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Hundebisse – gefährlich und meldepflichtig

Richtiges Verhalten kann schmerzhafte Attacken verhindern.

Lajos Schöne
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Kleine Buben werden am häufigsten von Hunden gebissen.

Kleine Buben werden am häufigsten von Hunden gebissen.

Bild: Getty

Mit den Temperaturen steigt auch die Zahl von Hundebissen, insbesondere bei Kindern. Nach Schätzungen des Bundesamts für Veterinärwesen BVET kommt es in der Schweiz jährlich zu rund 13 000 Verletzungen durch Hundebisse. Alle erheblichen Bissverletzungen, die in einer Arztpraxis oder im Krankenhaus medizinisch versorgt werden müssen, unterstehen der Meldepflicht beim kantonalen Veterinäramt. Dies mit dem Ziel, weiteren Bissattacken vorzubeugen.

Laut der 2019 veröffentlichten Statistik zu Verletzungen in Haushalt und Freizeit der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung wurden zwischen 2012 und 2016 im Durchschnitt 10020 Verletzungen durch Bisse von Tieren bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren gemeldet. 90 Prozent davon waren Hundebisse.

Das höchste Risiko, von Hunden gebissen zu werden, betrifft Buben zwischen fünf und neun Jahren, berichten der Leitende Arzt Dr. Michael Büttcher und die Oberärztin Dr. Adriana König vom Kinderspital des Luzerner Kantonsspitals in der «Schweizer Zeitschrift für Dermatologie und ästhetische Medizin» (1/2022). Jüngere Kinder werden demnach vor allem im Gesicht und am Hals gebissen; je älter die Kinder, desto häufiger sind Arme und Beine betroffen.

Kinder sind unberechenbar – Hunde auch

Kinder verhalten sich nach Hundemassstäben einfach unberechenbar: Sie hüpfen, rennen, springen, kreischen und schreien, statt ruhig zu gehen und leise zu sprechen. So weiss der irritierte Vierbeiner nie, woran er ist, und fühlt sich mitunter sogar bedroht. Das unvermittelte Verhalten von Kindern kann Mechanismen bei Hunden auslösen, die in ihr angeborenes Beuteschema passen.

Nachdenklich macht die Tatsache, dass die beissenden Hunde in der Regel keineswegs verwahrloste, fremde oder streunende «Köter» oder überzüchtete «Kampfhunde» sind, sondern die gehätschelten Tiere der eigenen oder einer benachbarten Familie. «Die Hälfte bis zwei Drittel aller Hundebisse werden von dem eigenen Hund oder einem Hund aus dem weiteren Familienkreis zugefügt», berichten Büttcher und König.

Für viele Unfälle mit Kindern sind Fehler bei der Haltung der Tiere die entscheidende Ursache. Ein grosser Teil der Hunde wird in Wohnungen gehalten, die dafür nicht geeignet sind. Hunde haben ein grosses Bewegungsbedürfnis. Ohne Abwechslung, Spiel und Bewegung werden sie bald einmal aggressiv.

Eine weitere Mitschuld an Unfällen tragen die glorifizierenden Darstel­lungen von Hunden in Filmen und Fernsehsendungen, wie zum Beispiel «101 Dalma­tiner».

Das gilt es beim Umgang mit Hunden zu beachten:

  • Auf fremde Hunde nicht schnell zugehen oder -fahren; stattdessen mache man einen Bogen um das Tier.
  • Einen herankommenden Hund ruhig empfangen und nicht schreiend davonlaufen oder versuchen, ihn zu vertreiben. Denn das kann den Jagdinstinkt des Tieres wecken. Also stehen bleiben und den Hund in beruhigendem Ton ansprechen.
  • Angeleint wartende Hunde ohne Herrchen nicht streicheln.
  • Hunde nicht beim Fressen stören oder ihnen gar den Napf wegnehmen.
  • Nach einem Biss immer zum Arzt.
  • Den Hund nicht in der Region der Schnauze berühren. Nicht an den Ohren zupfen, an der Nase packen, am Schwanz ziehen und nicht das Fell gegen den Strich streicheln.

Bisswunden bei Kindern müssen immer von einem Arzt versorgt werden, und zwar auch dann, wenn sie klein und ungefährlich erscheinen, betonen Dr. Michael Büttcher und Dr. Adriana König: «Diese von aussen betrachtet harmlos erscheinenden Wunden sind nicht zu unterschätzen, da häufig auch tiefere Strukturen (Muskeln, Sehnen, Gelenke oder Knochen) verletzt sein können.» Oft sei deshalb eine (kinder)chirurgische Behandlung der Wunde unumgänglich. Dabei wird die Wunde gesäubert, gründlich mit Kochsalzlösung ausgespült, vom zerrissenen Gewebe befreit und wenn nötig mit einer Naht verschlossen. Um der Entwicklung einer schweren Infektion vorzubeugen, werden die meisten Kinder nach der operativen Versorgung der Wunden prophylaktisch mit Antibiotika behandelt und gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) geimpft.

Auch unkomplizierte Bisswunden bei Erwachsenen sollten spätestens nach 48 Stunden ärztlich kontrolliert werden. Eine sofortige Vorstellung beim Arzt ist notwendig, wenn Symptome auftreten wie Rötung, Schwellung, Schmerzen, Störungen der Sensibilität oder eine Einschränkung der Funktionsfähigkeit des betroffenen Körperteils.

Ausgedehnte oder tiefe Wunden sollten auch radiologisch, mit Ultraschall oder Magnetresonanz (MRI), untersucht werden, empfehlen die Luzerner Spezialisten. Nur so liessen sich eventuelle Verletzungen der Knochen entdecken. Ausserdem bestehe bei tiefen Bissverletzungen die Gefahr, dass ein abgebrochener Zahn des Tieres in der Wunde verbleibe und zu Komplikationen führe.

Und dennoch: Kinder brauchen Tiere

Trotz der Gefahren, die von Tieren ausgehen können, gibt es viele gute Gründe, die für die Anschaffung eines Haustiers sprechen. So leiden Kinder, die mit einem Hund aufwachsen, seltener unter Allergien als andere Kinder, sie bewegen sich mehr und sind häufiger an der frischen Luft.

Haustiere sind auch Balsam für die Kinderseele: «Kinder, die gemeinsam mit Tieren aufwachsen, können in ihrer ganzen Persönlichkeitsentwicklung davon profitieren», sagt der Münchner Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko. «Wenn sie das Tier beobachten und betreuen, entwickeln sie mehr soziale Kompetenzen, als sie beim Spielen mit leblosen Dingen erlangen können. Der Kontakt zum Tier steigert die Lebensfreude und fördert das Verantwortungsgefühl. Und ganz nebenbei verschafft sich das Kind auf natürliche Weise gute Kenntnisse über wichtige Lebensvorgänge wie Sexualität, Geburt oder Tod.» Gerade für Stadtkinder seien Tiere oft der wichtigste Bezug zur lebendigen Natur, so Koletzko.