Forstbetrieb
Jungwuchsschutz der Bäume: Aebisholz setzt auf Holzgehege statt Plastikzäune

Zwei Jahre nach Burglind wachsen die Bäume heran. Im Aebisholz schützt man die jungen Bäume auf ungewöhnliche Art vor Wildtieren.

Yann Schlegel
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Holzgehege statt des bisher üblichen Jungwuchsschutzes aus Plastik sollen den neu aufgeforsteten Wald schützen.

Holzgehege statt des bisher üblichen Jungwuchsschutzes aus Plastik sollen den neu aufgeforsteten Wald schützen.

zvg

Über zwei Jahre liegt der Wintersturm Burglind bereits zurück. Am 3. Januar wütete das aussergewöhnliche Wetterereignis über der Schweiz. Besonders hart traf es das Aaregäu: Burglind zerstörte südlich von Kestenholz und Oensingen ganze Waldstücke. Am schlimmsten war der Schaden im Buechban. Aber auch im Aebisholz riss der Sturm viele Bäume um – hinterliess grosse Löcher im Wald.

Brach sind die Flächen längst nicht mehr. Bereits wächst der aufgeforstete Jungwald wieder heran. Allein in Kestenholz pflanzten die Forstbetriebe auf 16 Hektaren 27'000 neue Bäume. Wo ein neuer Wald heranwächst, gehören die grünen runden Einzelschutzhüllen, die jeweils zu Hundertschaften vom Boden hochragen, für einige Jahre zum Landschaftsbild. Sind die frisch gepflanzten Bäume genug gross, sodass die Rehe deren Endknospe nicht mehr auffressen können, entfernen die Forstbetriebe die sogenannten Einzelschütze wieder. Aufforstungen sind generell sehr arbeitsintensiv und teuer.

Holzzäune sind umweltfreundlicher

Auf den aufgeforsteten Flächen im Aebisholz sind zwei Jahre nach dem Sturm jedoch nicht die typischen grünen Einzelschütze zu sehen. Die frisch gepflanzten Bäume sind im Wald nahe Oensingen mit Holzgehegen vor den Wildtieren geschützt. Weshalb kommen hier nicht die üblichen Zäune zum Einsatz? Die Frage richtet sich an Förster Robert Graber, der den Forstbetrieb der Bürger­gemeinde Oensingen führt. «Es ist eine Kostenfrage. Die Holzgehege sind viel günstiger, wenn man auch das Entfernen und deren Entsorgung mit einbezieht. Es kommt auch auf Gegebenheiten wie Erschliessung, Naturverjüngung und Grösse des Zaunes an.»

Gesuch gestellt beim Kanton

Der örtliche Forstbetrieb stellte beim Kanton ein Gesuch, um den Jungwuchs mit zwei Zäunen auf den Sturmflächen zu schützen. Rund 3500 Bäume setzte der Forstbetrieb im Aebisholz nach dem Sturm Burglind. Die zwei Zäune schützen rund 1500 Bäume vor Verbiss- und Fegeschäden des Rehwildes.

Dass Graber ein Befürworter der Holzgehege ist, spürt man im Gespräch. «Die Holzzäune sind aus Fichtenholz, umweltfreundlich, für das Wild gut sichtbar und wir können das eigene Holz gebrauchen», nennt Graber nur einige Vorteile. «So können wir auch unseren Sägereien etwas helfen.» Der Forstbetrieb produziert die Holzzäune im Werkhof vor und verkauft sie auch an andere Betriebe. Diese Art von Jungwuchsschutz sei wieder etwas aufgekommen, weil der Sturm viele grosse Waldflächen umgeworfen hat, so Graber. Zuletzt vertrauten einige Forstbetriebe der Region vor knapp zwanzig Jahren nach dem Sturm Lothar auf diese Art von Jungwuchsschutz.

Auch Georg Nussbaumer vom Forstbetrieb Unterer Hauenstein setzte damals Holzgehege ein und machte damit durchweg positive Erfahrungen. Gemeinsam mit dem Zivilschutz stellte der Forstbetrieb damals den Jungwuchsschutz in den aufgeforsteten Waldstücken auf. «Wir haben nie mehr im grossen Stil angepflanzt wie damals», sagt Nussbaumer in der Rückblende.

Draht und Plastik werden vermieden

Die Gehege müssen im Gegensatz zu den grünen Plastikhüllen nicht mit Draht oder Kabelbinder fixiert werden. «Ich möchte nicht wissen, wie viel Plastik und Draht vom herkömmlichen Jungwuchsschutz im Wald liegen bleibt», sagt Graber. Die Hüllen müssten nach ein paar Jahren einzeln entfernt und entsorgt werden. Das unbehandelte Holzgehege dagegen zerfalle nach fünf Jahre von selbst. Während seines Försterpraktikums im Thurgau lernte er die Holzgehege kennen. Sein damaliger Chef Paul Koch wende diese Methode schon seit fast 25 Jahren an.

Auch in Deutschland ist sie verbreitet. «Zäune allgemein sind bei uns ein wenig verpönt», sagt Graber. Weshalb kann er auch nicht erklären. Füchse würden über die Latten springen, dies habe er selbst beobachtet. Auch Hasen können die Gehege überwinden. Nur das Reh, das die «gepflanzten» Jungbäume gemäss Graber noch besser möge, werde am Zugang gehindert.