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Sport (AZ, BT)
Das 15-jährige Aargauer Tennis-Supertalent Chelsea Fontenel hat sich auf dem Weg zum Tennisprofi in der renommierten IMG-Academy in Florida etabliert und mit der Unterzeichnung eines Ausrüstervertrags einen Meilenstein erreicht.
Chelsea Fontenel kehrt mit vielen guten Erfahrungen von einem Turnier zurück, sitzt in der Schulklasse, als ein Herr während des Unterrichts an der Tür klopft und danach fragt, ob eine gewisse Chelsea in dieser Klasse sei. Chelsea meldet sich zu Wort, worauf sie plötzlich ein Zertifikat in den Händen hält. Sie wird beglückwünscht, erhält viel Applaus. Erst dann realisiert die 15-Jährige: Sie hat einen Award für ihr vorbildliches Engagement und ihre herausragende Persönlichkeit erhalten.
Die Episode zeigt, wie sehr sich Chelsea Fontenel in den ersten fünf Monaten ihres Abenteuers in der Sport-Academy in Bradenton, unweit der Grossstadt Tampa, Florida, etabliert und eingelebt hat. «Mir gefällt es sehr gut. Ich habe supertolle Trainer und die Stimmung auf dem Campus ist grossartig mit den vielen Sportlern, die alle einem bestimmten Traum nachgehen. Das motiviert mich sehr», sagt die Aargauerin – aufgewachsen in Kaiseraugst und zuletzt vier Jahre wohnhaft in Wettingen, gegenüber dieser Zeitung.
Chelsea Fontenels Alltag in Florida ist vollbepackt: Nach dem Frühstück stehen zwei Stunden Tennis auf dem Programm, worauf der Schläger zur Seite gelegt wird und eine zusätzliche Stunde an der Fitness gearbeitet wird. Am Nachmittag steht sie nochmals eine Stunde auf dem Platz, ehe sie bis abends um sechs die Schulbank drückt.
In der Freizeit und in den Stunden zwischen den Pflichtterminen nimmt Chelsea, die dank ihren Eltern Wurzeln auf der Karibik-Insel St. Lucia hat, gerne Kontakt auf mit ihrer Familie in der Schweiz. Heimweh, weit weg von den Liebsten zu sein, war eines der grossen Bedenken, die die Teenagerin vor Antritt ihres Abenteuers plagte.
Heute sagt sie: «Es ist zum Glück gar nicht so schlimm. Weil meine Tage so stark ausgefüllt sind und ich so viel erlebe, habe ich gar nicht so viel Zeit, nachzudenken, wie sehr ich sie vermisse.»
Vermisst wird sie in der Schweiz in erster Linie von ihrem 9-jährigen Bruder Chelton, Vater Cabie und Mutter Kathleen. «Wir tauschen uns täglich mit ihr aus. Immer wenn wir mit ihr reden, dann strahlt sie, ist voller Freude und erzählt viel von ihren Erlebnissen. Das gibt uns sehr viel zurück. Es wäre deshalb egoistisch, ihren Traum nicht zu unterstützen», sagt Mutter Kathleen.
In Florida bricht Chelsea Fontenel regelmässig aus dem Campus-Alltag aus und reist an Turniere, um sich im Klassement zu verbessern. Viele davon finden in traumhaften Feriendestinationen statt: Puerto Rico, Mexiko, in der Karibik, Miami oder sonst wo in den USA. In den Liegestuhl fallen lassen kommt für das Supertalent aber gewiss nicht in Frage, denn ihren Traum, ihr grösstes Hobby zum Beruf zu machen, verfolgt sie mit grösster Akribie.
Die 15-Jährige, die zu den weltweit 20 besten Tennisspielerinnen ihres Jahrgangs zählt, gewann im Herbst in Puerto Rico ihr erstes ITF-Turnier. «Ich wusste, dass ich es gewinnen kann. Dass es dann aber wirklich eintrifft, war ein unbeschreibliches Gefühl», sagt Chelsea Fontenel. Dank starker Resultate an den weiteren Turnieren verbesserte sie sich im ITF-Ranking innerhalb weniger Monate um rund 250 Plätze auf Rang 322 – die Tendenz zeigt weiter steil nach oben.
Doch für den grössten Erfolg sorgte Chelsea Fontenel und ihr Team neben dem Platz: Die Aargauerin unterschrieb zum Jahresende einen Ausrüstervertrag mit Adidas, was in der Tennisbranche stets als gewichtiger Meilenstein gewertet wird.
Nebst weiteren guten Sponsorenabschlüssen fand auch ihr Crowdfunding auf der Schweizer Förderungsplattform «ibelieveinyou.ch» regen Anklang. All das steuert dazu bei, dass das Abenteuer in Florida die grossen finanziellen Herausforderungen der Familie etwas abdämpft. Denn dank des Kontrakts mit der IMG-Tennis-Academy sind zwar Kost und Logis abgedeckt, doch für die vielen Reisen an die Turniere muss sie selber aufkommen.
Erholt sich Chelsea Fontenel von den intensiven Tennisstunden, konzentriert sie sich auf ihr Gesangstalent und schreibt an eigenen Songs. Dass sie nebst dem Tennis über ein weiteres grosses Talent verfügt, sprach sich auf dem Campus schnell herum, sodass sie die Möglichkeit bekam, die US-Hymne vorzutragen. Nicht irgendwo, sondern auf grösster Bühne vor dem IMG-Final des College-Basketballs – live übertragen vom US-Sportsender ESPN2, den Millionen von US-Haushalte empfangen. «Ich bekam danach viele Komplimente. Das hat mich sehr erleichtert, weil ich ja keine Amerikanerin bin und ich es nicht vermasseln wollte», sagt Chelsea Fontenel und lacht.
Den Start in das vorerst auf drei Jahre vereinbarte Abenteuer der Aargauerin darf also auf allen Ebenen als grosser Erfolg gewertet werden. Nach einem zweiwöchigen Abstecher über die Weihnachtszeit in die Schweiz, in der sie den Schläger beiseitelegte, startete Chelsea Fontenel, zurück auf dem Academy-Campus in Florida, das Jahr 2020 voller Tatendrang mit intensiven Trainingsblöcken.
Schon bald folgen Turniere in Guatemala, El Salvador, der Dominikanischen Republik sowie in den USA. In diesem Jahr bleibt das grosse Ziel, sich stetig zu steigern. «Ich spüre auf dem Platz, dass ich Schritt für Schritt vorwärts komme – und das macht Megaspass.»