Tennis
Bencic, Bacsinszky oder Golubic? Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt hat für einmal die Qual der Wahl

Am Wochenende trifft die Schweiz im Fed Cup auf Titelverteidiger Frankreich. Bezüglich der Aufstellung ist bisher nur klar, dass Timea Bacsinszky (27, WTA 15) die beiden Einzel und Martina Hingis (36, Doppel WTA 8) das Doppel bestreiten sollen. Doch daneben stellen sich zwei brisante Fragen.

Simon Häring
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Martina Hingis ist fürs Schweizer Doppel gesetzt.

Martina Hingis ist fürs Schweizer Doppel gesetzt.

Keystone

Hinter verschlossenen Türen diskutiert das Schweizer Fed-Cup-Team bereits seit Dienstag zwei heisse Fragen. «Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch keine Ahnung, wie ich aufstellen soll», sagt Captain Heinz Günthardt am Mittwoch, am Tag seines 58. Geburtstags. Klar ist nur, dass Timea Bacsinszky (27, WTA 15) die beiden Einzel und Martina Hingis (36, Doppel WTA 8) das Doppel bestreiten sollen. Daneben stellen sich zwei brisante Fragen.

Frage Nummer 1: Wer wird als zweite Einzel-Spielerin nominiert? Belinda Bencic hat seit dem letzten Oktober kein Spiel mehr gewonnen und in diesem Jahr bei drei Turnieren in der Startrunde verloren. Beim Hopman- Cup in Perth hat sie zwar zwei Einzel gewonnen, gegen ihre Freundin und mögliche Gegnerin in der Genfer Palexpo-Halle, Kristina Mladenovic (23, WTA 31) allerdings verloren. Zudem ist sie de facto nur noch die Nummer 3 im Team.

Die Heldentaten von Golubic

Im letzten April kam Viktorija Golubic (24, WTA 63) im Halbfinal gegen Tschechien nur zum Einsatz, weil die damals bestklassierte Einzel-Spielerin, Belinda Bencic, wegen einer Rückenverletzung passen musste. Sie nutzte ihre Chance mit zwei Siegen im Einzel, schaffte ihren Durchbruch, gewann im Spätsommer in Gstaad ihr erstes Turnier und hat in der Weltrangliste Bencic inzwischen überholt. «Es ist schade, dass wir nicht drei Einzel bestreiten», sagt Günthardt am Mittwoch.

Viktorija Golubic liegt momentan vor Bencic.       

Viktorija Golubic liegt momentan vor Bencic.       

EPA

Frage Nummer 2: Wer spielt neben Martina Hingis im Doppel? Hier sind gleich drei Kombinationen denkbar. Mit Timea Bacsinszky hat Hingis im letzten Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro überraschend Silber gewonnen. Seither standen die beiden aber nicht mehr gemeinsam auf dem Platz.

Zwar hat sie vier Turniere gewonnen, trotzdem geniesst das Doppel in Bacsinszkys Karriere keine Priorität. Auch in Genf soll sie vor allem im Einzel Punkte für die Schweiz holen. Da es ihr bisher im Fed Cup nicht gelang, ihr Potenzial abzurufen, scheint es ebenfalls unwahrscheinlich, dass Bacsinszky auch im Doppel zum Einsatz kommen wird.

Bescheiden ist auch Belinda Bencics Erfolgsrate im Doppel. Seit Februar 2016 hat die 19-Jährige bei acht Turnieren nur einen Sieg feiern können. Mit Viktorija Golubic und zuletzt mit Martina Hingis in St. Petersburg verlor sie jeweils in der Startrunde. Für Bencic spricht, dass sie beim Sieg in Deutschland vor einem Jahr an der Seite von Hingis brillieren konnte. Dass Bencic sowohl im Einzel als auch im Doppel aufgestellt wird, ist unwahrscheinlich, auch wenn sie beteuert, dass sie körperlich in guter Verfassung sei.

Auch Hingis nicht in Form

Viktorija Golubic hat in Melbourne im Doppel zwar die Achtelfinals erreicht. Gegen sie spricht, dass sie mit Martina Hingis im letzten April gegen Tschechien chancenlos blieb. Und Hingis? Seit sie sich im letzten August von Sania Mirza getrennt hat, läuft es auch bei ihr nicht nach Wunsch. Coco Vandeweghe hat sich als Partnerin nicht bewährt. Hingis hat bei den letzten sechs Turnieren mit wechselnden Partnerinnen nie mehr als einen Sieg feiern können. Für eine Spielerin mit ihrem Leistungsausweis eine ernüchternde Bilanz.

Dass Heinz Günthardt nur in einem dreifachen und nicht in einem vierfachen Dilemma steckt, liegt nur daran, dass er mit der Bernerin Xenia Knoll (Doppel WTA 47) die nominell zweitbeste Doppel-Spielerin gar nicht erst aufgeboten hat. Wem er im Einzel den Vorzug gibt, entscheidet Günthardt kurzfristig. Nach dem ersten Tag werden die Karten neu gemischt. Solche Probleme kennt Frankreichs Captain Yannick Noah nicht. Er hat nur drei Spielerinnen aufgeboten.