Frauenfussball
Champions League als Belohnung: Die Frauen von Servette jagen von Erfolg zu Erfolg

Die Frauen des Servette FC starten am Mittwoch gegen Juventus Turin in die Gruppenphase der Champions League. Dem Klub gelang zuletzt ein rasanter Aufstieg.

Nicola Berger
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Bei Stürmerin Jade Boho Sayo (rechts) und ihren Teamkolleginnen läuft es derzeit rund.

Bei Stürmerin Jade Boho Sayo (rechts) und ihren Teamkolleginnen läuft es derzeit rund.

Salvatore Di Nolfi / KEYSTONE

Es ist eine Weile her, seit die Crème de la Crème des europäischen Fussballs in Genf gastiert hat. Der europäische Glanz des Servette FC, welcher der Stadt auf der Charmilles einst magische Europacupnächte bescherte, verblasste in den letzten zwei Jahrzehnten. Doch spielt am Mittwoch Juventus Turin im La-Praille-Stadion, es ist der Auftakt zur Gruppenphase der Champions League, für die sich die Frauen des Klubs erstmals qualifiziert haben.

2017 wurde die Equipe von Chenôis und der Servette FC zusammengeführt (der Name Chenôis blieb), das Budget von 150000 Franken verdoppelte sich, und seither jagt der Verein von Erfolg zu Erfolg: 2018 gelang der Aufstieg, 2021 der Meistertitel, dann der Einzug in die Königsklasse. Die Eingliederung war nicht zuletzt das Verdienst von Richard Feuz, dem jungen Sportchef des Frauenteams, der inzwischen zum Generaldirektor der gesamten Fussballabteilung aufgestiegen ist. Feuz, 30, sagt: «Mir geht es darum, dass Mädchen und Jungs über die gleichen Chancen verfügen. Bei Servette war das nicht der Fall. Also mussten wir etwas ändern.»

Eric Severac ist erst seit 1. Juli vollamtlicher Profitrainer.

Eric Severac ist erst seit 1. Juli vollamtlicher Profitrainer.

Salvatore Di Nolfi / KEYSTONE

Feuz und der Trainer Éric Severac überzeugten die im Ausland engagierten Nationalspielerinnen Caroline Abbé und Sandy Maendly von der Rückkehr; das Quartett hat grossen Anteil daran, dass Servette heute der Leuchtturm des Schweizer Frauenfussballs ist. Das Budget beträgt inzwischen knapp weniger als eine Million Franken – die Champions-League-Qualifikation bringt fast die Hälfte des Budgets ein, 400000 Euro. Zwölf Spielerinnen verfügen inzwischen über Profiverträge, doch allein vom Fussball können nur drei bis vier Akteurinnen leben. Der Coach Severac arbeitete bis Ende Juni als Finanzdirektor für eine Genfer Firma, erst seit dem 1. Juli ist er vollamtlicher Profitrainer.

Die kleine Spitze gegen den FC Basel

Die Frauen geniessen im Servette FC eine hohe interne Wertschätzung. Der Direktor Feuz sagt, jeder Mitarbeiter der Geschäftsstelle habe in seinem Pflichtenheft stehen, die Dinge, die er fürs Männerteam realisiere, auch für die Frauen zu tun. Der Trainer Severac erinnert daran, dass der FC Basel sein Frauenteam bei einem Gala-Dinner 2018 als Helferinnen aufbot, um den Männern Getränke zu reichen. «In Genf fand das gleiche Abendessen statt, aber bei uns waren die Frauen genau gleich eingeladen wie die Männer. Was man gibt, das erhält man zurück», sagt Severac.

Heute wohnen regelmässig Profis der Männer den Spielen der Frauen bei, darunter Gaël Clichy, der frühere französische Nationalspieler. Zwischen den Teams besteht eine Symbiose, wie sie nicht alltäglich ist.

Schwierige Aufgaben in der Champions League

Sportlich wird die Aufgabe für Servette in der Gruppe A gegen Chelsea, Wolfsburg und Juventus schwierig. Aber das Signal ist stark, Inka Grings, die Trainerin des Ligarivalen FC Zürich, sagt stellvertretend: «Für den Schweizer Frauenfussball ist die Teilnahme von Servette super.» In Genf ist der Sport bei den Mädchen so populär, dass der Klub nicht alle Bewerberinnen aufnehmen kann. Seit längerem bemüht sich Servette um ein neues Nachwuchszentrum. Europäische Sternstunden können bei der Überzeugungsarbeit der traditionell sport-aversen Genfer Politik nur helfen