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Diese Aufführung ist gelungen: Der Verein Musik im äusseren Wasseramt gefiel mit dem Stück «Der schwarze Hecht», das am Wochenende erstmals in einer Obergerlafinger Gewerbehalle dargeboten wurde.
Es überrascht immer wieder, welche Frische sich die 1939 uraufgeführte musikalische Komödie «Der schwarze Hecht» von Paul Burkhard nach Texten von Eric Charell, Jürg Amstein und Paul Burkhard bewahrt hat. Was als Welterfolg in viele Sprachen übertragen hierzulande früher mit Fernsehübertragen der Stars Bühlmann/Rainer zum Strassenfeger wurde, versprüht auch heute immer noch vergnüglichen Charme. Zumindest in der Version, wie sie Melanie Gehrig als Gesamtleiterin dieses Projektes im Rahmen der Sommermusikwoche von Musik im äusseren Wasseramt inszenierte.
Frech und leicht
Die drei Aufführungen dieser musikalischen Komödie finden allesamt in Gewerberäumlichkeiten statt, die zum Spiel einen reizvollen Kontrast bilden, dafür aber die ganze Aufführung frech und leicht daherkommen lassen. Gemäss dem Motto: Kultur findet überall statt.
Für den sehr gut besuchten Premierenabend hatte sich die Firma Publikation Digital AG im Obergerlafinger Bolacker zur Verfügung gestellt. Das Team der Bühne Burgäschi samt Helfercrew, die von den herzerfrischenden Operettendarbietungen in Burgäschi bekannt sind, verwandelte die Gewerbehalle zum Spielort und den Vordachbereich zur Apéro- und Pausenzone.
Zwei Exoten
Schon in der musikalischen Einleitung (bravourös am Klavier: Katrin Hartmann, am Schlagzeug Marianne Graber) wird das Publikum eingestimmt auf den Evergreen «Oh mein Papa», der über dieses Stück hinaus Musikgeschichte schrieb. Hier singt ihn Melanie Gehrig als überzeugende Zirkusartistin Iduna Obolski, um einen Eindruck vom Leben ihres Vaters als berühmtem Clown zu vermitteln. Mitgebracht zum 50. Geburtstag seines Bruders Albert Oberholzer (Hermann Gehrig) hatte die schillernde Iduna ihr Ehemann Alexander. Roger Bucher gab ihn als Zirkusdirektor ganz echt in Pose und Stimme.
Die selbstgefällig-bürgerliche Verwandtschaft (Sabine Mathys-Müller, Andreas Hubert, Renate Engesser, Peter Bader, Claudia Weber, Christian Gerber und Karin Decker) wird durch das Erscheinen der beiden Exoten arg aufgemischt. Nur die jugendliche Anna Oberholzer (schönstimmig: Melanie Braun) ist ganz betört vom Zirkusleben und will mitziehen. Ihr Freund Röbi (Ronnie Grossenbacher) möchte sie zurückhalten. Dann träumt sie verrücktes Zeug von Clowns, menschlichen Raubkatzen und ihrem Röbi, der mit Partnerin (Letizia Jakob) feinfühlig Ballett tanzt. Das Ensemble reisst die Zuschauenden in der Traumszene mit komödiantischen Einfällen zu Lachstürmen hin. Mit wachem Auge aber sieht Anna, dass ihre drei Onkel die schöne Iduna begehrlich umgarnen. Das ruft die eifersüchtigen Ehefrauen auf den Plan, und der Skandal, der alle nacheinander das Familienfest verlassen lässt, ist perfekt.
Und warum heisst das Stück «Der schwarze Hecht»? Die als Hilfe angereiste Oberholzer-Schwägerin Kattri (ansprechend in Bewegung und Gesang: Corinne Koch) hat ihn über all den Turbulenzen im Ofen verbrennen lassen. Ernüchtert bleibt die Oberholzer-Familie zurück und kann kaum glauben, dass man an Familienfesten spürt, «dass man zusammengehört in Freud’ und Leid.»
Nächste Aufführung: Samstag, 14. 7., 20 Uhr bei Zaugg&Zaugg, Meisenweg 3, in Derendingen.