Das Olympiajahr 2016 hat für die Schweizer Topathletin nicht optimal begonnen. Im Moment ist die Baselbieter Judo-Kämpferin noch über die Kontinentalquote für die diesjährigen Olympischen Spiele in Rio qualifiziert. «Ich will mich aber definitiv qualifizieren, also unter den besten 14 Judokas bis 52 kg figurieren», meint sie.
Dazu braucht Tschopp noch einige weitere Punkte. Die besten fünf Resultate der Qualifikationsperiode zählen für diese Rangliste der weltbesten Judokas. Evelyne Tschopp steht auf Rang 24. Die meisten Punkte sind an den Grand Slams und an den Welt- und Europa-Meisterschaften zu holen. «Um mich in der Rangliste zu verbessern, brauche ich an einem Grand Prix mindestens einen Medaillenrang, an einem Grand Slam reicht bereits ein Platz unter den ersten sieben Kämpferinnen», so die Erklärung der Muttenzer Judoka.
Das erste Turnier des Jahres war der Grand Prix in Kuba. In Havanna startete Evelyne Tschopp wunschgemäss ins Turnier. Die erste Gegnerin, die Argentinierin Abi Cardozo, kannte sie bereits vom Weltcup-Turnier in Australien im letzten Jahr. Tschopp hatte die Südamerikanerin gut im Griff, konnte mit einer kleinen Wertung werfen (Yuko) und den Kampf vorzeitig mit einem Festhalter am Boden gewinnen.
Die nächste Gegnerin, die Spanierin Laura Gomez, ist eine direkte Olympia-Qualifikations-Konkurrentin. Tschopp gelang es, Gomez ziemlich früh mit einem Ippon (Vollpunkt) zu kontern und auch diesen Kampf vorzeitig zu ihren Gunsten zu beenden.
Als nächste Gegnerin erwartete Tschopp die Deutsche Maren Kraeh. Der Kampf begann gut für Tschopp, bis sie Kraeh mit einem Seoi-Nage (Schulterwurf) anzugreifen versuchte. Die Deutsche konnte jedoch diesen Angriff der Schweizerin nach hinten kontern und erhielt dafür einen Wazaari. Die Wertung wurde aber zurückgenommen und in Ippon korrigiert. Dieser Kampf endete also vorzeitig mit einem Erfolg für Kraeh, die schlussendlich diesen Grand Prix als Siegerin beendete. Damit war aber die Bronze-Medaille noch immer in Reichweite.
Tschopp schaffte es nach ihren zwei Siegen und der Niederlage gegen die spätere Siegerin in die Hoffnungsrunde. Dort musste sie gegen die Einheimische Gretel Romero antreten. Dieser Kampf war ein wahrer Wertungskrieg, es gab nicht weniger als vier davon in den ersten zweieinhalb Kampf-Minuten. Unterstützt von ihrem Publikum lief die Kubanerin zur Hochform auf und warf die Muttenzerin Wazaari. Tschopp kann in der Folge ebenfalls werfen: Ippon – Sieg!. Diese Wertung wurde aber ärgerlicherweise korrigiert zu einem Wazaari und der Kampf ging weiter. Leider gelang Romero bereits in der folgenden Sequenz erneut ein Wazaari, der zur ersten Wertung addiert einen Ippon ergibt. Damit endete der GP von Havanna für Evelyne Tschopp mit dem siebten Rang.
Am letzten Wochenende stand dann der Grand Slam von Paris auf dem Programm. Im Vorjahr hatte Tschopp an diesem Turnier sensationell aufgetrumpft und sich die Silbermedaille geholt. Sie musste sich nur der Überfliegerin in dieser Gewichtsklasse, Kelmendi aus dem Kosovo, geschlagen geben. Konnte sie von den super Erinnerungen profitieren?
Das Turnier begann mit der Begegnung Tschopp – Schwartz. Die Israelin war in Havanna ebenfalls auf dem siebten Rang klassiert gewesen. Evelyne Tschopp hatte auch schon Siege gegen sie verbuchen können. Die Schweizerin griff im falschen Moment an und wurde Yuko geworfen. Danach hatte sie Roni Schwartz relativ gut im Griff, konnte diese Überlegenheit aber nicht in eine Wertung ummünzen. Schwartz schaffte nochmals einen Yuko und fing an zu blocken. Sie bekam dafür dreimal eine Strafe. Vor der vierten Strafe (die den Sieg für die Konkurrentin bedeutet) schrecken die Kampfrichter erfahrungsgemäss zurück.
Tschopp konnte in der Folge auch einmal Yuko werfen, aber leider reichte das nicht mehr, um den Rückstand aufzuholen. Damit war der GS von Paris in diesem Jahr für Tschopp schon nach dem ersten Kampf zu Ende. Nicht besser erging es den anderen Schweizer Teilnehmern an diesem Tag: alle überstanden die Startrunde nicht – ein schwarzer Tag für die Schweizer Judokas.
Das nächste Turnier findet in Düsseldorf statt, es handelt sich um einen Grand Prix. «Eine Medaille muss jetzt her», lautet das Ziel der Muttenzer Kämpferin.
Es bleiben noch einige Turniere, die viele Punkte wert sind auf dem Weg zu Olympia 2016. Die Nordwestschweizer Judoszene hält weiterhin die Daumen für die sympathische Spitzensportlerin, die als kürzlich neu aufgenommenes Mitglied des Baselbieter Olympiateams von ihrem Heimatkanton via Leistungssport-Förderung (Swisslos Sportfonds) weiterhin finanziell unterstützt wird.