allen voran die Gladbacher Embolo, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Yann Sommer, aber auch Fabian Schär und Remo Freuler. Sie stiessen nach dem vergangenen Monat mit dem Klub voller Selbstvertrauen zur Nati, sind Leader in der Bundesliga, haben wie Schär soeben Manchester United besiegt oder stehen wie Freuler mit Atalanta in der Serie A auf dem dritten Platz. Auf dieses Sextett wird Nationaltrainer Petkovic unter anderen gegen die Dänen setzen, es sei denn, er verzichtet auf Elvedi in der Dreierabwehr. Doch es gibt auch Ricardo Rodriguez, der bei Milan plötzlich die Rolle des Nichtgefragten kennen lernt. Und da ist auch noch Manuel Akanji, der zuletzt bei Dortmund zwar spielte, aber nicht überzeugte.