Paul Wyss aus Kappeln stellt in der Alten Kirche seine neusten Werke aus. Dieser Künstler versteht es meisterlich, Dreidimensionales zu kreieren, und ihm Leben einzuhauchen.
Augenblicklich wird man beim Betreten der Alten Kirche von den acht Skulpturen im Chorraum gefangen genommen. Sie stehen da, im Kreis angeordnet. Wenn man sie lange genug betrachtet, kommt das Gefühl auf, als würden sie beginnen, sich zu drehen und zu tanzen.
Diszipliniert, sanft in der Bewegung, immer so, dass der Betrachter die einzelnen Gesichter und Köpfe im Blickfang hat. Nur Einbildung? Aber was ist schon real und was fiktiv, in der Kunst verschieben sich oft die Ausrichtungen auf wundersame Weise.
Diese Skulpturen von Paul Wyss aus Kappel haben es in sich. Dabei handelt es sich um schlank geformte Stämme aus ganz unterschiedlichen Hölzern. Man erkennt Strukturen, Rinden, Äste, und immer haben sie einen Kopf aus Bronze, ein Gesicht mit einem ganz bestimmten Ausdruck.
Das schlafende Mädchen, zärtlich in sich versunken, die Frau, mystisch in der Ausstrahlung, ein männliches Gesicht, ein Kopf mit einer Haarfülle, ein anderes, das einem entgegen schaut, aufmerksam. Der Kreis ist voller Faszination und bekommt durch den kirchlichen Chorraum mystische Ausstrahlung.
Ganz vorne im Ausstellungsraum stehen zwei Reihen kleinere Skulpturen. Sie bilden eine Strasse durch den Mittelgang. Darunter hat es auch einzelne Bronzeobjekte. Ihre Oberflächen sind bald matt, dann glänzen sie silbrig.
Ein Liebespaar, der Feuertanz mit der Figur auf einem verkohlten Stück Holz, aber auch andere Skulpturen spielen mit dem Betrachter. Fesselnd sind auch die abstrakteren formalen Objekte, ein Schleier, durchsichtig und doch in sich verwoben.
Grandios in der Ausstrahlung ist die grosse Bronze-Skulptur in der rechten Ecke, Salome im Schleiertanz, biblische Faszination ausstrahlend, geheimnisvoll und doch so klar in der Auslegung.
An den Wänden entlang hängen Bilder. Links die Engelsbilder, kleinere Aquarelle, oder dann das ganz grosse Bild mit dem Engelsflügel, der einen zu umfangen scheint. Interessant auch die Reihe in kraftvollen Rottönen, in der das Spiel mit dem Feuer zum Thema wird. Voller Poesie sind die Baumbilder auf der anderen Seite, aber auch die abstrakteren Kompositionen, die aus der Farbe herausleben.
In den letzten Jahren hat sich Paul Wyss mit seinen Skulpturen einen bekannten Namen gemacht. Sie sind eine eigenwillige Mischung aus figurativen Elementen mit abstrakten, surrealen Verschiebungen oder Auflösungen.
Interessant ist die Bearbeitung der Flächen, glänzende Elemente spielen mit matten, eigenwillige Farbtöne sind auszumachen. Man erkennt in all diesen Skulpturen einen Künstler, der es meisterlich versteht, Dreidimensionales zu kreieren, ihm Leben einzuhauchen, nichts ausformuliert, vieles bewusst offenlässt und mit überraschenden Akzenten spielt. Der Rundgang durch den Ausstellungsraum ist ein wahres Vergnügen.
Die Ausstellung dauert bis 22. November. Öffnungszeiten: Freitag 19 bis 21 Uhr; Samstag und Sonntag jeweils 14 bis 18 Uhr.