Seit Jahren spielen Kapitän Noel Ott und seine Teamkollegen in der Weltspitze mit. Dank der erfolgreichen WM wurde das nun auch in der Schweiz bemerkt.
Was war das für ein Sommermärchen, das die Schweizer Beachsoccer-Nati in Moskau geschrieben hat. Als Nachrücker gewannen sie Spiel um Spiel und holten sich schliesslich hochverdient die Bronzemedaille. Die Leistungen von Kapitän Noel Ott waren dabei besonders überragend und brachten ihm letztlich den «Golden Ball» ein, die Auszeichnung für den besten Spieler des Turniers.
«Das war ein Moment, den ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde. Nur wenige können von sich behaupten, diese Auszeichnung gewonnen zu haben», sagt der Aargauer Noel Ott stolz und fügt an:
«Ich wusste, dass ich ein super Turnier gespielt habe. Die Anerkennung durch die Experten, die den Preis vergeben, macht mich natürlich besonders stolz.»
Noel Ott wäre aber nicht Captain und Teamleader, würde er nicht die Wichtigkeit der Mannschaft für diese Auszeichnung unterstreichen. «Ohne mein Team, das super gespielt hat, hätte ich diesen Preis nicht erreichen können», sagt der Bottenwiler demütig.
Als Nachrücker zur WM-Bronzemedaille, es ist eine Geschichte, die ein Hollywood-Autor nicht besser hätte schreiben können. «Es ist eine unglaubliche Geschichte. Die zwei Wochen in Moskau fühlten sich an wie in einem Film», sagt auch Ott. Denn mit diesem Exploit hätte wohl niemand gerechnet. Gleich zum Turnierstart setzten die Sandgenossen ein erstes, dickes Ausrufezeichen. Im 18. Anlauf gelang der Schweiz der erste Sieg gegen Rekordweltmeister und Topfavorit Brasilien. Für Noel Ott aus Bottenwil, der bereits mehrere Niederlagen gegen die Zauberer von der Copacabana miterlebte, war es einer der schönsten Momente des Turniers.
Doch weitere sollten folgen. Erst im Halbfinal gab es den ersten und auch letzten Rückschlag. Im Penaltyschiessen mussten sich Ott und seine Teamkollegen gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister Russland geschlagen geben. «Die Enttäuschung nach der Niederlage war natürlich riesig», sagt der Kapitän rückblickend. Sich danach wieder für den kleinen Final zu motivieren, sei nicht einfach gewesen. Er habe aber als erfahrener Spieler versucht, gerade den jungen Spielern gut zuzureden. Mit Erfolg.
Im Spiel um Platz drei zeigten die Schweizer gegen den Senegal erneut eine geschlossene Mannschaftsleistung und holten sich damit die Bronzemedaille. «Das ist eine grosse Sache», sagt Noel Ott glücklich.
Die starken Leistungen sorgten auch in der Schweiz für grosses Aufsehen. Beachsoccer, ansonsten eher eine Randsportart, wurde für zwei Wochen zum Nationalsport. Tausende Zuschauer verfolgten die Spiele im Fernsehen. Diese Euphorie bekamen natürlich auch die Spieler in Russland mit. «Die Anerkennung aus der Schweiz war riesig. Mein Handy ist auf Hochtouren gelaufen», sagt der Bottenwiler über die zahlreichen Nachrichten aus der Schweiz. Man habe gemerkt, welchen Einfluss die Fernsehübertragung hatte. «Es hat uns mega gefreut, wie die Leute mit uns mitfieberten», so der Aargauer.
Normalerweise fliegen die Sandgenossen eher unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit. Ihre Spiele finden nicht auf der grossen Bühne statt. Die starken Auftritte an der Weltmeisterschaft könnten dies aber ändern. Einen Vorgeschmack erhielten die Helden aus Russland vergangenes Wochenende in Aarau. Beim Testspiel im Schachen gegen England rissen sich die Leute um die Tickets. Eine ungewohnte Situation für Noel Ott:
«Es war eine magische Stimmung. Ich habe noch nie erlebt, dass die Leute in der Schweiz für ein Beachsoccer-Spiel angestanden sind. Wenn ich daran zurückdenke, kriege ich noch immer Hühnerhaut.»
Nach dem Spiel verteilten die Spieler fleissig Autogramme an die Fans und genossen die Atmosphäre.
Denn auch sie trainieren viermal in der Woche, müssen das im Vergleich zu den Fussballprofis aber mit dem Berufsleben vereinbaren. Dabei müssen sie grosse Opfer bringen. «Wir wollen nicht jammern, da es unsere Leidenschaft ist. Trotzdem würden wir uns über grössere Unterstützung freuen», so Ott. Im Vergleich zu Shaqiri, Xhaka und Co. können sie nicht vom Sport leben und haben auch keine grossen Sponsoren, die sie finanziell unterstützen.
Deswegen heisst es für Noel Ott jetzt wieder, täglich ins Büro zu gehen und am Abend dann noch zu trainieren. Viel Zeit, um die eigene Familie zu sehen, bleibt da nicht. «Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich unterwegs bin und nicht an ein Familienfest gehen kann», sagt Ott. Zum Glück geniesst er eine grosse Unterstützung aus dem familiären Umfeld. Ansonsten wäre der Aufwand wohl nicht zu stemmen.
Es ist das Spannungsfeld, das sich die Sandgenossen gewohnt sind. Die fantastische WM hilft aber vielleicht, dass die finanzielle Unterstützung grösser wird. So könnten die Spieler sich dann noch mehr auf den Sport konzentrieren, denn Noel Ott ist sich sicher: «Der Erfolg könnte noch grösser sein, wenn wir uns nur auf den Sport konzentrieren könnten.»