Der Fünfliber feierte jüngst sein 100-Jahr-Jubiläum. Er ist wohl weltweit eines der erstaunlichsten Geldstücke, das sich im Umlauf befindet. All den Stürmen – auch solchen, die Landesgrenzen verschoben – trotzt er seit mehr als 100 Jahren. Zwar verlor der Fünfliber etwas an Gewicht, als man ihn ab 1968 ohne Silber prägte.
Weil der Metallwert des Geldstücks mehr als fünf Franken betrug, entwickelte sich südlich der Alpen ein fragwürdiges Geschäftsmodell. Mafiosi liessen die «Schmelze» der Schweizer Silbermünzen gewinnbringend in den Metallmarkt einfliessen. Die Nationalbank gebot dem Treiben Einhalt.
Nichtsdestotrotz schätzen wir Alten den Fünfliber immer noch als wertvoll ein, wenn er unübersehbar auf unserer Hand liegt. Dies, obwohl er gerade noch einen Kaffee aufwiegt.
Woher das kommt? Der Fünfliber weckt Emotionen, die auf Kindheitserinnerungen zurückgehen. Unter dem Weihnachtsbaum beispielsweise erfüllte er einst, auf Lebkuchen geklebt, die Funktion eines «Göttibatzen». Diesen schätzten die Kinder seiner Qualität wegen: Er musste nicht auf Geheiss der Eltern im Sparkässeli verschwinden.
Weil jahrelang die Rezession am Geldstück nagte, verlor es seinen Platz auf dem Lebkuchen. Selbst zwei Fünfliber vermochten den stetigen Wertverlust nicht aufzufangen. Grosszügige Göttis versuchten es mit dem nicht minder legendären «Goldvreneli». Aber Gold passt irgendwie nicht auf Lebkuchen.
Wie trost- und lieblos präsentieren sich die Lebkuchen in den Regalen der Grossverteiler. Aufgereiht in Reih und Glied versuchen sie seit Ende Oktober, die Begehrlichkeit der Kinder zu wecken. Deren Blicken nach zu schliessen, könnte nur der Griff nach einem Sack Mehl von nebenan emotionsloser ausfallen. Lebkuchen mit einem Fünfliber unter dem Weihnachtsbaum – das ist definitiv Geschichte.
Apropos Weihnachtsbaum: Zu heidnischen Zeiten hatte er böse Geister vom Hause fernzuhalten oder er symbolisierte die Lebenskraft. Eine Herzogin aus Schlesien sei 1611 die Erste gewesen, die ihren Weihnachtsbaum mit Kerzen schmückte. Seither bringt das Weihnachtslicht in langen Wintern mit dunklen Nächten Licht in die Herzen der Menschen.
Ob dieses Jahr eine Inflation der Gefühlskälte dazu beitrug, da und dort dem Weihnachtsbaum im öffentlichen Raum den Stecker zu ziehen? Verkauft wird die Massnahme in Anbetracht der Weltlage unter dem Label «Stromsparen». Die Frage sei erlaubt: Dreht man nicht an der falschen Schraube?
Das Weihnachtslicht geniesst einen hohen emotionalen Stellenwert. Dieses über ein paar LED-Lämpchen zu dämmen, erweckt bei vielen Menschen zwiespältige Gefühle. Die Frage nach der Verhältnismässigkeit stellt sich.
Die wirtschaftspolitisch gefärbte Massnahme überzeugt jedenfalls nicht alle. Sarkastisch ausgedrückt, könnte man parallel dazu alle Gäuer Gemeinden auffordern, eine Spritzkanne voll Wasser in die Dünnern zu giessen, um mehr Strom zu produzieren.
Ich selber würde raten, den geliebten «Fünfliber» aus dem Verkehr zu nehmen, damit er sich nicht in der Stromrechnung auflöst.
Ein Dankeschön gehört jenen, die gegen alle Widerstände mit einem schmucken und warmen Weihnachtslicht die frohe Weihnachtsbotschaft in die Welt senden. Der Friede sei mit euch!
Kuno Blaser, pensionierter Lehrer und Uroensinger