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Sport (BZ)
Während die Radballer aus Möhlin das Podest verpassten, feierte Altdorf I den fünften Titel in Folge. Die Kunstradfahrerinnen sorgten für die optischen Highlights an den Schweizer Meisterschaften.
Und dann muss der aufgestaute Frust einfach raus. Zu viel hat in diesem Spiel nicht funktioniert, nur schwer ist die 2:9-Klatsche in diesem Moment zu akzeptieren. Renato Bianco vom VCR Möhlin schmettert kurz nach dem Schlusspfiff den Ball mit voller Wucht in Richtung eigenes Tor, um sich sogleich mit einer Geste beim Schiedsrichter für den emotionalen Ausbruch zu entschuldigen. Was folgt, ist ein Abklatschen und eine herzliche Umarmung mit den späteren Schweizer Meistern Roman Schneider und Paul Looser von Altdorf I.
Für Stefan Lützelschwab und Renato Bianco, welche mit dem Ziel aufs Podest zu steigen angetreten sind (die bz berichtete), ist es die dritte Niederlage im dritten Spiel. Der Traum von einer Medaille ist ausgeträumt. Viel schneller als erhofft. Da kann auch der abschliessende 4:2-Sieg gegen Mosnang nicht gross darüber hinwegtrösten.
Die geschilderte Szene ist eine, welche sich an diesem Samstagnachmittag in der Sporthalle Frenkenbündten in Liestal öfters abspielt: Spannende und hochstehende Duelle, ein Kampf um jeden Zentimeter Hallenboden, aber immer wieder auch kleine Nickligkeiten zwischen den Kontrahenten und kritische Worte gegenüber dem Unparteiischen – kurz nach dem Schlusspfiff ist jedoch alles vergessen.
Dies bestätigt Mathias Oberer, OK-Präsident der diesjährigen Schweizer Meisterschaft und langjähriger NLA-Radballer vom VMC Liestal: «Wir sind eine grosse Familie. Nach dem Spiel sind Vorfälle auf dem Feld kein Thema mehr.»
Was die NLA-Teams auf den Hallenboden zaubern, beeindruckt. Schnelle Kombinationen wechseln sich mit taktischem Spiel ab. In hohem Tempo beherrschen die Radballer nicht nur ihr Fahrrad, sondern auch den eng mit dem Vorderrad zu führenden Ball. Und wenn eine Abschlusschance da ist, nehmen sie diese wahr und donnern den Ball mit dem Vorderrad wuchtig in Richtung Tor.
Doch wehe, man ist nach dem nicht erfolgreichen Torabschluss nicht bereit für den Gegenangriff. Dann kann es mit einem direkt verwandelten Torschuss sogleich auch hinten einschlagen. Dafür prädestiniert scheint Altdorfs Torhüter Roman Schneider. Mehrmals lässt er seinen Paraden direkt verwandelte Torabschlüsse folgen. Es ist wohl einer der Gründe, weshalb er nun zum fünften Mal in Folge Schweizer Meister geworden ist.
Szenenwechsel: Die Helfer des VMC Liestal haben in der Halle umgebaut, die Kunstradfahrerinnen sind an der Reihe und treten je nach Kategorie in Einer-, Zweier- oder Vierer-Formationen an.
Es wird still in der Halle. Musik ertönt, und neben dieser sind nur einzelne Anweisungen des «Teamcaptains» zu hören oder wird die Stille durch Szenenapplaus unterbrochen. Besonders in den Bann ziehen mag die Vorführung einer Sechser-Formation vom RV Sirnach und dem VC Rheineck.
Es ist ein Auftritt ausser Konkurrenz, denn die Formation tritt auf Wunsch von OK-Präsident Oberer in Liestal auf. «Ich habe sie am Weltcup in Hongkong gesehen und wollte sie unbedingt hier in Liestal haben», sagt Oberer und schwärmt von «höchster Präzision», als die sechs Kunstradfahrerinnen auf engstem Raum und in grosser Synchronität ihre Kür abspulen.
Danach wird es wieder laut. Die aus Altdorf angereiste «gelbe Wand» hat sich auf der Tribüne erhoben und feuert ihr Team gegen Pfungen mit dem Brüderpaar Severin und Benjamin Waibel lautstark an, die Fans aus Pfungen halten dagegen. Oberer ist beeindruckt: «Mit diesem riesengrossen Zuschaueraufmarsch haben wir nicht gerechnet. Das macht Freude.»
Am meisten Freude hat zum Schluss Altdorf I. Das 3:3-Unentschieden sichert ihnen den Schweizer-Meister-Titel und die Teilnahme an der Radball-Weltmeisterschaft.