Härkingen
Horizontalen und Naturverbundenheit stehen im Vordergrund

Judith Nussbaumer und Irma Bucher, eine Malerin und eine Bildhauerin, stellen ihre Werke in der Alten Kirche aus. Die Ausstellung dauert vom 13. bis 29. März.

Madeleine Schüpfer
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Die Werke von Bildhauerin Irma Bucher und Malerin Judith Nussbaumer im Chorraum der Alten Kirche.

Die Werke von Bildhauerin Irma Bucher und Malerin Judith Nussbaumer im Chorraum der Alten Kirche.

Hansruedi Aeschbacher

Zwei interessante Künstlerinnen, eine Malerin und eine Bildhauerin, geben sich in der Alten Kirche in Härkingen bis 29. März ein Stelldichein, das für den Besucher zu einem einmaligen Ereignis wird. Eine davon ist Judith Nussbaumer aus Fulenbach. Sie ist seit rund dreissig Jahren ihrem malerischen Beruf verfallen, wobei auch dreidimensionale Arbeiten eine Rolle spielen. Sie malt in einer einmaligen Leidenschaftlichkeit in erdigen Farbtönen, die von ihrer tiefen Naturverbundenheit erzählen, aber auch von ihrem feinen Gespür für Licht und Schatten, für Horizonte und Ebenen, für das Zartangedeutete und das markant Herausgearbeitete.

Tief mit der Natur verbunden

In dieser Ausstellung stehen die horizontalen Malereien im Zentrum. Auf den unterschiedlichsten Bildern erkennt man Ebenen, horizontale Markierungen, wellenartige Linien in unterschiedlichen Farbabstufungen, oft im zarten Kontrast zueinander. Erdiges oder helles Grün, dunkles Braun oder Beigetöne, bläuliche Schattierungen, schwarze Markierungen oder Hintergrund, in dem man weisse Körper entdeckt, die sich zu bewegen scheinen und Eigendynamik entwickeln.

Die Horizontale auszuleben, war der Künstlerin ein Bedürfnis. Die Farben variieren, sie geht in ihren Bildern auf eine innere Reise, setzt Spuren in ganz unterschiedlichen Befindlichkeiten, spielt mit zarten und dynamischeren Emotionen. Immer ist die Farbe in ihrem Zusammenspiel von Bedeutung.

Man erlebt wunderschöne Bildräume, die dem Betrachter auf eine besondere Art das Auge öffnen. Manchmal erkennt man zarte Markierungen, die hinabfliessen, kaum erkennbar, die etwas Verwischtes an sich haben und auf geheimnisvolle Art eine weitere Dimension erschliessen.

Die Künstlerin ist mit der Natur tief verbunden, liebt es, in den unterschiedlichsten Farbkombinationen solchen Befindlichkeiten auf den Grund zu gehen. Die Horizontale wird zu einem grenzenlosen Erlebnis, fliesst über den Bildraum hinaus und weckt im Betrachter eine Sehnsucht nach Freiheit, nach Unendlichkeit.

Ausdrucksstarke Skulpturen

Einmalig sind auch die bildhauerischen Arbeiten von Irma Bucher im Kirchenraum geschickt platziert. Sie ist in Luzern geboren, lebt heute in Böckten im Baselbiet und ihre Bildhauerarbeiten sind von unglaublicher Intensität und Ausdrucksstärke. An unzähligen Ausstellungen ist man auf sie aufmerksam geworden. Man erkennt Köpfe oder Körper, immer geht sie dem Stein auf die Spur, sucht sie die Seele des Steines, arbeitet nur in feinen Betonungen ein Gesicht heraus.

Manchmal erkennt man die Gesichtszüge erst nach längerem stillem Betrachten, oder dann spielt sie mit den Schichtungen des Steins. In einer seltenen Offenheit und Sensibilität erkennt sie die Eigenart eines Steins, holt das Verhaltene, Versteckte in ihm heraus, ohne ihn zu vergewaltigen. Der Stein darf sich selber bleiben, das was wir in ihm erkennen, ist eine zusätzliche formale Herausarbeitung, die nur ein äusserst begabter Bildhauer, eine Bildhauerin hinbringt.

Ihre künstlerische Tätigkeit hat mit Magie zu tun. Kalksteine mit feinen Strukturen, die weiterleben dürfen, sind zu orten, ein Kopf in Marmor mit feinen Gesichtszügen. Eindrucksvoll ist die grosse Figur aus portugiesischem Schiefer im Chorraum mit dem Titel «ecce homo», die einem unter die Haut geht. Sie steht da, nur die wesentlichsten Linien sind fassbar.

Wesentlicher sind die Strukturen des Schiefers, sein Innenleben, an dem man teilhaben darf. Im Wechsel des Lichtes verändern sich die farblichen Nuancen, und es ist so, als bekäme der Stein, die Figur, ständig eine andere Aussage: Mensch, was bist du, wohin gehst du, wo liegt deine Bestimmung? Sehnsucht macht sich breit, denn auf diese existenziellen Fragen gibt es kaum Antworten. Man erfährt elementare Kraft, aber auch zart Betontes, und erkennt, dass der Stein in sich mit dem Unendlichen zu tun hat.

Am Freitag, dem 13. März ist Vernissage

Die Vernissage findet am Freitag, dem 13. März, um 19.30 Uhr satt. Die Einführung erfolgt durch die Kunsthistorikerin Gina De Micheli, für die musikalische Umrahmung sorgt das Duo Accobella.

Öffnungszeiten: Freitag 19 bis 21 Uhr, Samstag/Sonntag 14 bis 18 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 29. März. An den Sonntagen sind die Künstlerinnen anwesend (15. März: nur Judith Nussbaumer).