Neuendorf
Trauer um Willi Melliger (†64): «Die Gemeinde hat ihm viel zu verdanken»

Der Neuendörfer Willi Mellinger ist in der Nacht auf Dienstag an den Folgen eines Hirnschlags gestorben. Gemeindepräsident Rolf Kissling spricht von einer sehr traurigen Nachricht für das Dorf.

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Marcel Bieri Marcel Bieri

Die Gemeinde Neuendorf trauert um ihr bekanntestes Gesicht, Willi Melliger. Der frühere Weltklasse-Springreiter und Gewinner von 13 EM-Medallien ist in der Gäuer Gemeinde aufgewachsen. Bis zu seinem Tod in der Nacht auf Dienstag lebte der dreifache Familienvater in Neuendorf.

Willi Melliger starb am 16. Januar 2018, nachdem er einen Hirnschlag erlitten hatte.
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Melliger gewann auf Calvaro an Olympia 2000 in Sydney mit der Schweizer Equipe Silber.
Melliger und Calvaro kurz vor dem Abflug nach Sydney. 1996 hatte das Duo im Einzel Olympia-Silber geholt.
Prachtsschimmel Calvaro begleitete Melliger auch am CSI Zürich 2000. Zwei Jahre zuvor hatte er den Wettbewerb als erster Schweizer gewonnen.
Von Calvaro musste Melliger 2003 Abschied nehmen.
Willi Melliger auf BB Nithard gewinnt am 28. Juli 2001 das Jagdspringen beim CSI in Ascona.
Melliger auf "Gold du Talus". Er ist mit zwei Nullfehlerritten der Beste seiner Mannschaft beim Nationenpreis aus der Samsung Super League vom Sonntag, 1. Juni 2003 am CSIO von St. Gallen.
Willi Melliger ist tot
Melliger 2003 im Reitstall Bopp Würenlos.
Melliger verstarb in der Nacht auf den 16. Januar 2018.

Willi Melliger starb am 16. Januar 2018, nachdem er einen Hirnschlag erlitten hatte.

KEYSTONE/WALTER BIERI

Springreiter und Organisator

«Nicht nur als Springreiter, auch als Unternehmer war Willi Melliger äusserst erfolgreich» erklärt Rolf Kissling, der Gemeindepräsident von Neuendorf, auf Anfrage. Als Organisator von Springreitturnieren habe Melliger Stars aus Reitsport, Politik und Wirtschaft nach Neuendorf gebracht. Man werde Melliger in bester Erinnerung behalten.

 «Das Dorf hat ihm viel zu verdanken» sagt Gemeindepräsident Rolf Kissling, der den Springreiter persönlich kannte.

«Das Dorf hat ihm viel zu verdanken» sagt Gemeindepräsident Rolf Kissling, der den Springreiter persönlich kannte.

Felix Gerber

In welcher Form die Gemeinde von seiner berühmtesten Persönlichkeit Abschied nimmt, wird am Dienstagabend an der Gemeinderatssitzung besprochen.

13 EM-Medaillen

Mit insgesamt 13 EM-Medaillen, darunter vier goldenen Auszeichnungen, ist Melliger der erfolgreichste Schweizer EM-Reiter aller Zeiten. Vor 1995 hatte der Neuendörfer schon 1983 in Hickstead mit Van Gogh in der Equipe sowie 1993 in Gijon mit Quinta im Einzel und mit der Schweizer Mannschaft den EM-Titel gefeiert.

Melligers Stern ging 1976 in Luzern auf, als er am CSIO auf der damaligen Hausermatte mit Rhonas Boy völlig überraschend den Grossen Preis der Schweiz gewann. Diesen Erfolg bestätigte der äusserlich robuste, innerlich aber feinfühlige Metzgerssohn 1984 in Luzern mit Van Gogh und 1996 in St. Gallen mit Calvaro. Sechsmal wurde Melliger Schweizer Meister.

Der langjährige Zigarrenraucher, Feinschmecker und Genussmensch war als nervenstarker Reiter und schlauer Pferdehändler bekannt. Er konnte sich an Pferde verschiedener Grössen und Eigenarten anpassen. Er führte mit seinem Gespür nicht nur Calvaro oder Quinta zu Erfolgen, sondern auch Corso (zweimal EM-Team-Bronze), Van Gogh, Beethoven und Gold du Talus sowie Durchschnitts-Sportpferde wie Trumpf Buur und Rhonas Boy.

2010 beendete der Solothurner seine aktive Karriere. Er widmete sich danach vermehrt dem Pferdehandel und stellte seine Dienste dem Schweizer Verband für Pferdesport als Coach des Nachwuchses zur Verfügung. Auch dies mit beachtlichen Erfolgen.

Herzinfarkt vor Jahresfrist

Ende 2016 erlitt Willi Melliger einen Herzinfarkt. Er musste notfallmässig operiert werden, erholte sich aber vom Eingriff relativ gut. Er stellte darauf seinen Zigarrenkonsum praktisch ein.

Willi Melliger war zweimal verheiratet. Er hinterlässt drei Kinder und einen Enkel. Seine Söhne Kevin und Kay sind aktive Reiter. Er war freundschaftlich mit der Reiterfamilie Fuchs in Bietenholz verbunden und Götti des erfolgreichen jungen Equipenreiters Martin Fuchs. (sda/hts)